"Warum hat dieser Idiot nicht nach mir gerufen?!"

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„Bitte was?!", fragten Potter und ich gleichzeitig fast schon hysterisch. Wir befanden uns im Büro des Schulleiters, der uns in unser Amt einweisen wollte. Das Essen in der Großen Halle war schon vorbei und bevor wir unsere Schlafsäle aufsuchen sollten, bekamen wir die Anweisung, Dumbledore in seinem Büro aufzusuchen, was wir auch getan hatten. Und jetzt saßen wir vor seinen Schreibtisch und schauten ihn beide entgeistert an.

„Sie beiden werden einen Schulsprecherraum haben. Dazu noch angrenzend zwei Schlafzimmer und ein Badezimmer", wiederholte sich der Schulleiter. Ich hätte niemals gedacht, dass mich solche simplen Worte umhauen könnten. Doch das taten sie.

„Sie meinen, dass wir uns einen Raum teilen mit zwei angrenzenden Schlafsälen und einem gemeinsamen Bad?!", wiederholte ich die Worte, die wir gerade von Dumbledore zu hören bekommen hatten.

„Ganz genau, damit wäre jetzt auch alles geklärt. Sie sollten ins Bett gehen es ist schon spät. Den Schulsprecherraum finden Sie hinter einem Portrait gegenüber der Fetten Dame, das Passwort ist ‚Hippogreif'. Ihre Sachen wurden für Sie schon auf Ihre Zimmer gebracht"

Mit schnellen Schritten machten sich Potter und ich auf den Weg in unsere Schulsprecherräume, in denen wir unser letztes Schuljahr zusammenleben würden. Ich konnte es immer noch nicht fassen und Potter seinem Blick nach zu urteilen auch nicht.

Wir erreichten schließlich das Portrait, hinter dem sich unsere Räume befanden. Es war nicht weit entfernt vom Gryffindor Gemeinschaftsraum, was das einzig Positive war, dass mir zu diesem Zeitpunkt zu den Schulsprecherräumen einfiel. Das Portrait zeigte den Gründer unseres Hauses, Godric Gryffindor, und ich fragte mich, ob dies auch der gleiche Eingang war, wenn die Schulsprecher aus anderen Häusern kamen. Mir war diese Zeichnung nie wirklich aufgefallen und noch weniger hätte ich jemals gedacht, dass sich dahinter ein Raum befindet.

Neben dem Portrait Gryffindors befanden sich nämlich noch drei weitere. Auf dem ganz linken war Salazar Slytherin, auf dem daneben Helga Hufflepuff, dann das von Godric Gryffindor und schließlich das von Rowena Ravenclaw.

Potter trat neben mich und nannte das Passwort, ehe auch schon das Portrait zur Seite schwang und ich einen Raum erblickte. In diesem Raum stand ein rotes Sofa mit einem kleinen Tisch vor einem Kamin. Ich trat ein gefolgt von Potter. Als ich nun im Raum stand, blickte ich mich genauer um. An der linken Wand standen zwei kleinere Schreibtische. Generell war dieser Gemeinschaftsraum nicht groß, jedoch ziemlich gemütlich und für zwei Personen mehr als ausreichend. Es gab drei Türen, die von diesem Raum ausgingen, zwei auf der rechten Seite und eine gerade aus.

Die Tür gerade aus führte in ein kleines Badezimmer, mit einem Waschbecken, einer Toilette und einer Dusche. Die beiden Türen auf der rechten Seite führten in unsere Schlafzimmer. Das erste auf dieser Seite gehörte mir, das andere Potter. Die Zimmer waren durch Namensschilder auf der jeweiligen Tür gekennzeichnet.

Mein Zimmer war nicht wirklich groß, fand aber Platz für einen Kleiderschrank, eine Kommode, ein Bücherregal und einem breiteren Bett als üblich. Ich war zwar nicht in Potters Zimmer drin jedoch nahm ich an, dass es wohl ähnlich wie mein Zimmer aussehen musste. Obwohl bei ihm das Bücherregal wohl überflüssig sein würde.

„Alles gut bei dir?", hörte ich eine Stimme hinter mir und ich drehte mich ruckartig um. Potter stand im Türrahmen und schaute mich stirnrunzelnd an. Mir fiel auf, dass ich wohl ganz schön blöd ausgesehen haben muss, da ich bestimmt fünf Minuten einfach dort in meinem Zimmer gestanden war und mich umgeschaut hatte.

Ich funkelte ihn Böse an. „Hau ab Potter!", schnauzte ich ihn an.

„Dir auch eine gute Nacht Evans!", sagte er seufzend und verschwand.

Bevor ich mich in mein Bett fallen ließ, packte ich noch ganz ordentlich meinen Koffer aus und verstaute meine Sachen in dem Schrank und in der Kommode. Meine Bücher sortierte ich in das Regal ein und machte mich schließlich auf den Weg ins Badezimmer, mit der Hoffnung Potter nicht zu begegnen.

Ich hatte Glück, denn das Badezimmer war weder besetzt, noch befand sich mein selbsternannter Erzfeind in dem Gemeinschaftsraum. Ich seufzte erleichtert, als ich endlich in meinem sehr gemütlichen Bett lag. Ich nutzte die Zeit vor dem Einschlafen noch damit, meinen kleinen Kater zu kraulen, da er mir das Gefühl gab nicht alleine zu sein.

Ich hatte nie ein wirkliches Problem damit gehabt, mir meinen Schlafsaal mit den vier anderen Gryffindor Mädchen meines Jahrgangs zu teilen, zumal zwei davon meine besten Freundinnen waren. Aber jetzt bemerkte ich erst, was für ein Luxus es war allein in einem Zimmer zu sein und seine Ruhe zu haben. Zumal ich es letztes Jahr schon kaum ertragen hatte mir die Schwärmereien über Black und Potter, der anderen beiden Mädchen aus meinem Schlafsaal anhören zu müssen. Eigentlich waren die beiden zu mir ganz nett gewesen, auch wenn sie es genauso „toll" wie ich fanden, dass Potter mich immer nach Dates fragte. Jedoch nicht, weil sie ihn auch nicht leiden konnten, sondern weil sie seinem und Blacks Charme einer Nacktschnecke verfallen waren.

Hier jetzt allein in diesem Zimmer zu sein, war eine gute Entschädigung dafür, dass ich mit Potter zusammen Schulsprecher war und mir auch noch einen Gemeinschaftsraum und ein Badezimmer mit ihm teilen musste und dazu sein Zimmer noch direkt neben meinem war. Völlig in Gedanken versunken, schlief ich schließlich ein.

Am nächsten Morgen wurde ich nicht von meinem Wecker, wie es eigentlich üblich war, geweckt. Irgendwer rüttelte mir an der Schulter und rief: „Aufwachen Lily!" Die Stimme kam mir irgendwie bekannt vor. Ich schlug die Augen auf und erkannte... meine beste Freundin Marlene McKinnon. Mit einem Ruck saß ich aufrecht im Bett und funkelte sie böse an.

„Was machst du denn hier und warum weckst du mich?", fragte ich mürrisch.

„Weil du aufstehen musst, weil du in den Unterricht musst und du dir deinen Wecker nicht gestellt hast", antwortete Marlene ruhig. Oh Mist, das hatte ich ja komplett vergessen. Ich musterte meine Freundin von oben bis unten, bis mir eine Sache auffiel. Sie war schon komplett fertig gemacht. Ich schaute sie panisch an, was sie wohl bemerkte.

„Keine Sorge Lily, es ist erst zehn Minuten nach deiner normalen Aufstehzeit, das heißt, dass du noch genügend Zeit hast. Ich bin halt nicht so ein Langschläfer wie du", sagte sie.

Ich atmete erleichtert auf. „Wie bist du überhaupt hier reingekommen?", fragte ich nach einer Zeit.

„James hat mich geholt, weil du nicht aufgewacht bist und er nicht einfach so in dein Zimmer reinspazieren und dich wecken wollte", erklärte Marlene mir.

„Warum hat dieser Idiot nicht einfach nach mir gerufen?! Stattdessen hetzt er einen wildgewordenen Affen auf mich, um mich zu wecken!" Marlene schlug mir empört gegen die Schulter, lachte dann aber.

„Ich ignoriere deinen letzten Kommentar mal gekonnt. James hat nach dir gerufen, aber jeder weiß, dass du nicht aufwachst, selbst wenn man mit einem Sonorus-Zauber neben dir steht und dir ins Ohr brüllt. Du hattest echt Glück, dass ich schon wach war und er in den Gemeinschaftsraum gekommen ist. Außerdem ist James kein Idiot, er hätte dich auch einfach weiterschlafen lassen können und dann wärst du wahrscheinlich erst zum Abendessen wach geworden"

Zu meinem Leidwesen versuchte Marlene mich immer davon zu überzeugen, dass Potter eigentlich ganz nett war. Doch davon wollte ich nichts hören. Eine Entschädigung dafür, dass meine beste Freundin mit meinem Erzfeind befreundet war, war, dass sie wenigstens Sirius Black hasste. Eins war mir klar: Potter und Black würde ich niemals leiden können! Bei Merlin lag ich falsch mit dieser Annahme...

Hopeless Love - Jily FanfictionWhere stories live. Discover now