71| Unexpected

2.3K 173 42
                                    

Kapitel 71
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
-

Sein Blick brennt auf mir. Meine Augen schweifen zu seinen Lippen. Er mustert mich. Seine Zähne beißen auf ihnen herum.

"Ist etwas?", frage ich. Mein Kopf ist auf den Boden gerichtet, aber meine Augen liegen auf ihm.

"Nichts", lacht er verlegen.

"Nichts?", hake ich nach.

"Du siehst nur so unglaublich schön aus"

Die Röte schießt mir ins Gesicht, ich kann es förmlich spüren. Meine Backen glühen wie ein Backofen.

Ich deute auf das Led Zeppelin T-Shirt und meinen Messy Bun: "Ich sehe aus wie ein Penner. Das ist das älteste T-Shirt, das ich habe"

Er kommt näher.

"Man sieht dich. So wie du bist. Wunderschön", flüstert er mir in mein Haar und schlingt seine Arme um mich. Alles fühlt sich so vertraut an. Doch sind wir eigentlich Fremde.
"Lass uns schlafen gehen"

Ich stimme ihm zu.

"Hast du noch eine Matratze oder eine Isomatte?", fragt Shawn aufeinmal.

Daran hatte ich gar nicht gedacht. Ich schüttele meinen Kopf.

"Schon gut... Ich kann auch auf dem Boden schlafen"

"Um Himmels Willen, du sollst doch nicht auf dem harten, kalten Boden schlafen", gebe ich vielleicht ein wenig zu entsetzt von mir. Ein Lachen entflieht ihm.

"Wo dann?"

Meine Antwort hört sich vermutlich eher wie eine Frage an: "Auf der Matratze... Mit mir?"

"Sicher? Es ist gar kein Problem auf dem Boden zu schlafen"

"Im Prinzip sind wir doch erwachsen. Na ja also psychisch. Da sollte es doch okay sein, wenn wir in einem Bett schlafen, ohne dass etwas passiert. Wir kennen uns noch nicht lange, aber wir haben uns sowieso schon geküsst. Wir sollten kein Drama drum machen, was meinst du?"

"Pragmatisch", nickt er.

"Ich weiß", seufzend lasse ich mich auf die große, weiche Matratze fallen.

Das Kissen, das ich mir zurecht gelegt habe ist unglaublich weich. Ich spüre Shawns Präsenz, als er sich neben mich legt.

"Danke, dass du bleibst", murmele ich noch, während ich meine schweren Augenlider schließe.

-

"Es ist unfair, dass wir immer so wenig Zeit haben", sage ich, während ich mir ein Croissant in den Mund stopfe.

"Ja... Das ist es in der Tat. Aber du studierst bald und ich... Ich muss an meiner Musik schreiben", erklärt er.

Ich nicke.

"Ich in New York und du in Toronto"

Schon vorhin wurde ich wieder einmal daran erinnert, wie berühmt Shawn eigentlich ist. Viele seiner Fans waren auf uns zugestürmt, während ich daneben stand und so getan habe, als würde ich ihn nicht kennen. Ich schätze daran muss ich mich gewöhnen, jetzt wo wir... Na ja was sind wir eigentlich?

"Bitte sag mir, dass du dein Croissant gerade nicht in den Kaffee getunkt hast", höre ich Shawn sagen.

Gedankenverloren blicke ich auf das aufgeweichte Ding in meiner Hand.

"Manche Menschen machen das eben", sage ich.

"Du etwa auch?", der Junge kräuselt angewidert seine Nase, "Das ist als würde man einer Oma beim Essen zuschauen"

Ich lache.

"Also eigentlich wollte ich die Marmelade treffen, habe sie aber verfehlt"

Er sieht mich an: "Das ist traurig"

Ich nicke.

"Ich weiß. Hast du eigentlich schon viele neue Songs geschrieben?", wechsele ich das Thema, da ich nicht vorhabe weiterhin über süffige Croissants zu reden.

"Es geht. Es wird auf jeden Fall noch lange dauern. Dann kann ich meine Fans wieder mit meinem 'soon' quälen"

"Wusste ich es doch. Du bist ein totaler Sadist. Luisa und Kat haben mich an den Tagen vor SM3 so unendlich genervt, weil du nur irgendwelche Farben gepostet hast, wie bei in my blood und lost in japan. Von Anfang an war ich mir sicher, dass dir das unheimlich Spaß macht, deine Fans zu ärgern"

Er lacht auf und zuckt mit den Schultern.

"Was soll ich da noch sagen. Es ist einfach krass, wie sie ausrasten. Manchmal kann ich immer noch nicht begreifen, dass jemand meine Musik mag", lächelt er.

"Jetzt tu nicht so, als wäre es so unglaublich. Du bist unfassbar gut! Und das hörst du von einer, die Pop verabscheut"

"Es ist schwierig es zu realisieren... Aber es bedeutet mir viel, dass du das sagst. Wirklich", murmelt er.

"Ich wünschte ich würde es irgendwann schaffen meine Träume zu verwirklichen, genauso wie du. Deine Eltern unterstützen dich wenigstens"

Er sieht mich an: "Haben deine Eltern immer noch ein Problem damit, dass du Kunst studierst?"

Ich nicke traurig.

"Ja. Dad wechselt immer das Thema, wenn seine Arbeitskollegen fragen, was ich studieren will. Das tut weh, egal wie sehr ich mir einrede, dass es das nicht tut"

Shawn greift nach meiner Hand. Diese Geste tut so unheimlich gut. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die etwas großes bewirken. In dieser Situation ist es genau das Richtige.

"Ich glaube sie wissen noch nicht, was gut für dich ist. Wie einzigartig deine Kunst ist"

"Danke, aber du kennst meine Kunst ja auch nicht", lache ich.

"Dann zeige sie mir. Du kennst meine Musik, also zeig mir deine Kunst"

Ich sehe ihn eine Weile stumm an.

"Willst du das wirklich? Es sind keine Meisterwerke", sage ich dann und sehe aus dem Fenster des Cafés in dem wir sitzen. Er nickt.

"Du bist auf einer der begehrtesten Art Academys der Welt angenommen worden. Ich glaube schon, dass du gut bist"

"Dann komm"

-

"Wer ist das?", er deutet auf das Bild, das ich gemalt habe, als ich noch nicht wusste, wie er aussieht.

"Irgend so ein Typ. Keine Ahnung"

In der Hoffnung es zu vertuschen zucke ich gleichgültig mit meinen Schultern. Vielleicht sage ich ihm irgendwann, wer es sein sollte.

"Das gefällt mir besonders gut. Auch wenn ich mir ein bisschen Sorgen um deine Psyche mache", sagt er und legt seinen Kopf schief und deutet auf ein anderes meiner Werke. Ich lache und stelle mich neben ihn.

"Das stellt die USA da"

"Jetzt mache ich mir erst Recht sorgen"

"Was denn, es ist nur die Wahrheit! Das System ist scheiße. Lächerlich, dass alle immer noch an den American Dream glauben"

Shawn bleibt eine Weile still.

"Na dann gut, dass ich in Kanada lebe"

unexpected [s.m] Where stories live. Discover now