Ich stehe in einer Dusche und lasse das kühle Wasser über meinen erhitzen Körper rinnen. Xaver hat mich zu diesem Bad geführt und mir alles gegen, was ich brauche. Neue Kleidung, Shampoo mit einem Kamm und eine Zahnbürste. Das Essen steht noch immer unangetastet im Zimmer, doch er hat mir versprochen, dass es noch warm sein wird, wenn ich wiederkomme. Das kühle Nass beruhigt mich etwas und lässt meinen rumorenden Kopf wieder abkühlen. Auch meine Tränen nimmt es mit sich. Leon hätte gewollt, dass ich nicht um ihn trauere, sondern mein Leben weiterlebe. Doch er hat keine Ahnung wie schwer das ist. Außerdem weiß ich immer noch nicht, was das Beben ausgelöst hat. Da bemerke ich, dass ich angefangen habe zu zittern. So in meinen Gedanken versunken habe ich nicht realisiert, dass das Wasser immer kälter geworden ist. Schnell stelle ich es ab und steige aus der Dusche. Auf einem Hocker liegt das Handtuch, was ich sofort nehme, um mich darin einzuwickeln. Als ich mich fertig abgetrocknet habe, stelle ich mich vor einem großen Spiegel und betrachte besorgt meinen Körper. Zuerst mein Gesicht. Meine Augen liegen in tiefen, dunklen Höhlen und meine Wangenknochen stechen sofort heraus. Ich sehe ziemlich abgemagert aus. Auch meine fahle Haut unterstreicht meinen schlechten körperlichen Zustand. Im Gegensatz sind meine Arme blau und violett, da die blauen Flecken auch nach einer Woche noch nicht verheilt sind. Auch meine Beine sehen so aus. Doch was mir am meisten Sorge bereitet, ist mein Bauch. Eine dicke Narbe, in denen noch die Fäden hängen, überzieht ihn. Ich frage mich, was ihn so zugerichtet hat. Meine Knöchel sind rot und geschwollen. Auf einem Regal finde ich Unterwäsche, eine graue Jogginghose und ein lockeres schwarzes Top. Schnell ziehe ich mich an, wobei ich immer aufstöhnen muss, immer wenn ich mich bücke, da jedes Mal mein Bauch rebelliert. Als ich in meinem Zimmer ankomme, wartet schon eine Frau auf mich. Sie hat einen weißen Kittel an und lächelt mich an. Für ein zweites, falsches Lächeln habe ich einfach keine Kraft mehr, weshalb ich sie nur mit leerem Blick anstarre. "Ich bin Katalin, die Chefärztin hier." Ich nicke nur monoton. "Auf deinem Bauch ist eine Narbe.", erklärt sie mir. „Was wirklich?", denke ich augenrollend, sage jedoch nichts. „Die muss ich versorgen." Wieder ein Nicken als Antwort. "Es geht ganz schnell.", verspricht sie mir. "Zieh bitte dein T-Shirt hoch und lasse die Arme oben." Ich gehorche und sehe zu, wie sie mit eine weiße Paste auf den Bauch, über die Narbe schmiert. Dann holt sie einen Verband aus der Tasche ihres Kittels und fängt ihn um meine Taille zu wickeln. Als sie fertig nickt sie, als Zeichen, dass ich meine Arme nun wieder sinken lassen kann. "So das war es schon. Am besten du ruhst dich ein bisschen aus. Dein Körper ist ziemlich ausgelaugt von den Geschehnissen." Ich nicke ein drittes Mal und murmle "Danke.", bevor sie das Zimmer verlässt. Müde drehe ich mich um. Als meine Augen durch den Raum streifen, bleiben sie an etwas hängen, was mich auf keuchen lässt.

Es ist Leon! Er steht einfach hier, so als wäre nichts passiert. Ohne zu Zögern laufe ich auf ihn zu und strecke meine Hände nach ihm aus, die Scherzen verdrängend. Doch er hält abweisen die Hand vor seinen Körper bevor ich ihn auch nur berühren kann. Dennoch blickt er mich liebevoll an. "Ich bin nicht real.", sind die ersten Worte, die aus seinem Mund kommen. Sie sind wie ein Schlag in die Magengrube. "Was soll das heißen? Natürlich bist du real!", gebe ich verwirrt zurück. Er schüttelt traurig den Kopf. "Ich bin eine Kreation deiner Einbildungskraft." Ich schüttle den Kopf. "Warum bist du dann hier? Das ergibt keinen Sinn.", stottere ich. "Es ergibt Sinn. Du wünscht dir nichts sehnlicher als mich wieder zu sehen. Aber du weißt, dass ich Tod bin, deshalb erschuf mich dein Geist." "Das ist nicht wahr! Du bist hier", flüstere ich leise und mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Als Antwort steckt er mir seine Hand entgegen, die ich sofort nehmen will. Aber ich gleite hindurch. Wieder und wieder greife ich nach seinem Arm, doch da ist immer nur Luft. Die ersten Tränen rinnen mir übers Gesicht. "Nein, nein! Das kann nicht sein! Du musst wiederkommen!", schluchze ich. "Ich bin Tod.", meint er leise. "Aber du siehst genauso aus wie er. Du redest wie er und hast dieselben Augen!" Ich weiche einige Schritte zurück. "Es tut mir leid.", antwortet Leon leise. "Nein, mir tut es leid. Wegen mir bist du Tod!", rufe ich verzweifelt. Selbst erschrocken von der Wahrheit, die in meinen Worten liegt, stütze ich mich am Bettpfosten ab, der mich vor dem Umfallen bewahrt. "Wegen mir! Alles wegen mir! Er könnte ein glückliches Leben führen, doch er ist gestorben. Wegen mir, für mich.", murmle ich leise vor mich hin. Zwei Mal, fünf Mal, zehn Mal, bis ich es mindestens zwei Dutzend Male gesagt habe. Bei jedem Mal werde ich lauter und zum Schluss brülle ich die Worte aus mir heraus. "Er ist für mich gestorben!", schreie ich verzweifelt. Tränen rinnen mir nun unkontrolliert durch das Gesicht und bei jeder Bewegung verschickt mein Bauch einen neuen Schmerzstoß. Jeder nimmt mir fast den Atem, doch es ist mir egal. "Mia!", schreit Leon mich an. Ich verstumme abrupt. "Verschwinde!", knurre ich. Verwirrt blickt er mich an. "Aber du willst doch, dass ich bleibe.", erwidert er. "Verschwinde! Du erinnerst mich an ihn, dass all das hier meine Schuld ist!" "Aber ich...", will er sich verteidigen, doch ich lasse nicht locker. „Verschwinde!" Er bleibt seelenruhig stehen. Ich nehme die Decke vom Bett und schleudere sie gegen Leon. Doch sie fliegt einfach durch ihn durch. Da geht die Tür auf und Xaver kommt herein. "Mia!", ruft er. Ich drehe mich um und laufe zu ihm. "Sag ihm er soll weggehen!", schluchze ich. "Mia, da ist niemand außer und zwei."

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