"Da ist ja die Braut des Tages!"

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Ach du heilige Scheiße!

Das war mein erster Gedanke, an diesem wundervollen Morgen. Der Morgen des 14. Oktobers 1978. Der Morgen unserer Hochzeit.

Seufzend drehte ich mich nach links, doch als ich die leere Betthälfte sah fiel mir wieder ein, dass ich ja gar nicht zu Hause übernachtet hatte, sondern bei James' Eltern. Unsere Hochzeit war in vielerlei Hinsicht anders als „normale" Hochzeiten. Man konnte auch nichts anderes erwarten bei zwei Monaten Planungszeit, während wir auch noch umgezogen waren.

Wir hatten auf solchem Kram wie Junggesellen Abschied verzichtet und James hatte lediglich einen entspannten Abend mit Peter, Sirius und Remus und ich einen ebenfalls ruhigen Abend mit Marlene und Emilia verbracht. Wir würden auch keine riesige Hochzeit mit über 100 Leuten haben, von der ich, als ich klein war, immer geträumt hatte. Und trotzdem hatten unsere Trauzeugen Sirius und Marlene dafür gesorgt, dass einfach umsetzbare Dinge wie bei einer „normalen" Hochzeit verlaufen. Das hieß, dass am Tag vorher Marlene und Sirius mich aus unserem Haus gescheucht hatten und Emilia, Marlene und ich zu James' Eltern appariert waren.

Was ich davon halten sollte, wusste ich nicht genau. Ich war wenigstens froh, dass Euphemia in meiner Nähe war und mich vor dem Ausflippen bewahren konnte. Außerdem würde sie mir beim fertig machen eine große Hilfe sein.

Als ich auf den Wecker schaute merkte ich, dass ich eigentlich erst in einer halben Stunde hätte aufwachen müssen. Weiter zu schlafen hielt ich aber für unmöglich, weswegen ich aufstand und ins Badezimmer ging, um zu duschen. In gemütlichen Klamotten und noch nassen Haaren, ging ich dann runter in die Küche, wo ich bereits Emilia und Euphemia vorfand.

„Guten Morgen Lily, hast du gut geschlafen?!", wollte James' Mutter wissen und goss mir lächelnd einen Kaffee ein, als ich mich zu ihnen an den Tisch setzte.

„Besser als gedacht", antwortete ich. „Wo ist Marlene?"

„Die ist noch unter der Dusche. Es scheint so als hätte sie von uns allen am besten geschlafen", erwiderte Emilia.

„Ich glaube es echt immer noch nicht, dass ich gleich heirate. Ich meine ich bin 18", gab ich daraufhin von mir, so als ob es mir erst jetzt aufgefallen wäre. Euphemia und Emilia lachten beide.

„Und ich glaube es nicht, dass mein einziger Sohn mit 18 heiratet. Ich hätte schwören können, dass er bis an sein Lebensende Single bleibt, weil ich ihn immer als beziehungsunfähig eingeschätzt habe. Aber, dass er mit achtzehn heiratet, dass ist-" Meine zukünftige Schwiegermutter schüttelte sprachlos den Kopf.

„Falls es dich beruhigt Euphemia, ich dachte auch immer James sei beziehungsunfähig. Ich bin genauso sprachlos wie du", versicherte ich ihr, was ihr ein weiters Lachen entlockte. Sie hatte keine Zeit mehr, um zu antworten, denn Marlene kam gut gelaunt in die Küche geplatzt.

„Da ist ja die Braut des Tages! Und bist du schon aufgeregt", fragte sie euphorisch. Sie trug lediglich einen Morgenmantel, doch ihre Haare waren im Gegensatz zu meinen schon getrocknet und hingen ihr voluminös in braunen Wellen über die Schultern.

„Wow Marls, du bist diejenige, die hier aussieht, wie die Braut des Tages", entgegnete meine andere beste Freundin und ich hätte es nicht besser formulieren können. Emilia trug wie ich ebenfalls eine Jogginghose, ein T-Shirt und ihre blonden Haare waren ebenfalls noch nass.

„Ach was, wenn ich mal mein Werk vollbracht habe, dann wird man ohne Zweifel Lily als die Braut erkennen", winkte Marlene ab. „Außerdem kennt mich jeder auf der Hochzeit und alle wissen, wie ich zum Thema heiraten stehe"

„Also so wie du dich in den letzten beiden Monaten ins Zeug gelegt hast, denkt man wirklich nicht, dass du niemals heiraten möchtest", bemerkte James' Mutter amüsiert.

„Ich glaube das war einfach nur deswegen so, weil ich niemals heiraten will. Und wahrscheinlich, weil ich Lily und James schon seit zwei Jahren shippe und bei Merlin eine Hochzeit zwischen den beiden, da darf man nicht einfach nur Zuschauer sein!", erwiderte meine beste Freundin. „Außerdem hoffst du doch nur, dass Sirius und ich heiraten damit du auch einen zweiten Sohn hast, der heiratet"

Euphemia versuchte ihr Lächeln hinter ihrer Tasse zu verbergen. „Vielleicht"

Es dauerte keine halbe Stunde, da zerrte mich Marlene schon aus der Küche und hoch in James' altes Zimmer, in dem ich in der Nacht geschlafen hatte. Sie hatte ihre ganzen Make-Up und Haar-Utensilien auf dem Schreibtisch verteilt und während sie sich um mein Gesicht kümmerte, übernahm Emilia meine Haare.

Zu meiner Überraschung hatte Marlene mich tatsächlich gefragt, was ich mir denn so vorstellte und als ich sagte, dass ich ein ganz schlichtes Make-Up haben wollte, setzte sie das auch in die Tat um. Emilia war eine Göttin, was das Haare machen anging. Sie zauberte mir eine traumhafte Frisur, bei der die vordere Partie meiner Haare nach hinten zusammengesteckt war und die hinteren Haare in Locken über meine Schulter fielen.

Ich betrachtete mich im Spiegel und brauchte lange, um zu realisieren, dass das wirklich ich war. Danach machten sich Emilia und Marlene selbst komplett fertig und zogen ihre Kleider an, während ich mich ein bisschen entspannte (oder es zumindest versuchte). Beide trugen dunkelgrüne, bodenlange Kleider, die beiden perfekt standen. Dazu hatten beide ihre Haare offen und gewellt.

Dann klopfte es an der Tür und Euphemia betrat den Raum mit einem Kleidersack. „Ich glaube es wird langsam Zeit dafür", sagte sie strahlend und reichte Marlene den Sack, in dem sich mein Kleid befand. Auch Euphemia war schon komplett fertig gemacht. „Oh Lily, du siehst jetzt schon umwerfend aus!"

„Danke", antwortete ich, konnte aber nicht mehr sagen, da Emilia gerade mein Kleid aus dem Kleidersack befreite. Es war das erste Mal, dass ich es nach der Anprobe sah und ich fand es immer noch traumhaft schön.

Es dauerte zwar ein bisschen, bis schließlich der letzte Knopf an der Knopfleiste am Rücken geschlossen war, aber dann brachte Emilia endlich den Ganzkörperspiegel, damit ich mich betrachten konnte. Es war das erste Mal, dass ich alles zusammen sah: Das Make-Up, die gemachten Haare, die Schuhe, das Kleid. Ja, ich hatte mich gegen einen Schleier entschieden, da ich einfach nichts Passendes gefunden hatte. Das hatte mich im ersten Moment traurig gestimmt, da ich es mir immer vorgestellt hatte mit Schleier zu heiraten, aber ich fand mich damit ab. Lieber gar nicht als hässlich.

Mein Kleid bestand Obenrum größtenteils aus Spitze und war bis zur Taille enganliegend und ging dann im unteren Teil aus Tüll etwas auseinander. Es war sehr schlicht, was zu mir passte und ich liebte es abgöttisch. Da es schon Oktober war, hatte ich mich für ein Kleid mit ¾ Ärmel aus Spitze entschieden, die optisch perfekt dazu passten. Ich hielt den Atem an und konnte erst wieder etwas klarer wahrnehmen als Emilia mich durch den Spiegel anlächelte und sagte: „Es ist soweit"

Hopeless Love - Jily FanfictionWhere stories live. Discover now