xvii. traditions of love

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Lächelnd beobachte ich, wie Maple verträumt zu Cove blickt, in dessen Blick man das Fernweh nach seiner Heimat erkennt. Wie er seine Augen schließt und im Rhythmus des Liedes seine Augen zusammen mit Finnick in die Luft wirft. Doch in Finnicks Augen erkenne ich nur das pure Glück des Augenblickes.

Enthusiastisch fallen Finnick und ich in unsere Arme, ehe mein Bruder zusammen mit Cove einen Schritt näher an uns heran tritt und uns mit einem breiten Grinsen erwartungsvoll anschaut. Ich kenne diesen Blick, denke ich. Er führt etwas im Schilde.

"Finnick und Juniper. Dies ist nicht nur die Hochzeit zweier sich liebender Menschen, sondern auch die Zusammenführung zweiter Distrikte. Zweier Kulturen. Deshalb haben Cove und ich es uns zur Aufgabe gemacht, soweit es möglich ist, ein paar Traditionen umzusetzen." Aufgeregt wippt mein Bruder auf seinen Füßen auf uns ab, als sein Blick immer wieder nach oben verschwindet, um die Tränen aufzuhalten. "Vor der Tür dieses Raumes liegt etwas für euch bereit und in Absprache mit Alma Coin dürft ihr an die Oberfläche. Ihr werdet verstehen, was zu tun ist."

Überrascht blicke ich zu Finnick, der mich jedoch mit dem gleichen verdutzten Blick ansieht und schulterzuckend daraufhin meine Hand ergreift. "Wir werden nur erfahren was es ist, wenn wir den Schritt wagen und gehen." Gemeinsam stürmen wir grinsend durch den Gang zum Ausgang des Raumes, bevor ich mich zu der Gesellschaft umdrehe und ihnen verabschiedend zuwinke. Es war bereits ein langer Abend denke ich und wer kann uns schon sagen, wie und wo er enden mag.

Mit einer flotten Handbewegung schwingt die dunkle Tür zum Gang hin auf, als Finnick mir auffordernd den Arm ausstreckt und mich vor ihm gehen lässt. Kaum fällt die Tür wieder in ihr Schloss, legt er seinen Arm über meine Schultern und drückt einen Kuss auf meinen Hinterkopf. Auf einem kleinen Tisch vor uns, der bei meinem Eintreffen vor ein paar Stunden nicht stand, erkenne ich den kleinen Sprössling sitzen, dessen Erde bereits leicht getrocknet anfängt zu bröseln. Neben ihm liegt ein Blumenkranz, aus Blumen, die definitiv nicht der dunklen Erde aus meinem Distrikt zuzuordnen sind.

"Hibiskus", erklärt mir Finnick, als ich das sanfte Lila der Blüte betrachte. Die Stängel der Pflanzen sind aufwendig zu einem breiten Kranz ineinander verschlungen worden.

"Was macht man damit?", frage ich neugierig, während ich den kleinen Setzling vom Tisch aufhebe und ihn vorsichtig an mich drücke und die Erde mein Kleid braun bemalt.

"Das werde ich dir liebend gerne zeigen", grinst er mir entgegen, als er die große Blumenkette um seinen Hals legt und wir uns auf den Weg zur Oberfläche machen.


Als die Metalltür die kühle Luft der Natur eröffnet, atme ich tief durch und blicke auf den hellleuchtenden Mond über uns. "Warte!", rufe ich, als Finnick den ersten Schritt auf den klammen Boden des Waldes setzen will. Verwundert blickt er mich an, während ich mich zum Grund beuge, den Sprössling absetze und aus meinen Schuhen schlüpfe. Daraufhin greife ich mit einer Hand meine Schuhe und mit der anderen den Baum.

"Wir müssen barfuß sein, nur so sind wir mit der Natur richtig verbunden. Nur so können unsere Wünsche beim einpflanzen des Baumes erhört werden", erkläre ich, ehe Finnick hektisch, aber lachend seine Schuhe auszieht und fast das Gleichgewicht verliert.

"Wenn es die Tradition so verlangt, habe ich ja fast gar keine Wahl."

Meine Füße berühren das weiche Moos, das an den rostigen Rändern der Tür wächst. Ich atme die klare Luft der Nacht ein und blicke überlegend durch die Tannen des Waldes, um einen geeigneten Platz zu finden.

In der Nähe des Weihers, an dem ich mit Finnick bereits vor ein paar Wochen saß, finde ich schließlich eine ausreichend große Stelle, so dass der Baum in Zukunft genug Platz haben wird sich auszubreiten. Unbekümmert lasse ich mich in meinem weißen Kleid auf die Erde unter uns fallen und beginne mit der Hand eine kleine Kuhle auszuheben und mich von meinen Gedanken übermannen lasse.

"Die Welt könnte mir jeden Luxus bieten, den es zu finden gibt", schmunzle ich Finnick an, als er sich ebenfalls auf den weichen Boden fallen lässt. "Aber am Glücklichsten macht es mich, die feuchte Erde unter meinen Nägeln zu haben; Zweige in meinen Haaren und Dreck an meinen Klamotten."

"Die Mädchen aus Distrikt 7", verträumt lässt Finnick sich nach hinten fallen und beobachtet, wie ich vorsichtig die Wurzeln des Setzlings aufbreche und sie mit der Erde des Waldbodens beginne einzupflanzen. "Diese eine Besondere aus Distrikt 7."

"Okay, komm zu mir", trage ich ihm auf, als nur noch ein letztes bisschen fehlt um den Baum vollständig einzupflanzen. Er lehnt sich wieder zu mir nach vorne, währenddessen ich ihm eine Handvoll Erde in die noch saubere Hand drücke. Als er beginnt bei dem Gefühl der kalten Erde zu grinsen, fülle ich meine Handfläche mit der restlichen Erde und blicke ihn gespannt an.

"Laue Sommernacht; am Himmel stand kein Stern; im weite Walde suchten wir uns tief im Dunkel und wir fanden uns. Wir sitzen hier im Grün des Waldes, in der Heimat unseres Herzens und bestimmen gemeinsam: Unser Wald ist unser Leben", grinsend gebe ich ihm ein Zeichen, die Erde vorsichtig an den Stamm des Sprösslings zu drücken, ehe seine Hand daraufhin auf meiner legt und mein Blick auf den schmalen, grünen Blättern verweilen.

"Und nun zum Brauch von Distrikt 4", lächelt Finnick mir zu. Nickend wische ich die Hände am Stoff meines Kleides ab und folge ihm zum dunklen Weiher. Behutsam streift er sich den Blumenkranz über den Kopf ab und lässt ihn in seinen Händen ruhen, bis er sich vor das Wasser kniet und beginnt zu sprechen: "Liebe kann wie ein Tropfen Wasser sein, der einer Blume die Kraft gibt, sich wieder aufzurichten. Möge unsere Liebe nie ausgeschöpft sein, so dass jede Blume, jeder Augenblick unseres Lebens, die Chance bekommt zu wachsen und zu blühen." Und gemeinsam lassen wir den Blumenkranz auf der Oberfläche des Wassers davon schwimmen.

ɢʟɪᴛᴛᴇʀ ᴀɴᴅ ɢᴏʟᴅ ⏤ finnick odairWhere stories live. Discover now