"Wer hätte das gedacht?"

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Meinen 18. Geburtstag hatte ich mir definitiv anders vorgestellt. Und zwar nicht, dass ich mich am letzten Tag im Januar in dem Gemeinschaftsraum der Schulsprecherräume befinde und mit meinen Freunden (unter anderem den Rumtreibern) feiere. Um ehrlich zu sein hatten mich James und Sirius dazu überredet zu feiern, mit der Begründung, dass man nur einmal achtzehn wird. Dabei hat Sirius natürlich auch keine Möglichkeit ausgelassen sich darüber lustig zu machen, dass ich älter als James bin. Wenn auch nur zwei Monate. Was daran genau so lustig ist, weiß ich bis heute noch nicht, aber mal ehrlich, wir reden hier von Sirius, da muss nicht immer alles einen Sinn ergeben.

Am Morgen meines Geburtstages blickte ich als erstes in die warmen braunen Augen meines Freundes, der nicht lange zögerte, mich noch näher an sich zog und mich küsste. „Happy Birthday, Lily!", flüsterte James, als wir uns voneinander lösten. „Jetzt bist du echt ein Jahr älter als ich", sagte er leise lachend.

„Und das werde ich jedes Jahr für zwei Monate sein. Und wir müssen uns immer Sirius' Gelache darüber anhören"

„Mal ehrlich, was ist daran so witzig? Ich meine er hat mit Madam Rosmerta geschlafen, die mindestens drei Jahre älter ist als er", entgegnete James und küsste mich wieder während ich an seine Lippen lachte. Schnell vertiefte sich der Kuss und es wurde nicht mehr viel geredet.

Als ich eine Stunde später in unserem Badezimmer vor dem Spiegel stand und mir meine Haare zu einem Pferdeschwanz band, konnte ich das Grinsen nicht verhindern, dass sich unterbewusst auf mein Gesicht schlich. Es war bis jetzt schon mein bester Geburtstag aller Zeiten, auch wenn es der erste ohne meine Eltern war. Klar war mein Geburtstag mitten im Schuljahr, sodass ich sie eh nicht sehen konnte, jedoch war es ein besseres Gefühl sie an diesem Tag zuhause zu wissen und ein Geschenk und eine Karte von ihnen geschickt zu bekommen. Doch keine Karte und kein Geschenk kam. Und anstatt, dass meine Eltern zu Hause waren, waren sie auf irgendeinem Friedhof in Cokeworth.

Ich schreckte erst aus meinen Gedanken hoch, als sich von hinten zwei Arme um mich schlangen. James hatte wohl gemerkt an was ich gedacht hatte, denn er umarmte mich fest und flüsterte in mein Ohr: „Sie sind immer bei dir, das weißt du, oder? Auch heute"

Ich drehte mich zu ihm um und nickte leicht lächelnd. Ich schaute ihn fragend an, als er plötzlich begann meine Haare zu mustern. „Was ist?"

„Ich habe nur gerade darüber nachgedacht, dass ich es viel lieber mag, wenn du deine Haare offen trägst. Und dein Geburtstag sollte der beste Anlass dafür sein", sagte er und spielte mit einer Strähne meines Zopfes rum, ehe er das Haargummi aus meinen Haaren zog.

„Hey!", beschwerte ich mich. „Weißt du, wie verdammt lange das immer dauert einen Zopf, ohne irgendeinen Hubbel hinzukriegen, der sich auf dem Kopf verirrt?!"

Er ignorierte meine Proteste vollkommen und fuhr mit seinen Händen durch meine Haare. „So, viel besser!", sagte er und verließ mit diesen Worten wieder das Badezimmer. Ich schüttelte lächelnd den Kopf und machte mich dann daran meine jetzt offenen Haare etwas ansehnlicher zu machen.

Man kann sich echt nicht vorstellen, wie froh ich darüber war, dass ich an einem Samstag Geburtstag hatte. So konnte ich den Tag vollkommen frei mit meinen Freunden verbringen und am Abend auch feiern. Auch wenn ich eigentlich sowas überhaupt nicht mochte, stellte sich die Party als voller Erfolg raus.

Während ich darauf aufpasste, dass sich James nicht zu sehr betrank, überließ ich Marlene und Sirius ihren Schicksalen. Ich wusste, dass die beiden gerne mal ein bisschen zu tief ins Glas schauten, genau wie James, wenn man ihn nicht stoppte, doch ich konnte nicht auch noch auf die beiden aufpassen. Jedoch machte ich mir nicht allzu große Sorgen, denn um 0 Uhr waren sie noch ziemlich ansprechbar, ohne dass sie lallten. Auch James hatte ich nicht allzu sehr stoppen müssen, denn ich glaube, dass er wusste, dass ich ihn, wenn er zu betrunken war nicht mehr küssen, geschweige denn weiter gehen würde. Und dieses Risiko wollte er lieber nicht eingehen.

„Ich bin echt froh darüber, dass die Jungs dich dazu überredet haben deinen Geburtstag zu feiern. Sonst würdest du wahrscheinlich nur faul im Bett rumliegen", sagte Marlene, als sie mit Emilia und mir auf dem Sofa in unseren Schulsprecherräumen saß. Es waren auch ein paar Freunde von mir aus anderen Häusern gekommen und diese standen und saßen alle im Raum verteilt.

„Im Bett rumliegen würde ich wahrscheinlich schon, aber bestimmt nicht allein und auch bestimmt nicht faul", erwiderte ich grinsend, woraufhin meine beiden besten Freundinnen lachen mussten.

„Bei Merlin Lily, vor einem halben Jahr hättest du sowas niemals gesagt", sagte Emilia und versuchte empört zu klingen, was aber durch ihr Lachen scheiterte.

„Vor einem halben Jahr hätte sie auch niemals zu Jamesie ‚Ich liebe dich' gesagt", ergänzte Marlene.

„Wie war das mit den Spitznamen Marlsie?", fragte eine Stimme hinter uns und wir drehten uns um. James stand dort mit einem amüsierten Lächeln. „Ich wollte mal kurz das Geburtstagskind entführen"

Ich stand auf, nahm seine Hand, die er mir gereicht hatte und ging mit ihm in eine leerere Ecke des Raumes.

„Ich wollte dir noch dein Geburtstagsgeschenk geben und ich wollte es dir eigentlich an einem etwas privaterem Ort geben, aber sonst hätten alle was Falsches gedacht, wenn wir einfach so in mein Zimmer verschwinden würden", fing er an. Ich lachte und auch sein Grinsen verließ nicht sein Gesicht. „Ich habe mir lange überlegt, was ich dir schenken soll und nachdem ich an Weihnachten etwas herausgefunden habe und mich danach ein bisschen ausführlicher mit Marlene darüber unterhalten habe, habe ich mich für das hier entschieden"

Er holte eine kleine Schachtel aus seiner Tasche und reichte sie mir. Als ich sie öffnete erkannte ich ein Armband mit passender Kette. An der silbernen Kette hing ein kleiner Schnatz und auch am Armband war ein kleiner Anhänger eines Schnatzes zu sehen, genauso wie der eines Besens. „Die sind wunderschön James!", sagte ich mit strahlenden Augen und fiel ihm um den Hals. „Du hättest mir aber nichts schenken müssen. Ich will nicht wissen, wie viel die gekostet haben"

„Das verrate ich dir auch nicht, aber das bist du mir Wert. Und sehe das auch als eine Art Kennzeichen, dass ich dir verziehen habe, dass du mir nie gesagt hast, dass du Quidditch magst", erwiderte er und noch ehe ich lachen konnte, küsste er mich.

Gegen zwei Uhr morgens verschwanden dann die ersten Leute und mir blieben zwei Leute davon nicht unbemerkt. Diese beiden Leute verschwanden nämlich durch die Falsche Tür. Mit einem triumphierenden Lächeln stupste ich James an und deutete auf die Tür zu meinem eigentlichen Zimmer, das jedoch seit Wochen eigentlich unbenutzt war. „Ich würde sagen, dass ich diese Wette gewonnen habe"

Grummelnd nahm James sein Portemonnaie aus seiner Hosentasche und hielt mir in seiner Hand drei Galleonen entgegen, die ich nur allzu gerne annahm. Wir mussten aber beide zugeben, dass wir das haben kommen sehen. Wir hätten vielleicht nicht damit gerechnet, dass Sirius und Marlene an meinem Geburtstag in mein Zimmer verschwinden, aber eigentlich hätten wir auch damit rechnen müssen.

Schon vor zwei Wochen ist Marlene zu mir gekommen und hat mir gebeichtet, dass sie Sirius eigentlich doch gar nicht so schlecht findet, wie sie immer behauptet hat. Das gleiche hat Sirius auch gegenüber James erwähnt. Das machte meinem Freund und mir klar, dass das was gerade geschah wahrscheinlich kein One-Night-Stand war und darüber freute ich mich sehr.

Während den nächsten paar Minuten, verschwanden immer mehr Leute und James und ich schauten uns immer wieder wissend an. Ich wollte mir eigentlich gar nicht ausmalen, was gerade in meinem Zimmer abging. Auch Emilia und Remus, die noch als letzte übriggeblieben waren, war alles nicht entgangen.

„Soso, Sirius und Marlene. Wer hätte das gedacht?", lachte Remus. „Hoffen wir nur, dass die beiden einen Schallschutzzauber verwendet haben, sonst habt ihr viel Spaß beim Einschlafen"

„Glaub mir Moony, wir gehen jetzt noch nicht ins Bett. Zumindest gehen wir jetzt noch nicht schlafen", sagte James grinsend.

„Mhh, das glaubst auch nur du", erwiderte ich gespielt ernst, doch schon nach wenigen Sekunden musste ich lachen.

„Ach komm schon Lily, ich weiß du bist doch noch nicht müde", entgegnete James, ohne dass sein Grinsen auch nur einen Millimeter verrutschte.

„Dann viel Spaß euch beiden noch", sagte Emilia lachend, nahm Remus' Hand und beide gingen auf das Portraitloch zu.

„Euch auch noch viel Spaß, ich habe gehört Peter schläft heute Nacht nicht bei euch im Schlafsaal, also habt ihr Sturmfrei", rief James ihnen hinterher, woraufhin man nur noch Emilias Lachen hörte und den Mittelfinger sah, den Remus ihm über die Schulter hinweg zeigte. 

Hopeless Love - Jily FanfictionWhere stories live. Discover now