"Aus dir könnte echt mal was werden, Evans!"

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Nachdem ich bei dem Rundgang einfach zurückgelassen wurde, konnte ich ja nur mit schlechter Laune aufwachen.

Ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht, was passiert war. Ich wollte James nie verletzten, doch das hatte ich getan. Noch vor ein paar Jahren wäre es mir egal gewesen, was er fühlt oder wie sehr ich ihn verletzt hätte. Aber aus irgendeinem unerklärlichen Grund, tat es mir diesmal leid. Sogar so sehr, dass ich mir die Nacht um die Ohren schmiss.

Miesgelaunt schälte ich mich aus meinem Bett und betete zu Merlin, dass ich James so lange wie möglich an diesem Tag nicht begegnen müsste. Leider wurde dieses Gebet nicht erhöht und ich erblickte ihn, als ich - natürlich nur in meinem kurzen Schlafanzug bekleidet - unseren Gemeinschaftsraum betrat.

Für ein paar Sekunden lang, haftete sein Blick auf mir. Ich öffnete meinen Mund und wollte gerade etwas sagen, als er schon in seinem Zimmer verschwunden war. Am Abend zuvor hatte ich kurzzeitig die Hoffnung, dass er mir meinen Kommentar von gestern doch nicht so übelnahm, wie ich dachte. Doch dieser Funke Hoffnung wurde in diesem Moment zerstört. Wahrscheinlich hatte ich mir das nur eingeredet, damit ich mich nicht so schlecht fühlte und endlich schlafen konnte. Bei Merlin, wie sollte es nur so weiter gehen. Wir beide waren Schulsprecher und James musste ja irgendwann mal wieder mit mir reden. Oder? Ich wusste auch nicht, was an diesem Abend in mich gefahren war. Ich wusste, dass er mich niemals ein Schlammblut nennen würde, so wie Snape es getan hat. Trotzdem hatte ich es gesagt und es tat mir leid. Aber wie sollte ich ihm das sagen, wenn er mir immer aus dem Weg ging.

Mies gelaunt kam ich schließlich am Haustisch der Gryffindors an, um zu Frühstücken. Bei Merlin war ich schon wieder hungrig.

„Hey Lily, was ist dir denn über die Leber gelaufen, du siehst aus als wärst du von einer Schar Wichteln angegriffen worden", bemerkte Marlene, als ich mich auf den Platz neben sie fallen ließ.

„Danke für diese tollen Komplimente am Morgen", knurrte ich sie an, woraufhin sie abwehrend die Hände hob.

„Du kennst Marlene jetzt doch lang genug, um zu wissen, dass sie das Feingefühl eines Pottwales hat", sagte Emilia beschwichtigend. „Aber sie hat recht, du siehst etwas mitgenommen aus"

Ich seufzte gequält. „Es könnte sein, dass ich gestern etwas gesagt habe, dass ich nicht hätte sagen sollen"

„Zu wem? Etwa Snape? Hast du ihm gesagt, dass du ihm verzeihst? Wenn ja, dann hast du echt Mist gebaut und du kannst dich darauf verlassen, dass ich dich schlagen werde, wenn du meine Vermutung bestätigst", erwiderte Marlene.

„Nein, nicht zu Snape. Zu James", antwortete ich verzweifelt.

„Bei Merlin, das ist ja fast genauso schlimm. Egal was du gesagt hast, du hast es vergeigt. Und ich dachte, dass ihr schon bald als glückliches Pärchen durch die Schule laufen würdet, jetzt nachdem ihr schon den ersten Schritt gemacht habt und euch beim Vornamen nennt", kommentierte Marlene enttäuscht. „Mensch Lily, ich würde dich gerade echt gerne schlagen, weißt du das?!"

„Jetzt lass doch Lily erstmal erzählen, was sie gesagt hat", sagte Emilia ruhig. Bei Merlin war ich froh, dass sie auch noch da war und Marlene beruhigen konnte.

„Ich habe ihn gefragt, warum er Snape so sehr hasst. James hat gesagt, dass man direkt sieht auf welcher Seite er steht, da er mich ja auch ein... ihr wisst schon... genannt hat. Dann habe ich gesagt, dass das wieder seine typischen Vorurteile wären und ich habe ihm vorgeworfen, dass auch er derjenige gewesen sein könnte, der mich so nennen würde"

Ich hatte Marlene nie so entsetzt und wütend zugleich gesehen. Sie konnte einem in diesem Zustand echt Angst machen, denn sie sah so aus, als würde sie mich gleich mit ihren bloßen Händen erwürgen.

„Lily Evans!", sagte sie gefährlich leise mit zusammengebissenen Zähnen. Nochmal mehr froh darüber, dass Emilia hier war, war ich als sie eingriff.

„Marlene, komm mal runter. Es ist jetzt unwichtig, was sie gesagt hat, denn ändern kann sie es leider nicht mehr. Das war echt nicht ok, was du gesagt hast Lily, aber das wichtigste ist jetzt, dass du das wieder geradebiegst", sagte sie und hielt Marlene zurück, die wirklich so aussah, als ob sie mir am liebsten eine überbraten würde.

„Und wie bei Merlins pinker Unterhose soll ich das anstellen. James haut immer ab, wenn er sich mit mir in einem Raum befindet!"

„Dann sorg dafür, dass er bleibt, wenn du mit ihm redest"

„Und wie bitteschön soll ich das machen?", fragte ich entrüstet.

„Das ist deine Sache Lily. Lass dir was einfallen. Wichtig ist, dass du dich mit ihm verträgst", sagte Marlene und zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Sonst muss ich dich wirklich schlagen!", fügte sie noch mit einem Schmollmund hinzu, was mich und Emilia unweigerlich zum Lachen brachte.

Nicht weniger miesgelaunt betrat ich kurze Zeit später wieder unseren Gemeinschaftsraum. Der feine Mr Potter war sich an diesem Morgen auch noch zu schön gewesen, um zum Frühstück aufzutauchen. Und jetzt saß dieser Blödmann auch noch im Raum auf dem Sofa und war gerade dabei einen Aufsatz für Verwandlung zu schreiben. Als ich eintrat, ignorierte er mich gekonnt und schaute noch nicht einmal kurz auf. Ich seufzte und stellte mich direkt vor ihn und sah ihn direkt an. Ich musste zugeben, dass er echt ganz schön gut aussah. Er trug eine blaue Jeans und dazu ein rotes T-Shirt. Seine schwarzen Haare waren noch nass vom Duschen und er sah echt gut aus. Bei Merlin Lily, was soll das?!

„Ich hätte das gestern nicht sagen sollen"

„Was hättest du gestern nicht sagen sollen?", murmelte er gleichgültig, immer noch, ohne aufzublicken.

„Dass du es auch gewesen sein könntest, der mich ein Schlammblut nennt. Ich weiß, dass du sowas niemals sagen würdest" Endlich besaß er mal die Güte mich anzugucken. Ich wusste nicht, was er gerade dachte, aber hoffte einfach nur, dass er mir verzieh.

„Schön. Was macht man dann, wenn man falsch gehandelt hat und man möchte, dass die Person einem verzeiht?", fragte er.

„Mensch Potter, zwing mich nicht dazu die vier Worte zu sagen", erwiderte ich gequält und stemmte meine Hände in die Hüfte. Ich nahm wahr, wie sich ein kleines Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete und er mich auffordernd ansah. Seine wunderschö... entschuldigt, seine braunen Augen, die vollkommen normal, wie jede anderen Augen auch aussahen und überhaupt nicht besonders waren, durchbohrten mich regelrecht. „Ok, ok. Es tut mir leid!" Diese Worte kosteten mir echt einiges an Überwindung und das wusste er. „Verzeihst du mir bitte?!"

Er grinste selbstgefällig, nickte dann aber. „Aber nur unter einer Bedingung"

„Und die wäre?", fragte ich leicht genervt. Was würde denn jetzt bitte kommen?

„Nenn mich nie wieder Potter, außer du bist sauer auf mich", grinste er mich an.

„Von mir aus Potter", sagte ich und ließ mich neben ihn auf die Couch fallen. „Ich hätte echt nicht gedacht, dass du mir so schnell verzeihst"

„Ich bin kein sehr nachtragender Mensch, außer wenn es um Schniefelus geht" James realisierte dann, was er genau gesagt hatte und fügte dann hinzu: „Sorry, vergiss den Teil mit Snape"

Ich seufzte. „Nein du hast Recht. Ich weiß echt nicht, warum ich jemals mit ihm befreundet war. Snape ist das größte Arschloch auf Erden! Ich würde diesem Kerl am liebsten die Hölle heiß machen", erwiderte ich grimmig.

„Ausnahmsweise muss ich dir da Recht geben", sagteJames schmunzelnd. „Ich muss schon sagen, du wirst von Tag zu Tag echt immer cooler. Aus dir könnte echt mal was werden, Evans!"

Hopeless Love - Jily FanfictionWhere stories live. Discover now