"Ja, wie du siehst lebe ich noch"

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Nachdem Marlene mein Zimmer wieder verlassen hatte, stand ich aus meinem Bett auf, griff nach meiner Schuluniform und machte mich auf den Weg ins Badezimmer.

Ich fand es echt gut, dass Potter schon so früh aufstand. Das hieß nämlich, dass ich mir morgens im Bad schön Zeit lassen konnte und nicht von meinem nervenden Mitbewohner gehetzt wurde.

Ich sprang unter die Dusche, putzte mir meine Zähne und stand schließlich komplett angezogen vor dem Spiegel und überlegte mir, was ich mit meinen Haaren machen sollte, die ich einfach in einen Knoten im Nacken zusammengebunden hatte. Ich hatte schon oft über eine Veränderung nachgedacht, wie zum Beispiel mir die Haare bis zur Schulter abzuschneiden oder wenigstens meine Haare mal offen zu tragen. Doch wie jeden Morgen entschied ich mich für einen Pferdeschwanz. Ich weiß echt nicht, wann mich jemand anders mit offenen Haaren gesehen hat. Das war bestimmt schon zwei Jahre her. Warum ich sie nicht offen trug lag ganz einfach daran, dass sie einfach tierisch nervten, wenn ich im Unterricht gerade dabei war mitzuschreiben, aber auch generell im Alltag konnte ich keine Haare im Gesicht gebrauchen. Außerdem hatte ich es nicht nötig meine Haare offen zu tragen, um diese über die Schulter werfen oder an ihnen rumspielen zu können, nur um Potter und Black oder anderen Jungs schöne Augen zu machen.

Ich warf noch einen kurzen Blick in den Spiegel und verließ dann das Badezimmer. Und natürlich, wie konnte es auch anders sein, saß James Potter jetzt auf unserer Couch und hatte doch tatsächlich ein Buch in der Hand. Es war zwar „Quidditch im Wandel der Zeiten" und ich war mir sicher, dass er es bereits so oft gelesen hatte, dass er es mittlerweile auswendig konnte, aber James Potter konnte doch tatsächlich lesen. Bei Black war ich mir da noch unsicher und schrieb im Kopf auf meine To-Do Liste das mal herauszufinden. Schnell setzte ich in meinem Kopf auch schnell einen Punkt auf meine gerade erst ausgedachte Bucket-List. Dieser Lautete: „Sirius Black ein richtiges Buch lesen sehen (und das nicht nur um dabei heimlich Mädchen nachzuschauen)".

Ich wachte aus meinen Gedanken erst wieder auf, als Potter mich mit einem „Morgen Evans!" begrüßte, woraufhin ich ein „Morgen!" zurück grummelte. Hätte er nicht weiterhin verschwunden bleiben können?! Aber mir war es viel lieber, dass er jetzt da war und nicht schon vor zwanzig Minuten, als ich im Schlafanzug und völlig verschlafen durch den Raum getapst bin. Ich wusste nicht, was genau ich jetzt tun sollte. Bis zum Frühstück hatte ich noch eine viertel Stunde Zeit, meine Schultasche war schon gepackt und ich hatte nichts mehr zu tun. Ich überlegte kurz, setzte mich dann aber (mit genügend Abstand) neben Potter auf die Couch. Er legte sein Buch zur Seite und schaute mich an.

„Na Evans, bist du auch mal aufgewacht?!" Bei seiner tiefen noch etwas verschlafenen Stimme spürte ich ein Kribbeln im Bauch. Stopp, stopp, stopp Evans! Das ist immer noch Potter, dein Erzfeind! Außerdem hatte dieses Kribbeln nichts zu bedeuten, wahrscheinlich war ich einfach nur hungrig.

„Ja, stell dir vor das bin ich!" Ich versuchte nicht, allzu schnippisch zu klingen, denn ich hatte drei Leuten eine Sache versprochen. Und zwar, dass ich dieses Jahr, gerade auch weil wir zusammen Schulsprecher waren, netter zu Potter sein sollte. Dieses Versprechen hatte ich nach langer Diskussion Marlene, Remus und nach einem innerlichen Kampf auch mir selbst gegeben. Ich musste ihn ja nicht wirklich mögen oder verstehen, warum er sich so benimmt, aber irgendwas in mir hatte sich geändert und ich hatte auch auf Remus' und Marlenes Drängen hin beschlossen, etwas an meinem Verhalten ihm gegenüber zu ändern. Ich biss die Zähne zusammen, als ich sagte: „Danke, dass du Marlene geschickt hast, damit ich nicht verschlafe"

Seinem Gesichtsausdruck nach zu deuten, hatte er damit nicht gerechnet. „Gerne Evans", sagte er, wobei er versuchte ganz gelassen zu klingen.

„Weißt du was?! Wollen wir diesen ganzen Evans und Potter kram nicht hinter uns lassen, jetzt wo wir Schulsprecher sind, und uns beim Vornamen nennen?" Wie bitte?! Was hatte ich ihm da gerade angeboten?! Bei Merlin Evans, erst denken, dann reden! Doch diese Worte konnte ich jetzt nicht mehr rückgängig machen. Ich hätte mich am liebsten selbst geohrfeigt. Gespannt schaute ich ihn an. Wenn ich eben gedacht hatte Überraschung in seinem Gesicht erkannt zu haben, dann lag ich falsch. Jetzt war er überrascht, und zwar so richtig. Ich glaube, wenn ich ihm plötzlich eine Ohrfeige gegeben hätte, wäre er nicht so überrascht gewesen, wie er es jetzt war.

Hopeless Love - Jily FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt