"Selbst Sirius hat mich gefragt, wie es dir wirklich geht"

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Ich hatte eigentlich gehofft, dass es vorbei war. Dass ich wieder ganz normal schlafen konnte. Doch eine Woche nach Liams Versuch mich zu vergewaltigen kamen die Träume wieder zurück. Sie waren schlimmer als in der ersten Nacht nach dem Ereignis.

Ich spürte seine kalten Finger an meinem Bauch. Seinen eisigen Atem an meinem Nacken. Ich fühlte mich gefangen. Ich hörte meine eigenen Schreie.

Ich schreckte hoch. Es war nur ein Traum, redete ich mir selbst ein und versuchte ruhiger zu atmen, doch es gelang mir nicht. Nur wenige Augenblicke später öffnete sich meine Zimmertür und James kam herein und ging direkt auf mein Bett zu. Er hockte sich daneben und schaute zu mir auf.

„Atmen Lily", sagte er und sah mich besorgt an. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte und es dauerte bis ich mich beruhigt hatte. James war die ganze Zeit bei mir geblieben. „Hattest du einen Albtraum?", fragte er dann.

Ich nickte. „Warum schläfst du nicht und bist hier?", fragte ich ihn leise und mit brüchiger Stimme.

„Du hast geschrien", antwortete er und erst jetzt bemerkte ich die getrockneten Tränenspuren auf meinen Wangen. Ich musste im Schlaf wohl geweint haben.

„Ich wollte dich nicht wecken"

„Das ist mir sowas von egal Lily!", erwiderte James direkt. „Hattest du auch in den letzten Tagen Albträume?"

Ich schüttelte den Kopf. „Ich- ich dachte sie hätten nach der einen Nacht aufgehört. Doch heute war es so als- als würde ich es alles nochmal erleben. Es war so real. Seine Hände- sie waren eiskalt. Er hat mich berührt und ich- ich konnte mich nicht wehren. Ich habe einfach nur geschrien"

Wieder liefen mir Tränen die Wangen hinunter, obwohl ich sie eigentlich zurückhalten wollte und nicht wollte, dass James sie bemerkt und denkt, dass ich schwach bin. Doch er hatte sie bemerkt, er hatte mir einfach nur zugehört und meine Tränen mit seinen Daumen weggewischt. Er war einfach nur mitten in der Nacht für mich da. Schonwieder.

In den nächsten Nächten wurde es nicht wirklich besser. Und das schlimmste war, dass ich immer das gleiche träumte und dabei der Traum von Tag zu Tag immer ein bisschen weiter ging, und zwar ohne, dass James oder Sirius einschritten. Somit wurde mir jede Nacht vor Augen geführt, was Liam mit mir gemacht hätte, wenn die beiden nicht gekommen wären. Und jede Nacht kam James zu mir und blieb so lange bei mir, bis ich mich beruhigt hatte und schließlich eingeschlafen war. Ich fühlte mich schlecht, da ich ihn die halbe Nacht wachhielt, aber er war der einzige, der mich nach so einem Albtraum beruhigen konnte. Er war auch der einzige, der von diesen Träumen wusste.

„Lily, vielleicht solltest du Marlene und Emilia davon erzählen", sagte James, als wir an einem Freitagmorgen eine Woche vor Halloween auf dem Weg zum Frühstück waren. Es waren zwei Wochen vergangen und die Träume plagten mich immer noch.

„Ich würde es ja, aber wie soll ich damit anfangen. Soll ich zu ihnen gehen und sagen ‚Hey Leute ich Träume die letzten Wochen davon, wie ich mit einem jungen schlafe'?", entgegnete ich, woraufhin mich James ernst ansah.

„Nicht, wie du mit einem Jungen schläfst, sondern dass du von einem Jungen vergewaltigt wirst. Das ist was anderes!"

„Trotzdem kommt das gleiche bei raus"

„Lily du solltest das nicht einfach so hinnehmen. Es gibt einen großen Unterschied zwischen es freiwillig tun und dazu gedrängt werden. ", erwiderte James durchdringlich. „Ich sehe doch, wie schlecht es dir in den letzten Wochen geht. Den anderen kannst du vielleicht vorspielen, dass alles gut wäre, aber mir nicht. Außerdem glaubt dir keiner mehr, dass wirklich alles in Ordnung ist. Selbst Sirius hat mich gefragt, wie es dir wirklich geht"

Ok wow, wenn Sirius das schon fragte, musste ich ja wirklich mies im Lügen sein. Ich seufzte. „Ich weiß einfach nicht, wie ich mit ihnen reden soll. Ich weiß nicht, ob ich das kann"

„Natürlich kannst du das. Sei einfach ehrlich zu Marlene und Emilia, ich meine die beiden sind seit der ersten Klasse deine besten Freundinnen und ihnen kannst du vertrauen. Glaub mir, du wirst dich danach besser fühlen", sagte er, bevor wir die Große Halle betraten und uns dann zu unseren Freunden setzten. Ich wollte schon gerade fragen, ob ich gleich mal mit Emilia und Marlene reden konnte, doch sie kamen mir zuvor.

„So Lily, jetzt bitte tu nicht wieder so, als ob alles gut wäre, wenn ich dir diese eine Frage stelle", sagte Emilia und legte ihr Besteck weg. „Wie geht es dir?"

Aus Reflex wollte ich schon sagen, dass es mir gut ging, doch als ich den Blick von James, der mir gegenübersaß, bemerkte, wusste ich, dass ich ihnen die Wahrheit sagen sollte. Ich holte tief Luft und schloss meine Augen. „Beschissen!", war das einzige was ich sagte.

„Lily, bitte sag uns was los ist, damit wir dir helfen können!", sagte Marlene und ich nickte, um ihr zu zeigen, dass ich bereit dazu war.

„Ich glaube es ist besser, wenn wir uns woanders hin-", wollte James gerade sagen, doch ich unterbrach ihn.

„Nein, ihr könnt ruhig bleiben, euch habe ich ja schließlich in letzter Zeit auch angelogen", sagte ich und sah, wie James mich überrascht ansah. Ich wusste nicht wieso, aber mich hatte Mut gepackt es ihnen zu erzählen. Remus, Sirius und Peter wussten sowieso schon, was vor etwa zwei Wochen passiert war, dann konnten sie auch von den Träumen erfahren. Also atmete ich ein weiteres Mal tief durch und begann schließlich leise zu erzählen.

„Ich habe Albträume. Von Liam. Davon, dass er mich vergewaltigt. Es ist immer der gleiche Traum und jedes Mal geht er ein Stück weiter. Meistens endet es damit, dass ich im Schlaf schreie und es wird einfach nicht besser" Ich blickte in die Gesichter der anderen und als ich zu Sirius und seinen Blick sah fügte ich schnell. „Und nein Sirius, das war nicht das Stichwort dafür jetzt einen Mord an einem gewissen Ravenclaw zu begehen"

„Hey, ich habe nichts gesagt!", verteidigte er sich. „Auch wenn ich Rivers am liebsten mit meinen bloßen Händen kalt machen würde"

„Klappe Pad!", murmelte James und brachte seinen Freund damit zum Schweigen. Ich erzählte weiter und sie hörten mir einfach nur zu. James hatte recht, es tat gut darüber zu reden.

„Ich denke du solltest mal zu Madam Pomfrey gehen. Du musst ihr nicht sagen, was passiert ist, sondern nur sagen, dass du Albträume hast. Vielleicht kann sie dir helfen", schlug Remus dann nach einer kurzen Zeit des Schweigens vor.

„Ja, ich glaube auch, dass das helfen könnte. Kannst du dich noch an unser drittes Jahr erinnern, als ich auch Albträume hatte? Nach ein paar Wochen bin ich auch zu ihr gegangen und sie konnte wir tatsächlich helfen", sagte Emilia und lächelte mich an und ich lächelte dankbar für diesen Rat zurück. Und nachdem der Schultag vorbei war, befolgte ich dem Rat meiner Freunde.

Hopeless Love - Jily FanfictionWhere stories live. Discover now