25| Unexpected

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Kapitel 25
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
-
»Bild dir ja nichts ein!«, sage ich und kräusele meine Nase, während ich jedoch lache. Jayden ist vielleicht doch nicht so verkehrt, wie ich dachte. Das heißt jedoch nicht, dass er mich nicht mehr nervt.

»Ach nein?«, fragt er grinsend.

»Nein.«

Nach einer Weile höre ich wieder seine Stimme an meinen Ohr:»Was malst du denn da?« Er schaut mir über die Schulter, sodass ich ihn ein wenig von mir weg dränge.

»Ein Gehirn. Sieht man doch«, gebe ich leise von mir und versuche mich wieder auf mein Bild zu konzentrieren.

»Was hat das denn mit lauter Stille zu tun?«, fragt mich Jayden wieder und zieht dabei seine buschigen Augenbrauen hoch.

»Manchmal habe ich das Gefühl alleine mit meinen Gedanken zu sein. Wenn alles um mich herum leise ist, dann kann ich meine Gedanken unheimlich laut hören. Die Stille dabei ist um mich herum so dicht, dass man sie schon fast greifen kann. Deshalb das Gehirn. Dort kommt noch eine Wand hin, die dann das Greifbare der Stille repräsentieren wird!«, erkläre ich mein Bild.

»Wow, ziemlich kreativ!«, murmelt er und kommt so nah an mein Bild heran, dass es so aussieht, als würde er gleich hineinkriechen.

»Äh ja. Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du aus dem Weg gehen könntest, damit ich weiter zeichnen kann«, sage ich und blinzele aufgesetzt mit meinen Wimpern.

»Ich bin nicht so kreativ. Ich bin eigentlich nur hier-«, setzt er an, doch ich unterbreche ihn.

»Du bist eigentlich nur hier, weil du eine Woche zu spät anfängst und es dummer Weise verpeilt hast, dich für den Sportkurs einzutragen und deshalb zwangsweise in den Kunstkurs gesteckt wurdest?«

»Ja, woher wusstest du das? Spricht sich das rum oder hast du mir hinterher spioniert?«, fragt er lachend.

»Nope, keines von Beiden. Für Beides ist meine Zeit eindeutig zu kostbar. Du siehst nur einfach nicht aus wie ein Künstler. Und die Tatsache, dass du heute deine ganzen Sachen vergessen hast, zu spät zum Unterricht gekommen bist und Augenringe hast, nicht zu vergessen, dass du eine Fahne hast, lassen darauf schließen, dass du eine verpeilte Sportskanone bist, die in ihrer Freitzeit nichts besseres zu tun hat, als sich zu betrinken oder sich zuzudröhnen. Ich meine ist dein Körper. Und aller Achtung, man merkt es dir nicht wirklich an, wenn man nicht direkt vor dir steht. Wahrscheinlich war ich jetzt etwas zu ausführlich!«, sprudelt es aus mir heraus.

»Autsch«, ist alles, was Jayden von sich gibt und sich gespielt ergriffen an die Brust greift.

»So siehst du mich also?«, fragt er grinsend nach.

»Jap«, antworte ich und stehe beim Klingeln zu der Fünfminutenpause auf.

Genauer gesagt springe ich schon fast auf. Schon die ganze Stunde plagt mich, dass ich S nicht geantwortet habe. Die ganze Zeit muss ich darüber nachdenken. Es ist lächerlich, dass mich so etwas so sehr beschäftigt, aber ich kann nicht aufhören darüber nachzudenken. Seufzend verlasse ich das Klassenzimmer, um ungestört zu antworten.

Leider Gottes ist unsere Kunstlehrerin so sehr darauf aus uns am Handy zu erwischen, dass ich schlecht im Unterricht antworten konnte.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie nur darauf wartet, dass jemand die Regeln bricht, nur damit etwas passiert. Generell passiert in unserer Schule nicht wirklich viel. In unserer Stadt auch nicht. Später will ich einfach hier weg. In der Toilette angekommen stoße ich die Tür zu einer Kabine schwungvoll auf und setze mich etwas angewidert auf den Klodeckel.

Von: muffin.lover@ gmx.de

An: melody.cobain@ gmail.com

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Ich hoffe ich habe dich jetzt nicht verschreckt oder so.

-S

Sofort laufe ich rot an. Oh nein! Nein, nein, nein!

Von: melody.cobain@ gmail.com

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Nein! Du könntest mich nie verschrecken!!! Das war total lieb, was du gesagt hast, ich wusste bloß nicht, was ich antworten sollte...

-M

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Ich könnte dich also nie verschrecken? Dabei weißt du doch gar nicht, wer ich bin...Vielleicht wäre dann alles anders...

-S

Von: melody.cobain@ gmail.com

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Was meinst du denn damit? Du könntest es mir sagen. Dann werden wir ja sehen, ob es anders ist. Aber ich glaube nicht. Denn-du weißt schon.

-M

Kapitel 25
Unexpected
[Shawn Peter Raul Mendes]
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Ich kaue auf meiner Lippe herum, als ich Melodys Nachricht lese. Was meint sie denn damit? Will ich wissen, was sie mit dem letzten Teil meint?

Vor allem, was ist, wenn sie mich so nicht mag, wie ich bin oder sich komplett anders benimmt? Ich will nicht, dass sie sich bei mir anders verhält. Sie soll die Melody sein, die ich kennengelernt habe. Wobei, das habe ich ja gar nicht richtig.

Von: muffin.lover@ gmx.de

An: melody.cobain@ gmail.com

Betreff: ...

Ich weiß nicht. Es würde sich etwas ändern. Du würdest dich anders verhalten. Können wir es nicht einfach so belassen, wie es ist? Es funktioniert doch gut so.

Aber was meinst du denn mit deinem letzten Satz?

-S

Immer wenn ich ihre Nachrichten lese, dann ist es so, als könnte ich rausgehen und sie treffen. So, als würde sie ganz nah bei mir sein. Ich habe das Gefühl sie zu kennen. Manchmal vergesse ich schon, dass ich sie nicht am nächsten Tag sehe. Dass ich gar nicht weiß, wie sie aussieht. Wie ihre Stimme klingt. Auch nicht weiß ich, wie ihre Haare riechen.

Doch ich wünsche mir so sehnlich, es zu wissen. Sie zu kennen. Persönlich. Noch nie habe ich eine solche Sehnsucht für etwas oder jemanden empfunden, ich kann es gar nicht in Worte fassen. Etwas in mir will sie in meine Arme nehmen. Meine Finger möchten über ihre Wangen streichen. Meine Haut will ihre Wärme spüren. Und meine Augen wollen sich in ihren verlieren. Je mehr ich darüber nachdenke, desto schlimmer wird es.

Von: melody.cobain@ gmail.com

An: muffin.lover@ gmx.de

Betreff: ...

Ich meine damit, dass du in meinem Kopf herumspukst, wie ein Geist. In einer Endlosschleife muss ich an dich denken und ich glaube nicht, dass sich das ändern würde, wenn ich wüsste, wer du bist, denn ich mag die Person, mit der ich schreibe. Ich mag sie sehr gerne. Solange du mir nichts vormachst, werde ich meine Meinung nicht ändern. Jetzt muss ich aber zurück in den Unterricht.

-M

Mein Herz schlägt so schnell, dass ich es förmlich hören kann. Nur für eine kleine Sekunde spiele ich mit dem Gedanken ihre zu sagen, wer ich bin. Doch dann verwerfe ich die Idee.

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unexpected [s.m] Where stories live. Discover now