"Lily ist schwanger"

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Nervös apparierten wir vor die geschützten Tore des Anwesens der Potters. Es waren zwei Wochen vergangen, seit ich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand gehalten hatte. James und ich hatten diese beiden Wochen dazu genutzt, um alles durchzusprechen, alle Szenarien durchzugehen und uns an den Gedanken zu gewöhnen, dass wir bald nicht mehr nur zu zweit waren. Ein paar Tage zuvor hatte ich auch eine Ärztin aufgesucht. Ja, eine Ärztin und keine Heilerin. Nach einigen Überlegungen hielten wir es erstmals für die sicherste Lösung und da ich in einer Muggel-Familie aufgewachsen war, hatte ich auch kein Problem damit. Vielleicht würde ich dann irgendwann zu einer Heilerin wechseln, aber momentan fühlte ich mich so wohler.

Der Termin hatte ergeben, dass ich in der achten Woche schwanger war und unser kleines Würmchen gesund war. Man sah noch nicht wirklich, dass ich schwanger war. Man konnte eher annehmen, dass ich es in letzter Zeit mit dem Essen etwas übertrieben hatte.

Wir hatten auch noch niemanden davon erzählt. Doch das würde sich an diesem Tag ändern. Erst hatten wir überlegt es allen an Weihnachten zu sagen, entschieden uns dann aber doch dagegen. An Weihnachten herrschte immer genug Trubel und außerdem war es uns viel zu standardmäßig.

Ich umklammerte James' Hand, als wir gemeinsam auf die Eingangstür liefen und dort angekommen stehen blieben und klingelten. Es dauerte nicht lange und Fleamont stand an der Tür.

„James, Lily, was macht ihr denn hier?", fragte mein Schwiegervater überrascht und bat uns hinein. Wir legten unsere Umhänge ab und gingen ins Wohnzimmer. Auch wenn ich hier nur für ein paar Monate gewohnt hatte, fühlte es sich wie mein zweites Zuhause an. Noch mehr als das Haus meiner Eltern, auch wenn ich dort viel länger gewohnt hatte.

Auch Euphemia wirkte ziemlich überrascht, freute sich aber, uns zu sehen. Ich setzte mich neben James auf das Sofa und umklammerte weiterhin seine Hand. Meine Schwiegereltern nahmen auf dem anderen Sofa Platz.

„Lily und ich sind nicht ohne Grund gekommen", fing James an. „Wir wollten euch nämlich etwas mitteilen."

„Ist etwas passiert? Geht es allen gut?", fragte Euphemia erschrocken.

„Alles gut Mum, es geht allen gut. Es ist was passiert, aber etwas nicht so dramatisches", beruhigte mein Mann seine Mutter, die erleichtert aufatmete. Auch Fleamont entspannte sich etwas.

„Was ist passiert?", hakte James' Vater nach. „Ihr wirkt ziemlich nervös. Besonders Lily"

James schaute mich stumm an. Er wollte wissen, wer die Nachricht überbringt. Da ich in dem Moment wahrscheinlich kein Wort rausbekam und kurz davor war in Tränen auszubrechen (verfluchte Hormone!), nickte ich ihm zu.

„Also, es ist etwas passiert, womit wir nicht gerechnet haben und was wir so auch nicht geplant hatten", sagte James langsam. Ich kam ihm einen kleinen Stoß in die Seite, um ihm zu verdeutlichen, dass er nicht so sehr um den heißen Brei reden sollte. Sein Blick richtete sich kurz auf mich, dann aber wieder auf seine Eltern, in deren Gesichter man nur Fragezeichen ablesen konnte. James seufzte. „Lily ist schwanger", sagte er schließlich.

Es wirkte immer noch so unrealistisch. So weit weg. Und es fühlte sich an, wie ein Traum und nicht wie die Realität. Und dann passierte das, was auch schon passiert war, als die Ärztin sagte, dass ich schwanger sei. Heiße Tränen liefen meine Wangen hinunter, die ich mit meiner freien Hand hastig wegwischte, doch es kamen immer mehr neue dazu.

Euphemias Augen wurden immer größer und Fleamont schaute uns abwechselnd an. James' drückte meine Hand kurz und drückte mich noch näher an sich. Ehe ich mich versah, war James' Mutter vor uns und zog uns beide in eine stumme Umarmung. Als sie sich von uns löste, sah ich, dass auch sie weinte.

„Ich kann es nicht fassen, ich werde Oma!", sagte sie schniefend und wischte sich die Tränen weg, doch auch bei ihr kamen immer wieder neue dazu.

Auch Fleamont umarmte uns, jedoch einen nach dem anderen, ehe er sich an seine Frau wandte. Er trat zu ihr, legte einen Arm um sie und drückte seine Frau an sich. Er lächelte uns an. „Das sind echt tolle Nachrichten!"

„Ich weiß ihr seid noch jung und wie ich James' Worten von vorhin vernehmen kann, war es nicht wirklich geplant, aber ihr kriegt das hin! Es wird nicht immer einfach sein, aber es wird nicht damit zusammenhängen, dass ihr noch so jung seid, sondern weil es für jede Eltern eine Herausforderung ist. Ihr habt auf jeden Fall unsere volle Unterstützung!", erwiderte Euphemia.

„Danke", brachte ich schniefend hervor und fiel meiner Schwiegermutter erneut um den Hals.

„Freut ihr euch denn?", fragte Fleamont vorsichtig, als wir uns alle wieder hingesetzt hatten.

„Ja, das tun wir", antwortete ich leise. „Es war ein ziemlich großer Schock und wir wussten einfach nicht, was wir tun sollten. Da draußen herrscht Krieg und wir sind erst neunzehn; keine guten Voraussetzungen, um ein Kind in die Welt zu setzen. Wir wissen es schon seit etwa zwei Wochen und wir haben in dieser Zeit viel darüber geredet und versucht uns über alles klar zu werden. Auch wenn es schwierig wird, wir wollen es durchziehen."

„Je mehr wir darüber gesprochen haben, desto mehr haben wir uns auch mit dem Gedanken angefreundet, bald zu dritt zu sein", fügte James hinzu.

„Wir wollen auch niemandem etwas vorspielen und behaupten, dass alles perfekt ist und, dass wir uns von Anfang an unglaublich darüber gefreut hätten, denn so ist es nicht. Es ist die Traumvorstellung von fast jedem irgendwann ein Kind zu bekommen und sich dann unglaublich darauf zu freuen. Aber bei uns ist es leider nicht so, auch wenn es doof klingt zu sagen, dass es so nicht geplant war und wir uns anfangs nicht total gefreut haben. Aber das ist die Wahrheit. Wir haben Zeit gebraucht, aber jetzt freuen wir uns", erzählte ich weiter.

Euphemia und Fleamont schauten uns verständnisvoll an, auch wenn sie unsere Situation nicht selbst erlebt haben. James hatte mir mal erzählt, dass er ein absolutes Wunschbaby gewesen war, da seine Mutter Probleme damit hatte schwanger zu werden. Doch anstatt zu sagen, dass wir uns gefälligst darüber freuen sollten, dass ich schwanger bin, weil nicht alle dieses Glück haben, zeigten sie nichts als Verständnis. Und das liebte ich an meinen Schwiegereltern.

Hopeless Love - Jily FanfictionWhere stories live. Discover now