12

30 4 1
                                    

Mia

Wie kommt sie denn auf so etwas? „Nein, nicht ich. Die anderen Götter." Ich stemme meine Hände in meine Hüfte und mustere sie. „Warum sollten sie das tun?" Auch Leon will etwas zu der Konversation betragen, doch ich bringe ihm mit einer Geste zum Schweigen. „Du bist deinem Schicksal entflohen." „Was? Wann?", erwidere ich verwirrt. „Als du nicht vom Elementor getötet wurdest.", klärt sie mich auf. „Aber du hast mich doch von dort weggebracht!", beschwere ich mich. Warum ist das meine Schuld? „Das interessiert die Götter nicht. Du bist nicht tot und auch nicht mehr im Luftreich." „Deshalb hat Leon versucht mich zu vergewaltigen? Was hat das eine mit dem anderen zu tun?" „Sie können dich nicht töten, da das ein zu großer Eingriff in die Geschichte wäre. Also haben sie von Leon Besitz ergriffen und er hat das getan, was er getan hat." „Bist du dir da sicher?", hacke ich nach. Das kann doch gar nicht sein! Haben die Götter wirklich solche Macht? „Natürlich, sie sind Götter, du Idiot.", schaltet sich meine innere Stimme wieder ein, die ich allerdings gekonnt ignoriere. „Ja, ich bin mir sicher.", kommt die ernüchternde Antwort von Thea. Eine ganze Weile starre ich sie an, während Flammen noch immer um meine Finger huschen. „Hat sie Recht?", frage ich Leon, nachdem ich mich zu ihm umgedreht habe. Sein Kopf ist gesenkt und sein Blick haftet am Boden, „Es könnte sein.", flüstert er. Auch er scheint sich nicht sicher zu sein. „Was jetzt? Ja oder nein?", frage ich etwas aufgebracht. „Es fühlte sich schon so an, als hätte jemand Besitz über mich ergriffen. Ich konnte nichts dagegen tun." Geschockt mustere ich ihn. Wenn das stimmt, ist die Wut auf ihn unbegründet. „Also ist es wirklich wahr? Die Götter haben mich bestraft, für etwas, was Thea gemacht hat?", murmle ich. Plötzlich erlöschen meine Hände und ich ziehe Leon in eine Umarmung.

Vollkommen überrascht bleibt er einfach so stehen. Dann realisiert er was ich mache und er erwidert sie. Noch immer gibt eine Körperhälfte, die trotz der logischen Erklärung so weit wie möglich von Leon weg will. Als sich Leon langsam von mir löst, dennoch seine Arme um meine Schultern gelegt hat, blicke ich fragend zu ihm auf. Sein Blick haftet an meinen Lippen. Nervös trete ich von einem Fuß auf den anderen. Als hätte jemand die Zeit verlangsamt sehe ich sein Gesicht auf mich zukommen. Seine Augen schließen sich und Zentimeter für Zentimeter kommt er näher zu mir. Vollkommen unschlüssig stehe ich da. Mein Körper sträubt sich gegen den bevorstehenden Kuss. Plötzlich ist Leon nur noch Millimeter von mir entfernt. Abrupt trete ich einen Schritt zurück und stoße seine Arme von meinen Schultern. Leon stolpert nach vorne und keucht auf. Gerade noch rechtzeitig fängt er sich und blickt mich an. „Es tut mir leid. Auch wenn ich weiß, dass jemand von dir Besitz ergriffen hat, warst es doch du. Dein Körper, deine Stimme.", rechtfertige ich mein Verhalten. „Aber ich liebe dich.", flüstert er. „Tut mir leid." Peinlich berührt stehen wir gegenüber. „Wie wäre es mit einfach nur Freunde? So wie wir früher waren." Leon starrt mich an und in seinen Augen kann ich den Schmerz sehen. „Okay.", murmelt er dann. Und nun kommt zu dem Schmerz in seinen Augen auch Enttäuschung dazu. Er tut mir irgendwie leid, aber ich schaffe das einfach nicht.

„Das soll mir gegen den Elementor helfen?", grinse ich und schaffe es gerade noch, mein Lachen zu unterdrücken. Thea nickt ernst. „Mit ihm hast du eine Chance gegen den Elementor. Du kannst ihn besiegen." „Das ist ein verdammter Stein!", mault Leon hinter mir unzufrieden. Anscheinend hat er sich etwas Pompöseres erwartet und nicht einfach einen grauen Kiesel. „Erzähl mal. Wie soll er uns helfen?", meine ich nach einer Weile. „Er entzieht dem Elementor die Kräfte!", erklärt Thea mir. Wieder grinse ich. Ein Stein! Das soll unsere Rettung sein? „Also gut. Wir nehmen diesen...Stein also mit und was dann?" „Ihr tötet ihn." Es ist nur ein Satz und doch bringt er meine ganze Welt zum Wackeln. „Diesen Teil übernehme ich.", höre ich Leons Stimme und spüre seine Hand, die auf meiner Schulter liegt. Plötzlich möchte ich meine Wange gegen seine Hand schmiegen und ihn dann an mich ziehen. Es genießen, dass er so viel größer ist als ich ist und sein Kinn auf meinen Scheitel legen kann. Langsam würde ich mich von ihm lösen und ihm dann meine Finger in den Nacken legen. Lange würden wir uns tief in die Augen sehen, bis wir uns schlussendlich küssen würden. „Stopp!", schreit jemand in meinen Gedanken. Ich bin nicht mehr mit ihm zusammen und wir sind nur Freunde! Auch würde das in Anwesenheit meiner Mutter passieren, wobei ich mich wahrscheinlich etwas unwohl fühlen würde. Aber da es dazu nie kommen wird, brauche ich mir darüber auch keine Gedanken zu machen. Meine Schulter schüttelt Leons Hand ab und sofort sehne ich mich wieder nach seiner Berührung. Dort, wo seine Hand lag, fühlt sich meine Haut sofort kühl an. Kann er nicht sehen, dass ich gerade jetzt eine Umarmung von ihm brauche. Früher hätte er das sicher gespürt. Jetzt steht er einfach nur da und starrt mich verwirrt an. „Was ist?", murmle ich. „Du starrst mich an und antwortest nicht." Sofort werden meine Wangen rot und ich blicke zu Boden. „Nie wieder einen Gedanken, der romantische Aktivitäten zwischen uns beinhaltet!", tadle ich mich erneut.

„Okay also schaltet dieses Ding die Kräfte des Elementors aus. Wir reisen zu ihm und töten ihn.", fasse ich unseren Plan zusammen. Zustimmend nickt Thea. „Wann brechen wir auf?", meint Leon. „Jetzt.", erklärt Thea sofort. „Was?", rufe ich. „Ich muss doch noch mit meiner Mutter sprechen und ich möchte etwas Zeit mit ihr verbringen. Ihr alles erzählen. Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen.", protestiere ich. Muss es wirklich jetzt sofort sein? Kann das nicht warten? „Wenn der Elementor tot ist, habt ihr genug Zeit. Auch wisst ihr noch nicht, was mit Finn und Ly ist. Sie könnten in großer Gefahr schweben und je länger ihr wartet, desto schlimmer könnte ihre Lage werden." Das ist ein gutes Argument. „Mia, wir sollten wirklich jetzt aufbrechen. Wenn wir zurückkehren, dann kannst du Zeit mit Xenja verbringen. Aber bis dahin haben wir etwas zu tun. Das, was wir eigentlich vorhatten. Wir töten den Elementor, damit du seinen Platz einnehmen kannst." Langsam drehe ich mich zu Leon um. „Vielleicht hast du Recht", gebe ich zu bedenken. „Hier.", ergreift Thea wieder das Wort und drückt mir den Stein in die Hand. Er fühlt sich kühl an und jagt mir einen Schauder über den Rücken. Das soll mir helfen, den Elementor zu besiegen? Es scheint nur ein normaler Stein zu sein.

FairytaleWhere stories live. Discover now