"Mir ist jetzt scheiß egal, was du mir zu sagen hast"

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Das hatte sowohl Emilia als auch Marlene die Sprache verschlagen. „Was?", fragte Emilia leise, nachdem gefühlt Stunden niemand mehr etwas gesagt hat.

„Ich bin ein Werwolf", wiederholte sich Remus. „Ich weiß, ich hätte es dir schon viel früher sagen sollen, aber ich wusste einfach nicht wie. Du solltest dir nicht vorstellen müssen, wie ich mich einmal im Monat in ein Monster verwandele. Die Zeit mit dir war nur so wunderschön und ich habe es nicht übers Herz gebracht das zu zerstören, wenn ich es dir sage und-"

Doch weiter kam Remus nicht, denn Emilia trat auf ihm zu und umarmte ihn, ohne irgendwas zu sagen. Ich drehte meinen Kopf nach rechts und bemerkte, dass James genauso verwundert über die Reaktion war wie ich. Jedoch war die ganze Stimmung im Raum immer noch angespannt, da niemand wusste, wie es jetzt mit den beiden weitergehen würde. Ich war mir nicht mal sicher, ob die beiden das wussten.

„Remus, das ist mir scheiß egal, was du bist!", sagte Emilia, nachdem sie sich aus der Umarmung gelöst hatte. „Du bist für mich immer noch der gleiche Remus für mich und kein Monster. Wenn ich sauer auf dich sein sollte, dann nur, weil du es mir über ein Jahr lang verschwiegen hast"

„Was?", flüsterte Remus geschockt.

„Ich liebe dich, und zwar den Menschen in dir, denn das bist du. Ein Mensch, der so wundervoll und selbstlos ist", erklärte seine Freundin und küsste ihn.

Erleichtert atmete ich aus und drehte meinen Kopf dieses Mal nach links. Sirius sah so aus, als ob er gleich kotzen müsste und demonstrierte das auch ziemlich übertreiben. „James?", flüsterte ich, als ich den Blick wieder von Sirius abgewandt hatte. Fragend schaute er mich an. „Kannst du mir mal bitte das Kissen geben?"

Er schaute mich immer noch irritiert an, erhob sich aber leicht, um mir das Kissen zu geben, dass sich hinter seinem Rücken befand. Ich nahm es dankend entgegen und ohne, dass jemand damit gerechnet hätte, schlug ich Sirius damit.

„Hey!", rief er und ich grinste ihn nur süßlich an. „Ich habe doch recht: schnulziger ging wohl wirklich nicht", ergänzte er an Remus und Emilia gewandt, deren Aufmerksamkeit nun auch auf Sirius und mir lag.

Noch bevor ich irgendwas machen oder sagen konnte hörte ich eine Stimme in mein Ohr flüstern. „Wir haben auch noch etwas zu bereden", flüsterte James neben mir, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. Diese verschwand jedoch schnell, als ich mir seiner Worte bewusst wurde. Was bei Merlins Bart musste er mit mir bereden? Unfähig irgendwas zu sagen nickte ich nur und James stand auf, hielt mir seine Hand hin und half mir vom Sofa.

„Macht es dir was auch noch ein bisschen raus zu gehen?", fragte er mich und ich schüttelte den Kopf. Also reichte er mir meinen Umhang und unter den neugierigen Blicken der anderen verließen wir den Raum. Wir gingen schweigend nebeneinander her, bis wir nach draußen traten.

Es war schon dunkel, obwohl es gerade mal sieben Uhr war. Trotzdem hatten alle Schüler die Erlaubnis, sich bis acht Uhr draußen aufzuhalten, solange man nicht allein war.

„Ich bin dir auch noch eine Erklärung schuldig", fing James irgendwann zögerlich an.

„Was, bist du auch ein Werwolf?", fragte ich, was ihm ein atemloses Lachen entlockte.

„Nein, da muss ich dich leider enttäuschen", erwiderte er. „Kannst du dich noch an die Nacht erinnern, als... das mit Rivers passiert ist?" Er sprach sehr langsam und ich wusste, dass er nicht wusste, wie ich auf das Thema reagieren würde. Als ich an diese Nacht denken musste wurde mir eiskalt, doch ich wollte wissen, was James mir zu sagen hatte und deswegen ignorierte ich meine Erinnerungen und nickte nur.

„Als wir später in unseren Räumen waren hast du mich plötzlich gefragt, warum ich einen blutenden Kratzer an der Wange hatte", fuhr er fort, als wir etwas abseits des Schulgeländes entlanggingen. Ich erinnerte mich noch sehr gut daran, wie er daraufhin meiner Frage ausgewichen war, doch ich hatte mir bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr dabei gedacht. „Aber du hast mich nie gefragt, warum ich überhaupt mit Sirius noch in den Gängen um diese Zeit unterwegs war. Und warum ich an diesem Abend keinen Rundgang mit dir machen konnte, was ich bis heute wirklich bereue, da dir sonst einiges erspart geblieben wäre"

Wenn es James' Ziel war mich zu verwirren, dann hatte er es perfekt hingekriegt. Ich hatte keinen Plan, worauf er hinauswollte. „Was willst du mir damit sagen, James?", fragte ich verwirrt und runzelte die Stirn.

„Ich habe dir eine große Sache über mich noch nicht erzählt. Aber ich habe bei Remus und Emilia gesehen, wie wichtig es ist keine großen Geheimnisse voreinander zu haben. Und dann habe ich mit meinen Freunden gesprochen und sie haben mir gesagt, dass ich es dir sagen soll"

Ich wäre beinahe ausgerastet. Und ich kann nach wenigen Tagen im Jahre 1978 nur eins sagen: Ladies und Gentleman, der Award für die größte Dramaqueen geht dieses Jahr mal nicht an Sirius Black, sondern an meinen Freund James Potter. Besser wurde meine Laune auch nicht bei seinen nächsten Worten, die lauteten: „Dreh dich bitte um Lily"

Ich musste mich echt beherrschen ihn nicht anzuschreien. Ich biss mir auf die Lippe, um nichts zu erwidern und drehte mich langsam um. Wehe jetzt kommt irgendwas Blödes dabei raus, dann ist dieser Junge fällig, dachte ich mir in dem Moment.

Eine Weile lang geschah nichts und ich wartete darauf, dass James sagt, dass ich mich wieder umdrehen kann, doch er sagte nichts. „Mir ist jetzt scheiß egal, was du mir zu sagen hast, ich drehe mich jetzt um und wehe du hast nicht-", sagte ich warnend während ich mich umdrehte, doch bevor ich den Satz beenden konnte erstarrte ich. Vor mir stand nicht mehr mein Freund, sondern ein Hirsch. Ein verdammter Hirsch.

Ich brauchte jedoch nicht lange, bis das alles für mich einen Sinn ergab. „Prongs", flüsterte ich fassungslos und trat einen Schritt näher an das Tier heran. Ich erkannte ihn sofort und ich kam mir plötzlich so dumm vor, dass ich es nicht schon viel früher herausgefunden hatte. Alles machte plötzlich einen Sinn: James' Patronus, sein Spitzname, einfach alles.

Auch der Hirsch, James, kam mir näher und zögerlich streichelte ich über seinen Kopf. Doch noch ehe ich ihn ein weiteres Mal berühren konnte, verwandelte er sich wieder in seine menschliche Form zurück. „Du bist ein Animagus", stellte ich leise fest. Er nickte. „Und in den Vollmondnächten seid ihr bei Remus, denn Werwölfe hören auf Tiere aber nicht auf Menschen" Er nickte wieder.

„Lily, alles in Ordnung", fragte James langsam, als ich ein paar Minuten ihn einfach nur angestarrt hatte.

Ich nickte. „Gib mir einfach nur noch ein paar Minuten, um damit klarzukommen, dass mein Freund ein verdammter Hirsch ist"

James lachte. „Ich bin kein Hirsch, naja nicht wirklich. Ich bin einfach nur ein Animagus"

„Lass mich mal kurz eins und eins zusammenzählen", erwiderte ich und machte eine kurze Pause. „Ich liege doch richtig damit, dass Peter und Sirius auch Animagi sind, oder?"

„Ja, Sirius ist ein Hund und Peter eine Ratte"

„Dann seid ihr zu hundert Prozent unregistrierte Animagi, stimmt's?!"

„Ganz genau", erwiderte mein Freund grinsend, woraufhin ich lachend den Kopf schüttelte.

„Seit wann?", fragte ich, als wir uns schließlich wieder auf den Weg zum Schloss machten.

„Seit unserem fünften Jahr. Es war ein langer Weg, aber wir hatten es schließlich geschafft", antwortete James und ich bewunderte ihn dafür, denn jeder wusste, dass es nicht einfach ist ein Animagus zu werden. Unsicher schaute er mich von der Seite an. „Was sagts du eigentlich dazu?"

„Ich hätte damit rechnen müssen, deswegen überrascht es mich im Nachhinein nicht so sehr, aber als ich eben nur noch einen Hirsch gesehen habe, war es für mich vorbei", entgegnete ich lachend. „Auch wenn es viel praktischer wäre, wenn du wie Sirius ein Hund wärst, dann könnte ich viel einfach mit dir in deiner Animagi Gestalt kuscheln"

„Tut mir leid, aber ich konnte es mir nicht aussuchen. So kannst du wenigstens auf mir reiten"

Ich brach daraufhin in schallendes Gelächter aus und James ebenfalls, als ihm aufgefallen war, was er gerade gesagt hatte. „Oh Gott James, das hört sich so falsch an!"

Tut mir leid, dass das Kapitel erst so spät online kommt😅

-Laura

Hopeless Love - Jily FanfictionWhere stories live. Discover now