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Mia

„Es tut mir leid Mia. Ich bleibe hier. Aber du schaffst das. Da bin ich mir sicher. Schließlich bist du zäh und hast Leon." „Finn, du darfst jetzt nicht allein sein! Lys Tod wird dich zerstören!", flüstere ich und noch mehr Tränen laufen mir über die Wange. „Wenn ich ihn überwunden habe, komme ich dich besuchen. Versprochen. Aber jetzt brauche ich einfach meine Zeit für mich. Bitte versteh das." Schnell wische ich mir die Tränen weg und stehe auf. Ich hasse mich dafür, doch er muss wissen was für ihn am besten ist. „Du kannst immer kommen.", versichere ich ihm. In meinem Inneren fühle ich mich einfach leer, doch ich zwinge mich zu einem Lächeln, was Finn verständlicherweise nicht erwidern kann. Ich habe keine Ahnung was ich zum Abschied sagen soll. Also ziehe ich ihn in eine Umarmung. Nun rieche ich den Alkohol noch stärker, was mir aber egal ist. Er flüstert mir etwas ins Ohr. Ich versteh es nicht, denn ich bin zu sehr mit Lys Tod beschäftigt. Dann umarmt er kurz Leon. Langsam schwingt die Tür auf und wir treten auf den Platz. Das Tor schlägt hinter uns zu und plötzlich ist alles still.

Abber all die Verzweiflung die ich in mir trage bricht plötzlich heraus und ich lasse mich auf den Boden fallen. Dass sich Steine in mein Knie bohren stört mich nicht. dann fange ich an zu schluchzen. Immer lauter bis es zu einem Schrei wird. Sofort kniet Leon neben mir. Unschlüssig mustert er mich. Er hat Angst mich zu umarmen. Aber jetzt legt er seine Hand auf meine Schuler. Immerhin etwas. „Ich habe alle verloren!", flüstere ich und setzte mich nach hinten, auf meine Unterschenkel. „Ich bin doch noch hier.", wiederspricht er mir. Ich starre ihn an. „Warum? Warum bist du nicht schon längst nach Hause gegangen und hast mich einfach gehen lassen? Warum kümmerst du dich noch um mich?" „Du weißt warum.", meint er leise. Er hat Recht, ich weiß warum. Ich lege meine Handflächen auf meine Augen. „Warum?", wiederhole ich nur tonlos. Bevor er antworten kann, nehme ich meine Hände von meinem Gesicht und mustere ihn. Er sieht mich einfach nur an. Das reicht schon, um mir Gänsehaut zu verpassen. „Du verdienst jemand so viel besseren.", sage ich und Tränen rinnen mir ungehindert über mein Gesicht. Ich weiß nicht, ob es wegen Lys Tod ist oder einfach wegen Leon. „Es gibt niemand besseren als dich." „Warum denkst du das?", schreie ich. „Was siehst du in mir?" „Du bist einfach perfekt.", meint er schulterzuckend. Ich schnaube und starre ihn an. „Ich bin egoistisch und schnell gereizt. Es muss immer um mich gehen. ich bin unglaublich nachtragend und suche die Schuld immer bei anderen! Was ist daran gut?", rufe ich. „Du bist nicht egoistisch. Und auch sonst nichts von den Eigenschaften die du aufgezählt hast." „Dann sag mir einmal eines: Wie kann es sein, dass immer wenn ich etwas falsch mache, dich als Monster bezeichne, dich schlage, dich verletzte, mental und körperlich, du mir immer verzeihst? Und wenn du etwas falsch machst, ich dich sofort hasse? Ich hasste dich sogar, als ich wusste, dass der Fehler nicht deine Schuld war. Wenn nicht du es warst, der etwas falsch gemacht hat, sondern ich. Wie kannst du mich noch immer mögen?" „Ich liebe dich. Und deshalb verzeihe ich dir. Du meinst es nicht so und das weiß ich." „Aber ich meine es so! In diesen Momenten hasse ich dich wirklich! Nach deinem Tod, als ich dich weggestoßen habe, bist du immer wieder zu mir zurückgekommen. Du hast nicht aufgegeben. Ich habe dich verletzt. Weil ich Bilder in meinem Kopf gesehen habe. Du wolltest mich retten, bist dadurch gestorben und wie habe ich es dir gedankt? Indem ich dich fast zerstört habe!" „Wenn es jemand wert ist um ihn zu kämpfen, gibt man nicht einfach so auf. Man steht auf und versucht es erneut. Und das hast du getan! Du hast es versucht! Immer wieder und wieder. Schlussendlich habe ich zugelassen, dass die Götter die Kontrolle über meinen Körper haben. Ich hätte mich gegen sie wehren sollen! Aber das habe ich nicht, zumindest nicht stark genug. Und meine Strafe war eben, dass du mich nicht mehr liebst!", sagt er leise. Ich halte inne. Gibt er gerade ernsthaft sich selbst die Schuld für das, was ich gemacht habe? „Hör auf!", murmle ich. „Was denn?", erwidert er verwirrt. Seine Augen waren auf den Boden gerichtet. Jetzt blicken sie mich an. „Dir die Schuld zu geben für etwas, was ich falsch gemacht habe!" „Vielleicht habe ich es nicht verdient!", flüstert er. „Verdient, dass du mich nicht liebst."

„Aber ich liebe dich.", hauche ich. Mein gesamter Körper fängt an zu zittern. Es tut so gut, es endlich ausgesprochen zu haben. Es war das erste Mal, dass ich „Ich liebe dich." zu Leon, ja zu irgendjemand überhaupt, gesagt habe. Auch als wir zusammen waren, habe ich es nie gesagt. Aber es stimmt. „Du sagtest, du willst einfach nur befreundet sein.", fängt er an. Plötzlich, auch wenn es vollkommen absurd klingt, verstehe ich die Worte, die Finn mir ins Ohr geflüstert hat. „Freunde blicken sich nicht so an.". „Ich war wieder einmal egoistisch. Dachte, dass ich dich nicht lieben würde. Aber immer als du mich berührt, oder auch nur angesehen hast, hatte ich das Bedürfnis dich zu berühren. Ich wollte, dass es wieder so wird wie früher." Er blickt mich einfach nur an. „Und ich weiß, dass ich dich nicht verdient habe. Dass du jemand verdient hast, der dich schätzt und nicht wegen jeder Kleinigkeit sofort ausflippt. Aber ich liebe dich Leon."

Plötzlich kann ich einfach nicht anders und beuge mich abrupt nach vorne. Meine Lippen pressen auf seine, aber ich löse mich sofortwieder. „Schon wieder war ich egoistisch.", meine ich, Tränen rinnen mir über die Wangen und ich zwinge mich in sein Gesicht zu lächeln. Warum kann ich es mir und allen anderen eigentlich nie Recht machen? „Siehst du? Du hast noch nicht einmal die Zeit gehabt zu antworten." „Du kennst meine Antwort schonlange.", flüstert er und schlingt seine Arme um meinen Oberkörper. Dann zieht er mich zu sich. Hebt mich auf seinen Schoß. Streicht mir meine Haare aus dem Gesicht. „Ich liebe dich Mia.", sagt er leise. Meine Haut kribbelt. „Ich liebe dich. Und du hast keine Ahnung wie perfekt und wunderschön du bist." „Ich liebe dich Leon.", flüstere ich erneut, doch der Satz geht fast in dem Kuss unter.

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