"Ich wusste, dass ich immer hierhin zurückkommen kann"

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Es fiel uns schwer dort im Leben weiterzumachen, wo wir aufgehört hatten. Wir hatten früher James' Eltern nicht jeden Tag gesehen, aber wir wussten, dass sie da waren und, dass wir immer zu ihnen kommen konnten. Doch jetzt ging es nicht mehr. Und es fühlte sich komisch an.

Die ersten zwei Wochen nach dem Tod von Euphemia und Fleamont waren hart. James musste gefühlt tausende Entscheidungen treffen und zu unheimlich vielen Terminen. Es musste entscheiden werden, was mit ihrem Haus passiert, ihr Testament musste verlesen werden und es musste sich um ihr Bankkonto bei Gringotts gekümmert werden. Und das waren nur drei der vielen Sachen, die anstanden.

Als meine Eltern gestorben waren, musste ich mich um nichts kümmern, da ich zum einen in der Muggelwelt noch minderjährig war und, weil Petunia da war, die schon volljährig war.

Doch James war das einzige Kind von meinen Schwiegereltern gewesen, wenn man Sirius mal außenvor lässt. Er konnte bei den Sachen nicht sehr helfen, da die Potters ihn nie wirklich adoptiert hatten. Trotzdem hatten sie ihn natürlich in ihrem Testament neben James erwähnt... genauso wie mich.

Ich versuchte meinem Mann zu helfen, wo es nur ging. Durch meine Schwangerschaft hatte ich viel Zeit, da ich nur noch bei den Treffen vom Orden dabei sein musste, aber ich war mittlerweile in der dreißigsten Woche und wurde immer erschöpfter.

„Das mit Gringotts ist jetzt geklärt. Das Geld meiner Eltern ist jetzt in unserem Verließ", sagte James und ließ sich auf den Stuhl gegenüber von mir fallen. Unser Esstisch glich einem Schlachtfeld, denn es war überschwemmt von Pergamenten, die wir durchgehen mussten. „Und was hast du heute noch so gemacht. Ich hoffe du hast hier nicht die ganze Zeit gesessen und bist diesen Mist durchgegangen"

„Nein", beruhigte ich ihn. „Ich bin auf den Friedhof gegangen und habe frische Blumen dahin gebracht"

Es hatte keine richtige Beerdigung gegeben, das war in der jetzigen Zeit nicht wirklich möglich gewesen. Deswegen waren nur Sirius, Marlene, James und ich dort gewesen, als ihre Särge in die Erde gelassen wurden.

„Ich hätte echt niemals gedacht, dass es so viel Papierkram ist. Die geben einem ja überhaupt keine Zeit auch nur ein bisschen zu trauern", erwiderte ich mürrisch. James griff über den Tisch nach meiner Hand und strich über diese.

„Wir sind bald damit fertig. Morgen gehen wir erstmal zu dem Haus meiner Eltern und räumen es aus. Unsere Freunde kommen und helfen dabei", versicherte James mir.

„Wow du hast ‚wir' gesagt, das heißt du lässt mich mithelfen?!", sagte ich erstaunt mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Ja, ich ‚lasse' dich mit. Du musst auch mal aus diesem Dorf rauskommen und außerdem schaffe ich das nicht ohne dich. Aber du darfst keine schweren Sachen schleppen. Kartons packen, ja. Kartons tragen, nein"

„Ja Dad", sagte ich spöttisch, was ihn zum Schmunzeln brachte. Dann wurde ich wieder ernst. „Was willst du mit dem Haus machen"

James zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht ob ich schon dafür bereit bin es zu verkaufen. Vielleicht will unser Kind es später mal, deswegen denke ich, dass wir es erstmal behalten. Die Sachen müssen wir aber ausräumen und ausmisten, sonst bliebt es für immer da"

„Am besten bringen wir die Wertvollen Sachen in unser Verließ bei Gringotts, da ist es glaube ich am besten aufgehoben"

Und da stand ich einen Tag später also. In dem Haus meiner Schwiegereltern, welches jetzt uns gehörte. Es tauchten Bilder in meinem Kopf auf von Momenten, die ich diesem Haus erlebt habe. Wenn es für mich schon so überwältigen war, wollte ich mir erst gar nicht vorstellen, wie es wohl für James sein musste.

Wie vom Blitz getroffen drehte ich mich um und lief die Treppe hoch ins erste Obergeschoss. Dabei lief ich fast Remus um, der gerade einen gepackten Karton, der aus Sirius' Zimmer stammen musste, runtertrug. Doch ich lief weiter direkt auf James' altes Zimmer zu. Und dort stand er. Regungslos mitten im Raum.

Ich blieb kurz im Türrahmen stehen und atmete tief durch. Dann ging ich langsam auf ihn zu und schlang meine Arme von hinten um ihn.

„Es war schon komisch für mich auszuziehen und mein Zimmer, indem ich den Großteil meiner Jugend verbracht habe, zurückzulassen. Aber ich wusste, dass es immer hier sein würde. Ich wusste, dass ich immer hierhin zurückkommen kann." Bei seinen letzten Worten drehte er sich zu mir um.

„Ich weiß James", flüsterte ich. „Ich weiß" Ja, ich wusste, wie es sich anfühlte. Das letzte Mal als ich in meinem Jugendzimmer gewesen war, bin ich fast zusammengebrochen.

„Hier sind so viele Dinge passiert", sagte James und schaute sich über meinen Kopf hinweg im Raum um. „Ich weiß nicht wie viele Schichten Farbe mittlerweile hier auf den Wänden sind, weil ich die so oft angemalt habe. Und als ich fünf war haben meine Eltern einen Fehler gemacht und mir ein Hochbett mit einer Rutsche geschenkt. Natürlich war mir die Rutsche zu langsam, weswegen ich unterbewusst meine magischen Fähigkeiten eingesetzt hatte"

„Was ist dann passiert?" Ich ahnte schon, was die Antwort auf meine Frage sein würde.

„Die Heiler im St Mungos mussten mich danach wieder zusammenflicken und meine Eltern haben das Hochbett gegen ein normales Bett ausgetauscht" Ich lachte und er grinste zu mir herunter. „Hier hatten wir auch unser erstes Mal zusammen, weißt du noch?" Er gab mir einen Kuss auf die Nasenspitze.

„Wie könnte ich das jemals vergessen?", fragte ich lächelnd. Ich griff nach seiner Hand. „Komm, wir heben uns das Zimmer für den Schluss auf. Dann haben wir genug Zeit um in Erinnerungen zu schwelgen, denn ich glaube du hast noch so einige gute Geschichten auf Lager"

„Wir würden zwanzig Jahre brauchen, bis ich dir alles erzählt hätte, was ich hier in dem Haus schon alles angestellt habe", sagte James immer noch grinsend.

„Ich habe Zeit"

Hopeless Love - Jily FanfictionWhere stories live. Discover now