"Einen letzten Wunsch haben wir noch"

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Es dauerte nicht lange, bis auch Sirius das Zimmer betrat, um sich auch von seinen Ersatzeltern zu verabschieden. So hatte ich ihn noch nie erlebt und das machte alles für mich noch schwerer. Denn nichts konnte Sirius Black so leicht aus der Fassung bringen. Und nun saß er neben mir. Weinend.

Ich weiß nicht, wie viele Stunden wir im Krankenhaus verbrachten. Wir aßen dort und ich war irgendwann auch kurz eingedöst. Wir waren müde und mit unseren Nerven völlig am Ende, aber wir wollten sie nicht alleine lassen. Wir wollten bei ihnen sein, wenn es für sie Zeit war zu gehen.

Wir schwebten zusammen in Erinnerungen und versuchten uns irgendwie abzulenken. James' Eltern erzählten Geschichten von James, als er noch klein war und brachten uns oft zum Lachen.

Dann kam mir ein Gedanke. „Ich möchte, dass ihr das Geschlecht vom Baby erfahrt!"

Alle schauten mich überrascht an. „Lily, wenn ihr das Geschlecht nicht wissen wollt, dann müssen-", fing Euphemia an.

Ich unterbrach sie. „Nein, ich möchte, dass ihr wisst, ob ihr einen Enkel oder eine Enkelin bekommt. Es funktioniert auch ohne, dass wir etwas davon mitbekommen. Eine Heilerin kann es auf einen Zettel schreiben oder so. Und ich meine wir sind hier in einem Krankenhaus, hier wimmelt es von Heilern"

„Aber Lily, ihr wolltet doch extra nicht zu Heilern im St Mungos gehen", sagte Fleamont sanft.

„Bitte!", sagte ich leise. „Ich möchte es so"

Natürlich schlug kein Heiler den Wunsch einer schwangeren Frau aus, deren Schwiegereltern im Sterben lagen. In weniger als einer halben Stunde hatte James es organisiert, dass eine Heilerin nach dem Geschlecht des Babys schaute. Eine weitere tolle Sache, die das Ganze mit sich brachte war, dass Euphemia und Fleamont durch den magischen Ultraschall noch ein letztes Mal James' und mein Baby sehen konnten. Ich lag auf der Couch in dem Zimmer meiner Schwiegereltern und alle schauten wie gebannt auf das Bild, welches über meinem Bauch schwebte und unser Baby zeigte. Euphemia hatte mich einmal zu einem Termin begleitet, als James verhindert war und war damals schon in Tränen ausgebrochen. Auch jetzt weinte sie.

„Tut uns aber bitte einen Gefallen und nennt das Baby nicht nach uns. Das arme Ding wird es dann nämlich nicht leicht haben", scherzte Fleamont.

„Keine Sorge Dad, das war uns schon klar", sagte James und lächelte.

„So alle, die das Geschlecht nicht wissen möchten, schauen jetzt einmal weg", warnte die Heilerin. Ich wusste genau, was Sirius, der direkt neben mir saß, vorhatte.

Ich hob meine Hand zu seinem Gesicht und zwang ihn wegzugucken. „Du geduldets dich noch ein paar Wochen Mister! Ich kenne dich und dein Plappermaul. Wenn du es weißt, weiß es James in ein paar Tagen und es dauert nicht lange, bis ich es dann auch weiß. Von mir aus kannst du bei der Geburt dabei sein und es direkt als erster herausfinden", sagte ich stur.

„Wenn das Baby als erstes Sirius sieht, möchte es wahrscheinlich am liebsten wieder zurück in Mummys Bauch", hörte ich meine Schwiegermutter sagen, was uns zum lachen brachte.

Euphemia keuchte auf, als sie das Geschlecht erfuhr und Fleamont grinste bis über beide Ohren. Das machte mich automatisch noch aufgeregter auch endlich zu erfahren, ob wir einen Jungen oder ein Mädchen bekamen, aber ich blieb stark und entschied mich weiterhin dagegen, das Geschlecht zu erfahren.

„Einen letzten Wunsch haben wir noch Lily", sagte Fleamont wenig später zu mir. James und Sirius hatten kurz das Zimmer verlassen, um etwas zu essen zu holen, während ich alleine bei meinen Schwiegereltern blieb. „Macht Sirius zum Paten von eurem Baby. Er wird ein toller Pate sein, das sehe ich. Er ist fast noch aufgeregter als ihr beide"

Ich lachte leise. „Er hat geweint, als wir es ihm erzählt haben. Als einziger von unseren Freunden. Und ich hatte eh vor, ihn zu fragen, habe James aber noch nichts davon erzählt. Ich glaube er denkt, dass ich Marlene als Patin haben möchte, aber sie ist nicht so der Typ dafür. Sirius wird großartig sein"

„Der Junge wird glaube ich in Ohnmacht fallen, wenn ihr ihn fragt, ob er der Pate sein will", bemerkte Euphemia. „Also macht es lieber an einem Ort, wo er schnell versorgt werden kann"

Ich lächelte. „Dann sollten wir es wohl noch vor der Geburt machen, denn danach werden wir so schnell hoffentlich kein Krankenhaus aufsuchen" Ich machte eine kurze Pause. „Wir haben uns dafür entschieden, das Baby Zuhause zu kriegen"

„Wirklich?", fragte Fleamont.

„Ja, das St Mungos ist keine gute Option und Muggelkrankenhäuser sind bei der Geburt von magischen Babys eher problematisch. Deswegen machen wir es Zuhause. Dort fühle ich mich wohl und ich bin nicht so eingeschränkt"

„Ich verstehe, was du meinst", versicherte mir Euphemia. „Wir haben James auch bei uns Zuhause bekommen und es war eine gute Entscheidung gewesen"

Fleamont und Euphemia Potter verließen diese Welt keine vierundzwanzig Stunden später. Zuerst ging Fleamont und weniger als eine Stunde später, nahm auch Euphemia ihren letzten Atemzug. James, Sirius und ich waren die ganze Zeit bei ihnen und wichen ihnen keine Sekunde von der Seite. James hielt erst die Hand seines Vaters, dann die seiner Mutter, bis sie kalt wurden. Ich klammerte mich währenddessen an ihn und er sich an mich, während Sirius reglos die jeweils andere Hand hielt. Erst weinten wir stumme Tränen, dann lagen wir drei uns schluchzend in den Armen.

Es vergingen weitere Stunden, bis wir endlich losließen und das St Mungos verließen. Ich hielt James' Hand, während wir das Zimmer verließen, um nach Hause zu flohen. Er weinte nicht mehr. Seine Eltern hatten keine Trauer gewollt und daran versuchte er sich zu erinnern, auch wenn es schwer war. Er schaffte es, ich nicht.

„Weißt du Lils, wenigstens konnte ich mich noch richtig von ihnen verabschieden. So viel Zeit am Stück habe ich nicht mehr mit ihnen verbracht, seitdem ich sieben war. Es wäre so viel schwerer, wenn ich nicht diese Chance gehabt hätte."

„Du hast recht. Ich hätte mich gerne von meinen Eltern so verabschiedet", sagte ich und lächelte traurig.

„Ich weiß Lils", flüsterte James und legte im Gehen einen Arm um mich. „Danke, dass du bei mir bist. Ich liebe dich!"

Ich lächelte. „Ich liebe dich auch!"

Hopeless Love - Jily FanfictionWhere stories live. Discover now