05| Unexpected

3.8K 219 69
                                    

Kapitel 05
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
-
Ich wache von unerträglichen Nackenschmerzen auf, die sich durch jede Faser meines Körpers ziehen. Meine Augen brennen und mein Mund ist staubtrocken. Mit einem Blick kann ich erkennen, dass ich nicht in meinem Bett liege. Eine weitere Bewegung lässt mich darauf schließen, dass ich in meinem Sessel eingeschlafen bin.

Meine Augen huschen durch das Zimmer, bleiben jedoch an meinem Fenster hängen. Graue Wolken hängen am Himmel und sehen unheimlich schwer aus, so als wäre es ein Wunder, dass sie sich überhaupt noch am Himmel halten können.

Draußen ist es dunkel, die Sonne ist noch nicht einmal aufgegangen. Müde strecke ich mich, wobei mein Nacken ein merkwürdiges Knacksen von sich gibt.

Angestrengt versuche ich herauszufinden, was ich gestern Abend gemacht habe. Mit einem Schlag fällt es mir wieder ein; ich hatte an meinem Philosophiereferat gearbeitet. Für einen Moment erstarre ich.

Wann muss ich das noch einmal fertig haben?

Erleichtert atme ich aus, als ich mich erinnere, dass es erst nächste Woche vorgetragen werden muss.

Von meinem Sessel aus müssten es zehn Schritte bis ins Bad sein. Seufzend schwinge ich meine Beine herunter und stehe auf. Es gibt nur eine Sache, die mich an einem Dienstagmorgen aufmuntern kann: Musik.

Ich mache mein Handy an. Sofort ertönt aus den Lautsprechern Green Day. Schmunzelnd muss ich an die Konversation mit Sean Hughes denken.

Er kannte den Bassisten von Green Day nicht, was mich nicht wundert, weil das fast niemand tut. Mit einer Handbewegung drücke ich die Türklinke zu meinem Badezimmer herunter und öffne die Tür. Es hat definitiv seine Vorteile ein eigenes Bad zu haben.

-

Nachdem ich mich geduscht habe, spaziere ich aus dem Bad direkt zu meinem Kleiderschrank, wo ich mein Nirvana Pullover herauskrame, um ihn mir überzustülpen. Er fällt an mir herunter, wie ein Kleid, da es ein Männer Hoodie ist.

Als mein Blick auf die Uhr wandert, fällt mir auf, dass ich noch viel zu viel Zeit habe. Noch gut eine Stunde. Vielleicht wäre es ganz gut, wenn ich ein bisschen schlafen würde.

-

Wieder einmal werde ich von einem Gezeter mit männlicher Stimme wach. Logan. Manchmal frage ich mich echt, warum wir befreundet sind. Er ist immer absolut pünktlich und ordentlich, während ich froh sein kann, wenn ich meine Unterhose in meinem Zimmer wiederfinde.

»Melody Rose Morgan, du bewegst jetzt deinen Hintern hier runter und beeilst dich gefälligst!«, höre ich ihn von unten hinauf schreien.

Ich glaube ich brauche ihn, ansonsten wäre ich nicht einmal in meinem bisherigen Leben pünktlich gekommen. Traurig, aber wahr. Ich schlage mit aller Ruhe meine Bettdecke nach hinten und stehe auf.

»Ich komme!«, antworte ich und ziehe das ‚o' ganz lang.

Hinter mir knalle ich meine Zimmer Tür zu, auf der ganz groß »Betreten auf eigene Gefahr« steht.

Und das meine ich so. Als mich mal meine Nachbarin besucht hat, ist sie auf einer dreckigen Socke, die auf dem Boden lag, ausgerutscht und hätte sich fast das Genick gebrochen. Sowas ist in meinem Zimmer schon öfters passiert.

Vielleicht ist das auch der Grund, warum Logan grundsätzlich unten wartet. Schlaue Entscheidung. Mal abgesehen davon kann es gut sein, dass ich jeden, der mein Zimmer betritt und versucht mich zu wecken, mit allem abwerfe, was sich gerade in meiner Nähe befindet.

Ich setze mich auf das Treppengeländer und rutsche hinunter. Bei meinem Anblick zieht Logan seine Augenbraue hoch und wirft Kat einen verschwörerischen Blick über die Schulter zu. Bis eben hatte ich ganz vergessen, dass Kat ja ab heute mit uns zur Schule läuft.

»Hey Kat«, begrüße ich sie überschwänglich und umarme sie.

»Und was ist mit mir?«, fragt mich Logan schmollend. Ich lache.

»Hey Logan«, sage ich dann und umarme ihn ebenfalls.

»Können wir dann los oder muss ich noch mehr Leute umarmen?«, frage ich und springe in meine schwarzen Doc Martins rein. Kat und Logan schütteln bloß den Kopf und folgen mir in die Küche, wo ich wie immer irgendetwas als Frühstück einpacke, ohne es anzuschauen.

»Jetzt weiß ich auch, warum du einmal bloß einen Salzstreuer als Frühstück dabei hattest«, stellt Kat fest und stampft hinter mir her. Ich nicke.

»Das nennt sich Intuition!«

»Die ist aber bei dir nicht besonders gut, wenn du einen Salzstreuer mitschleppst«, fügt Logan hinzu, während er hinter sich die Tür schließt.

»Ach halt die Klappe«, murmele ich und lasse das Knäckebrot in meine Tasche fallen.

»Dann habe ich halt immer Abwechslung und esse nicht jeden Tag dasselbe!«

Ich höre nur ein Schnauben von Logan, der dann jedoch beschließt nicht weiter gegen meine Sturheit anzukämpfen. Mit einem Sprung befinde ich mich auf meinem Skateboard und fahre los. Kat versucht mit mir und Logan Schritt zu halten, worin sie jedoch schon nach ein paar Metern scheitert, so ganz ohne Skateboard.

»Nimm doch mein Fahrrad!«, sage ich und deute auf das schwarz lackierte, alte Fahrrad von mir. Mein Dad hatte es mir in rosa geschenkt, aber ich habe es noch fast am selben Tag umlackiert.

Kat nickt und steigt auf.

»Hast du dir das mit dem Kunstwettbewerb eigentlich noch einmal überlegt?«, fragt mich Logan nun, während er ebenfalls auf sein Board steigt. Ich schüttele den Kopf.

»Also schon, aber ich will es nicht machen. Die wollen doch nur ihre normalen Bilder, die alle gleich aussehen. Kreativität gibt es bei denen nicht«, antworte ich und zucke mit den Schultern.

»Du immer mit deiner verdrehten Logik!«

»Ich finde es wäre sicherlich eine Chance für dich«, murmelt Kat, die mich mittlerweile überholt hat.

»Dieser Wettbewerb wird von unserer Schule veranstaltet und nicht von Claude Monet.«

»Geht ja auch schlecht, der ist tot. Ich habe noch nie gesehen, dass ein Geist einen Artcontest veranstaltet. Und selbst wenn, berühmte Künstler haben Besseres zu tun.«

»Ich meine ja nur...War nur so ein Beispiel«, antworte ich und versuche Kat wieder einzuholen.

»Wenn du ewiglich auf einen super tollen Wettbewerb wartest, dann wird nie etwas dabei raus kommen«, wirft Logan ein.

»Lasst mich doch alle in Frieden! Ihr wollt doch immer, dass ich an irgendeinem Wettbewerb teilnehme, ich bin voll und ganz damit zufrieden, nur für mich zu malen! Und jetzt bitte ein anderes Thema!«, motze ich.

»Justin Bieber's Merch sieht eigentlich gar nicht so schlecht aus«, fängt Kat an, ein anderes Thema ins Spiel zu bringen. Angeekelt rümpfe ich meine Nase.

»Ihhh, ich meinte ein Thema, das mich nicht gleich zum Kotzen bringt«, sage ich, um zu verhindern, dass das alles ausartet.

Leider ist meine beste Freundin eine der Bieber Fans und versucht mich mit etlichen Versuchen dazu zu bringen, seine Musik zu mögen. Oder besser gesagt, ihn zu mögen. Beides erzeugt bei mir das Verlangen mein Frühstück von meinem Körper zu befreien.

{5}

unexpected [s.m] On viuen les histories. Descobreix ara