34. Zeit, das Versprechen einzulösen

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Leon

"Mia!", schreie ich gellend während ich versuche mich von Ly loszueisen. Meine Gedanken rasen, doch ich weiß, dass ich zu Mia muss. Aber egal was ich mache, ich kann mich nicht befreien. Hilflos wird Mia aus meinem Blickfeld gezerrt und ich breche zusammen. Hart schlagen meine Knie auf den Plastersteinboden auf. Alle starren mich an. Doch es ist mir egal. Tränen rinnen mir über die Wangen und Ly lässt mich endlich los. Sofort kniet sie sich neben mich. Ich kann nur an die Stelle starren an der sie verschwunden ist. Sie hat mich geküsst, bevor sie gegangen ist. Sie hat das getan, was ich mich nie getraut habe. Der Moment war sofort wieder vorbei und nun ist sie weg. Ich fange an zu schreien. Nichts Bestimmtes nur eine lauter, langer Schrei. Immer mehr Tränen verlassen meine Augen. "Leon." Es war nicht mehr als ein Flüstern, doch es dringt zu mir durch. Es ist Ly die mich verzweifelt ansieht. "Es tut mir Leid." "Sie ist weg! Und sie kommt nicht wieder!", schluchzte ich. "Leon...", doch ich lasse sie nicht ausreden. "Ich hätte sie retten können!" Ich schaffe es nicht weiter zu reden. Noch immer kniee ich am Boden. Mein T-Shirt ist schon voller Tränen. Die Leute starren noch immer. Doch plötzlich bahnt sich ein älterer Mann den Weg durch die Menge. "Ich bin Xaver. Wir bringen sie hier weg.", begrüßt er uns. Ly redet kurz mit ihm, aber ich höre nicht hin. Ich biege meine Beine so lange, bis ich auf dem Bode sitze. "Leon. Wir können mit diesem Mann mitgehen. Er ist einer der Leiter hier." Ich schluchze nur. "Geht nach Hause. ", ertönt Xavers Stimme nun lauter. Innerhalb weniger Minuten leert sich der Platz, dann kniet er sich neben mich. "Hallo.", fängt er vorsichtig an. Ich blicke ihn nur an." "Wir können dir und Ly helfen, deine Freundin zurückzuholen. Doch du musst uns auch helfen." Ich nicke und rapple mich auf. Ich würde alles tun, um Mia zu beschützen. Immer wieder habe ich ihr das versprochen und es wird Zeit, dass ich mein Versprechen einhalte. Wir gehen endlos scheinende Gänge entlang, bis wir endlich in eine Art Kontrollzentrum kommen. Dort steht ein Tisch und ein Fenster überblickt eine Stadt. Normalerweise wäre ich von diesem Anblick überwältigt, doch jetzt habe ich keine Augen dafür. "Also wie holen wir sie zurück?", frage ich sofort, noch während ich mich umdrehe. "Das ist nicht so einfach. Wir haben weder Krieger, noch richtige Waffen." "Wisst ihr wo sie hinwollen?" Der Mann nickt. Er hat kurze schwarze Haare und einen drei Tage Bart. "In ein kleines Dorf knapp unter der Spitze des Berges. Dort wohnen sie." "Was Wollens sie überhaupt von ihr?", frage ich, als mir auffällt, dass ich darüber noch gar nicht gedacht habe. Xaver zuckt mit den Schultern. "Ich hatte gehofft, dass ihr es mir sagen könnt." Doch ich schüttle den Kopf. "Was werden sie mit ihr anstellen?" "Sie haben noch nie Menschen entführt.", antwortet er schulterzuckend. "Ich werde sie holen.", sage ich eher zu mir selber als zu den anderen. "Leon.", fängt Ly an, doch ich unterbreche sie. "Du hast geschafft, dass ich draußen überleben könnte. Und dass meine Vorfahren aus den Bergen kommen, war damit nicht gemeint." "Ich weiß, was ich gesagt habe." Doch niemand sonst könnte mit dir kommen. Nicht einmal ich. Schließlich ist das auch für mich zu steil." "Ich schaffe das alleine." "Sie haben Pistolen." Ich lache auf. "Solange sie keine Siblerkugeln haben, können sie mir nichts anhaben." Überrascht blickt Ly mich an. "Tut mir Leid, aber ich verstehe nicht ganz.", mischt sich nun auch Xaver ein. „Was hast du vor zu tun und wie wirst du allein gegen eine Horde dieser Männer antreten." Ich grinse ihn an und kann schon das Kribbeln in meinen Händen und Füßen spüren, als sie sich in Pranken verwandeln.

Mia

Es ist wohl etwas Zeit vergangen, denn in dem Raum ist es nun vollkommen dunkel. Durch ein gewaltsames Klopfen werde ich wach. Die Eisentür wird aufgezogen und der große Mann tritt herein. "Mia, Mia, Mia.", murmelt er. "Dass du so gewalttätig bist, wusste ich ja gar nicht." "Sie wissen gar nichts über mich.", fauch ich. "Doch, eigentlich weiß ich viel über dich. Zumindest mehr als du glaubst. Du kommst aus dem Wald und bist eine Flux, was auch immer das sein mag. Du warst schon in der Wüste und im Meer. Doch jetzt bist du hier. Und dann ist da natürlich noch die tragische Liebesgeschichte zwischen dir und deinem kleine Freund. Wie heißt er noch gleich? Leon, hab ich Recht?" "Wehe sie nehmen seinen Namen noch Mal in den Mund", knurre ich und ignoriere die Tatsache, dass ich wohl gerade meinem Stalker kennen gelernt habe. "Ihr seid aber auch süß. Erkennt eure Liebe erst dann, wenn es zu spät ist." Ich beiße meine Zähme zusammen. Er beugt sich zu mir hinab. Ohne zu zögern spucke ich ihm ins Gesicht. Angewidert tritt er ein paar Schritte nach hinten. Ich zerre an meinen Ketten. Doch sie bewegen sich keinen Zentimeter. Er fängt an zu lachen. "Und dann sollst du auch noch etwas Besonderes sein. Alles was ich vor mir sehe, ist ein freches, aufsässiges, kleines Mädchen." Er geht ein wenig auf und ab. "Also Mia, sag mir: Was macht dich so besonders?" Ich habe keine Ahnung. Doch das muss er ja nicht wissen, als tue ich so, als würde ich ihm nicht antworten wollen. "Ich bin zwar mitgekommen, doch das heißt noch lange nicht, dass ich euch helfe. Außerdem wird Leon mich holen." "Oh das glaube ich nicht.", antwortet er zuckersüß. "Denn sobald irgendjemand in unsere die Nähe kommt, wird derjenige bald nicht mehr unter uns weilen." Ich kneife meine Augen zusammen, erwidere aber nichts. Doch innerlich will ich schreien. Leon wird mich sicher holen! "Willst du uns nicht etwas von deiner besonderen Gaben abgeben. „Ich starre ihn einfach nur an. Was für Gaben? Sobald ich hier raus komme, muss ich unbedingt herausfinden, was mich so unglaublich besonders macht. "Also nicht?", fragt er während er einen gespielten, traurigen Gesichtsausdruck aufsetzt. Plötzlich ertönt ein Knall, der Mann eilt nach außen und lässt mich alleine in dem dunklen Raum zurück. Doch es dauert nicht lange, da kommt ein großer, breiter Wächter, der mit seiner Rüstung mehr als furchteinlösend aussieht, und stellt sich neben die Tür.

Der Lärm schwillt immer weiter an, bis er abrupt aufhört. Gespannt warte ich. Doch eine Zeit lang passiert überhaupt nichts. Vor der Tür ist nichts als Stille. Dann höre ich ein klopfendes Geräusch auf der anderen Seite der Tür. Plötzlich wird sie aufgerissen und ich kann meinen Augen nicht trauen, als Leon im Türrahmen steht. Er tritt einen Schritt auf mich zu. Plötzlich tritt der große Mann, der noch immer hinter der Tür steht, einen Schritt nach vorne und zieht ein Messer. Ich schreie auf, doch ich bin vollkommen hilflos. Was jetzt passiert, sehe ich in Zeitlupe. Eine hell leuchtende Klinge braust durch die Luft, direkt auf Leon zu. Dieser ist viel zu überrascht, um zu reagieren. Mit einem schmatzenden Geräusch, fährt er über Leons Kehle und er bricht sofort zusammen. Ich fange an zu schreien. Immer lauter. Es fühlt sich so an, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen und nun falle ich in ein unendliches, schwarzes Loch. Zuerst verschwimmt mein Blick und ich habe Angst, dass ich in Ohnmacht falle, aber aus irgendeinem Grund halte ich durch. Meine Sicht wird wieder klar und obwohl ich nichts lieber täte, als meine Augen von Leon abzuwenden, kann ich es nicht. Er liegt vollkommen regungslos am Boden und um seinen Hals bildet sich eine Blutlache, die in jedem Augenblich größer wird. Der Mann hat den Raum verlassen, aber ich kreische noch immer. Fester und fester ziehe ich an meinen Ketten. Aber sie halten stand. Es rinnt Träne um Träne von meiner Wange auf den Boden und es ist nichts hier, was sie stoppen könnte. Nur zwei Meter von mir entfernt liegt Leon und doch war noch nie etwas weiter entfernt. Wie durch ein Wunder, öffnen sich plötzlich meine Fesseln und ohne noch eine wertvolle Sekunde zu verlieren stürze ich zu Leon. Ich kniee mich hin und ziehe ihn auf meinem Schoß. Panisch streiche ich ihm über die Haare. Tränen fließen von meinendem Gesicht hinab und fallen auf seines. Ich kann ein leises Röcheln hören. "Leon!", schreie ich so hoch, dass Glas zerspringen könnte. Aber er liegt einfach nur da. "Nein! Nein! Nein! Du musst bei mir bleiben hörst du? Wir schaffen das! Wie wir es immer geschafft haben! Du darfst nicht aufgeben! Ich schaffe das alles nicht ohne dich!", schluchze ich. Ich muss irgendetwas tun! Die Wunde abdecken, sie verbinden oder etwas machen damit er wieder atmen kann. "Hörst du?!", schreie ich ihn an. "Bleib bei mir! Du kannst das schaffen!" Doch ich höre nun nicht mal mehr das Röcheln und auch seine Brust hebt und senkt sich nicht mehr. "Nein, nein, nein! Komm schon!", bettle ich. Plötzlich höre ich Stimmen im Gang. Es wird nicht mehr lang dauern bis die schwarzgekleideten Menschen wiederkommen. Die, die Leon ermordet haben! Sie werden dafür bezahlen! Die Tür wird aufgestoßen und eine Vielzahl an Männern strömt herein. Doch plötzlich fühle ich mich leer. Ich spüre weder Angst, noch Wut oder Trauer. In meinem Inneren befindet sich einfach nichts, eine gähnende Leere. Ich habe keine Kraft mehr und breche über Leon zusammen. Ich kann nicht mehr. Plötzlich höre ich ein Grollen, tief in der Erde. Bevor ich mich darüber wundern kann, wird alles gleißend hell. Ich sehe nichts mehr und so ergeht es auch den Soldaten, denn ich höre verwirrte Schreie. Wie aus dem Nichts kommt eine Druckwelle. Zuerst kann ich sie nur in meinem Körper spüren, doch dann breitet sie sich immer weiter aus. Bevor ich von Leon weggeschleudert werde, fliegen die Soldaten durch die Luft. Ich kann nichts mehr erkennen und im Raum herrscht ohrenbetäubender Lärm. Ich werde gegen etwas Hartes geschleudert und merke, wie jeder Teil meines Körpers unbeweglich wird. Dann wird alles schwarz.
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(A/N: Ja, das ist das erste Mal, dass ich direkt mit euch "rede".
Also das ist das Ende von "Fairytale" und ich wollte mich erstmals für euer unglaubliches Feedback bedanken!
Ihr seid einfach unglaublich und wir waren sogar schon auf Platz #16 in der Kategorie "Abenteuer"! Auch die Anzahl am Votes ist beachtlich.

Dankeschön.

Und nein, das ist nicht das Ende dieser Reihe. Es werden noch 2 weitere Teile folgen.
Das war es erstmal wieder von mir und hoffe, dass euch der 2. Teil genauso gefällt wie dieser hier.♡

Das erste Kapitel kommt übrigens am Donnerstag und ich werde wieder alle 2 Tage posten)

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