89| Unexpected

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Kapitel 89
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
-
Ich komme mir wie in einem schlechten Teenie Film vor. Die Tatsache, dass ich dieses Ding in meiner Hand halte, ist surreal.
Die Minuten scheinen sich zu ziehen, wie Kaugummi.
Wieso zeigt mir das Ding noch nichts an?

"Melody?", höre ich Bens Stimme fragen. Wenn ich nicht wüsste, dass er pissen muss, würde ich denken, dass er sich tatsächlich Sorgen um mich macht.

"Bin ja bald draußen. Noch ein paar Minuten!", schreie ich nicht gerade nett.

Eine genervte Stimme kommt zurück: "Ist ja gut!"

Als ich meinen Blick wieder auf den Test werfe, wird mir schlecht.

Nein. Nein. Nein. Nein.

Ich stehe auf und stürme aus dem Bad.

"Scheiße!", schreie ich und gehe in mein Zimmer. Rennen trifft es wohl eher. Der Test muss falsch sein. Das KANN einfach nicht das richtige Ergebnis sein.

Ich lasse mich auf mein Bett fallen. Mir ist, als hätte ich keine Kraft mehr. Mein ganzer Körper ist wie gelähmt. Trotzdem kann ich es nicht glauben.

Ich bin noch nicht bereit dafür. Verdammt ich kann mich nicht einmal an den Tag, an dem es passiert sein soll, erinnern.

Nach einer Weile stürmt Ben zu mir herein.

"Du bist schwanger?", schreit er mir förmlich entgegen und fügt noch hinzu, "Wie kann man nur so dumm sein!"

"Was geht dich das an!", entgege ich, zugegebener Maßen kraftlos.

Ich hebe meinen Kopf leicht, um ihn anzusehen, "Und ich bin nicht schwanger"

"Natürlich bist du schwanger"

"Ich BIN nicht schwanger"

"Doch, bist du", gibt Ben von sich, als wäre ich eine Irre, die keinen klaren Gedanken fassen kann.

"Nein"

"Ich habe doch den Test gesehen. Aber eins ist klar: wenn das Baby da ist, will ich dich hier nicht mehr sehen. Das ist voll der Abturner. Stell dir vor ich bringe eine Tusse mit und dann schreit so ein kleines Ding herum. Ne. Da musst du dir eine andere Wohnung suchen"

"Raus!", schreie ich. Für einen kurzen Moment ist die Kraft wieder da. Wahrscheinlich nur, weil er so ein Arsch ist.

"Kein Baby... HIER", schreit er und macht sich dann auf den Weg raus. Natürlich nicht, ohne die Tür zu knallen. Arschloch. Immer wenn man denkt, er  könnte ganz nett sein, benimmt er sich wie der größte Idiot.
Wie kann er nur so dumm sein?

"Fick dich. Fick dich. Fick dich", zische ich.

Verdammt was soll ich tun?
Ich kann gar nicht schwanger sein. Der Test ist bloß kaputt.

-

Genau eine Stunde starre ich an die Wand.

Das sind 60 Minuten.

Ich muss es ihm sagen.

Wie soll ich es ihm sagen?

Ich will es ihm nicht sagen müssen.

Mein Atem geht unregelmäßig. Diese ganze Situation überfordert mich. Die Übelkeit, die mich schon seit ein paar Tagen verfolgt, kommt wieder hoch.
Schnell renne ich ins Bad. Ich lasse mich auf die kalten Fliesen fallen. Urgh. Ich müsste dringend mal das Bad putzen, Ben macht das nie. Er ist wie ein Kind. Man muss ihm die ganze Zeit alles hinterherräumen.

Oh Gott mein Leben ist vorbei.

In meinem Leben will ich noch so viel erreichen. So verdammt viel erleben. Mein Leben soll nicht wegen unergriffener Chancen vorbei sein. Nicht, weil Shawn Mist gebaut hat. Nicht, weil ich betrunken war.

Es gibt noch unendlich viele Sachen, die ich machen will. Die ich fühlen, die ich schmecken will.

Ich kann dieses Kind nicht bekommen.
Ich werde es nicht bekommen.
Shawn wird mich unterstützen. Hoffe ich.

Er ist nur ein Jahr älter als ich und ein Weltstar. Während ich mich um die Klobrille kralle, zittern meine Hände.
Es würde sein Karriere beeinträchtigen. Wie soll er es seinen Fans verraten? Sie wissen ja nicht einmal, dass er eine Freundin hat und denken immer noch, er hätte eine Affäre oder was auch immer, mit Hailey.

Wenn ich an all das, insbesondere Hailey denke, wird mir schlecht. Schlechter, als mir eh schon ist. Es ist, als würde ich kein anderes Wort mehr benutzen als 'schlecht', da es zu einer Art Dauerzustand mutiert ist.

Ich werde es abtreiben. Es macht schlichtweg keinen Sinn es zu behalten. Wegen Shawn und wegen mir. Ich hoffe er versteht das.

"Hey... Melody"

"Geh weg!"

Ben räuspert sich. Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, wie er sich gegen den Türrahmen lehnt.

"Hör mal, es tut mir leid", flüstert er dann. Ihm ist es unfassbar  unangenehm. Wahrscheinlich, weil er sich nicht oft entschuldigt.

Mein Mund öffnet sich, um etwas zu sagen, doch dann bleibe ich still. Was soll ich ihm schon antworten?

"Hör mal...Ich habe keine Ahnung, was man in so einer Situation macht... Aber vielleicht solltest du von dem Boden aufstehen", sagt er dann.

Ich nickt seufzend. Dann streiche ich meine Haare zurück.

"Das Bad ist dreckig", gebe ich zu bedenken, als ich an ihm vorbeigehe.

Er rümpft seine Nase, "Ich kann dich nicht hören, sorry"

Ich boxe ihm in die Seite und verdrehe meine Augen.

Aus irgendeinem Grund macht es mir nichts aus, dass er weiß, dass ich schwanger bin.

Vielleicht, weil er keine Erwartungen an mich hat.
Oder weil es ihn einfach nicht juckt.

Doch ich weiß nicht, wie ich es Shawn beichten soll. Wie ich es Luisa oder Kat sage.

Was ist mit meinen Eltern? Das Verhältnis ist sowieso schon schlecht.

Das sind sechs Personen, die ich enttäuschen muss. Nein halt, sieben. Wenn ich mich dazu zähle, sind es sieben.

Gerade, als ich nach einem Bier greifen will, was ich mir irgendwie seit ich bei Ben wohne, angewöhnt habe, zumindest ab und zu, haut er mir auf die Finger.

"Was soll das?", blaffe ich ihn an.

"Nicht für dich, Mommie", grinst er. Erneut boxe ich ihn.

Ich stelle das Bier zurück an seinen alten Platz. Obwohl ich das Kind ohnehin abtreiben werde.
Trotzdem. Irgendetwas hält mich davon ab, es zu trinken.

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Freut euch nicht zu früh. Oder gebt die Hoffnung nicht zu früh auf. Ich werde es keinem von euch einfach machen. Weder #teambaby, noch #teamnopregnancy.

Ünbrigens habe ich das Lied 'Isle' aufgenommen, kann es aber nicht auf Wattpad hochladen...

unexpected [s.m] Where stories live. Discover now