"So langsam werde ich ganz verlegen"

2.4K 125 27
                                    

Ich hatte vermutlich in einer Nacht noch nie so schlecht geschlafen, wie in dieser. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war ich in James' und meinem kleinen Gemeinschaftsraum. Ich lag in einer Decke gekuschelt auf dem Sofa.

Ich setzte mich langsam auf und schaute mich um. Ich erblickte James, der in dem Sessel saß, seinen Kopf auf seiner Hand abgestützt hatte und schlief. Ich erinnerte mich wieder an die letzte Nacht. Nach allem was passiert war, konnte ich einfach nicht schlafen und bin dann in den Gemeinschaftsraum gegangen. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu weinen, egal wie sehr ich es wollte.

Von meinem Weinen angelockt, kam James nur kurze Zeit später aus seinem Zimmer. Er sah auch nicht so aus, als ob er schon geschlafen hätte. Er hatte mir eine Decke gereicht und uns beiden aus der Küche von Hogwarts eine heiße Schokolade geholt. Er hatte die halbe Nacht einfach nur mit mir geredet und versucht mich abzulenken, er hat mir lustige Geschichten aus seiner Kindheit erzählt, um mich aufzumuntern und das hatte auch geklappt.

Irgendwann war ich dann einfach eingeschlafen und er offensichtlich auch. Ich konnte es immer noch nicht glauben. James Potter, den ich noch vor ein paar Wochen für das größte Arschloch der Schule gehalten habe, war die ganze letzte Nacht, bis ich um fünf Uhr eingeschlafen war, für mich da gewesen. Vor einigen Monaten hätte ich glaube ich ihm sogar noch zugetraut, dass er sowas abziehen würde, was Liam Rivers bei mir gemacht hatte. Ja, er hatte sich geändert.

Ich stand leise auf, um ins Badezimmer zu gehen und mich fertig zu machen. Es war Samstag und ich zog mir einfach eine bequeme Jeans und einen Pullover an. Als ich das Badezimmer wieder verließ war James ebenfalls komplett angezogen und blickte mich an.

„Kommst du mit zum Frühstück?", fragte er und ich nickte. Schließlich folgte ich ihm aus dem Portraitloch und wir gingen schweigend runter in die Große Halle und setzten uns an den Gryffindor-Tisch. Keiner von unseren Freunden war bisher da, also beschlossen wir noch auf sie zu warten, bis wir mit dem Frühstück anfingen. James und ich redeten nicht wirklich viel, doch zwischen uns war auf keinen Fall ein peinliches Schweigen, was ich eigentlich nicht erwartet hätte.

„Danke dafür, dass du die Nacht für mich da warst!", sagte ich irgendwann schließlich.

„Lily, hör auf dich ständig zu bedanken. Das war selbstverständlich. Freunde sind füreinander da", sagte James und realisierte, was er gesagt hatte. Er wollte gerade noch hastig etwas sagen, doch ich kam ihm zuvor.

„Ja, das sind sie. Du hast dich echt zum positiven hin verändert und du bist, wie ich gestern schon sagte, echt nicht so schlecht, wie ich dachte. Ich bin dir einfach unendlich dankbar! Also Freunde?", fragte ich und lächelte leicht. Er erwiderte das kleine Lächeln.

„Freunde!", sagte er, ehe auch schon die restlichen Rumtreiber und meine Freundinnen die Große Halle betraten. Emilia rannte auf mich zu und umarmte mich so stürmisch, wie Marlene es gestern getan hatte.

„Marlene hat mir erzählt, was passiert ist. Es tut mir so leid Lily!", sagte sie und ließ sich dann neben mich fallen.

„Ich hätte niemals gedacht, dass Rivers sowas tun würde. Er schien immer ziemlich nett", sagte Remus, der gegenüber von Emilia und neben James saß.

„Ich hätte das auch nie gedacht. Aber James und ich habe dieses Arschloch gut erledigt, sieh nur", bemerkte Sirius und deutete zum Ravenclaw-Tisch. Dort saß er mit einem blauen Auge und geröteten Gesicht und ich musste leicht lächeln, als ich sah, wie die Jungs ihn zugerichtet hatten.

Sie hatten, wie Sirius es bereits gesagt hatte, ganze Arbeit geleistet. Doch dann traf mein Blick seinen und es fühlte sich an, als würde man mir ein Messer in die Brust rammen. Schnell wich ich seinem Blick aus. Den anderen war das natürlich nicht entgangen, doch ehe jemand etwas sagen konnte, kam Professor McGonagall an unseren Tisch.

„Miss Evans, ich würde Sie gerne um elf Uhr in meinem Büro sprechen. Und Sie Mister Potter und Mister Black würde ich auch gerne sprechen", sagte sie und verschwand dann auch wieder.

Während des Frühstücks sprach keiner mehr über den Vorfall und wenig später machten sich James, Sirius und ich auf den Weg zu McGonagalls Büro. Ich klopfte an die Tür, als wir angekommen waren und wir wurden gebeten einzutreten. Professor McGonagall saß hinter ihrem Schreibtisch und bedeutete mir, mich zu setzten. Also nahm ich Platz, während Sirius und James hinter mir standen.

„Miss Evans, Mister Black hat mir gestern schon kurz erzählt, was vorgefallen ist, jedoch würde ich es gerne nochmal genauer von Ihnen hören. Wenn Sie wollen können Potter und Black auch draußen warten, wenn Sie nicht wollen, dass die beiden es mitbekommen", fing die Professorin an, doch ich schüttelte den Kopf.

„Nein, die beiden können bleiben", sagte ich leise und begann schließlich ihr zu erzählen, was vorgefallen war. McGonagall zeigte sich äußerst geschockt und wütend, hörte mir aber genaustens zu.

„Ich nehme an, dass Mister Potter und Mister Black Rivers dann so zugerichtet haben", sagte sie.

„Professor, ich möchte nicht, dass da James und Sirius mit reingezogen werden. Sie haben Rivers lediglich davon abgehalten, mir noch mehr anzutun. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn die beiden nicht gekommen wären. Bitte, halten Sie die beiden daraus, sie haben nichts schlimmes getan", verteidigte ich James und Sirius.

"Ich werde mich mit Professor Flitwick und Professor Dumbledore zusammensetzten und über eine gerechte Strafe für Rivers unterhalten. Ich werde dafür sorgen, dass sowas nicht nochmal passiert!", sagte die Professorin und kurz darauf verließen wir drei das Büro. Ich wollte gerade etwas sagen, doch Sirius kam mir zuvor.

„Nein Lily, du bedankst dich jetzt nicht bei uns, das hast du nämlich schon viel zu oft gemacht und so langsam werde ich ganz verlegen", sagte er, woraufhin James, er und ich unweigerlich lachen mussten. Es tat gut mit den beiden so lachen zu können. Und wer hätte gedacht, dass aus einem so schrecklichen Ereignis mit etwas Zeit, eine so enge Freundschaft entstehen würde?

Hopeless Love - Jily FanfictionWhere stories live. Discover now