88| Unexpected

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Kapitel 88
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
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"Melody sei nicht dumm. Du weißt was das bedeutet", höre ich Kat an dem anderen Ende der Leitung schimpfen.

"Nein, das heißt es nicht. Du hast zu viele Filme geguckt. Nicht jeder wird gleich schwanger", brumme ich genervt, während ich meine Augen verdrehe und mich auf mein Bett plumpsen lasse.

"Wie lange hast du die Übelkeit schon?"

"Etwa zwei Wochen... Kannst du dich noch an diesen einen Winter erinnern? Dort, wo ich über zwei Wochen krank war? Wahrscheinlich ist das jetzt genauso"

Mit meiner rechten Hand streiche ich über das Laken, das als Bettbezug unter mir liegt.

Ein genervtes Schnauben kommt mir entgegen: "Lass dich testen"

"Nope. Ich werde mich für nichts testen, bei dem ich schon weiß was herauskommt. Ich bin nicht schwanger!", zische ich. Die Vorstellung ist einfach nur lächerlich. Shawn ist verantwortungsvoll. Außerdem bin ich keine Mom. Das passt nicht zu mir.

"Das ist dumm", höre ich plötzlich Logans Stimme aus dem Hintergrund zu mir dringen.

"Wie lange ist er schon bei dir?", hake ich nach und setze mich auf.

"Schon das ganze Gespräch"

Ich kann mir gut vorstellen, wie sie bei diesem Satz mit den Schultern zuckt.
Ich vermisse sie. Die anderen natürlich auch.

"War ja klar. Vermisse euch. Auch wenn ich keinen Test machen werde und Punkt"

Ein genervtes Stöhnen kommt mir entgegen.

-

Ach scheiß drauf. Ich seufze.

"Einen Schwangerschaftstest bitte", murmele ich, wobei ich auf die Theke vor mir starre. Ich komme mir schon vor wie in 'Love Rosie', wo sie zu der netten Apothekerin geht. Die Apotheke sieht in etwa genauso aus.

Nur dass vor mir statt dem rothaarigen Mädchen, mit dem Rosie später befreundet ist, ein alter Mann steht.

Abwertend mustert er mich.

"Sind sie nicht ein bisschen zu jung, um schwanger zu sein?"

"Sind sie nicht ein bisschen zu alt dafür, um hier zu arbeiten?", entgege ich und ernte ein Schnauben.

"Werden Sie ja nicht frech, junges Fräulein"

"Für wen halten Sie sich eigentlich?", frage ich und sehe den Mann an.

Er klatscht mir den Test auf die Theke und sieht mich an.

"Wissen Sie, was ich von Mädchen wie Ihnen halte?"

Sein Blick ist voller Verachtung getränkt. Für wen zur Hölle hält er sich denn? Ich meine klar, es ist nicht besonders toll, in meinem Alter schwanger zu sein und ich hoffe, dass ich es nicht bin. Aber was gibt ihm das Recht, so mit mir umzuspringen?

Ich schiebe den Test wieder zurück zu ihm.

"Nein, aber ich kann es mir denken. Wissen Sie was? Stecken Sie sich diesen Scheiß doch in den Arsch!"

Ich höre noch, wie er mir etwas hinterherschreit.

Aufgewühlt stürme ich aus dem Laden. Es macht mich wahnsinnig, wie er mich gerade angesehen hat. Soll das wirklich mein Schicksal sein?

Was solls. Ich bin nicht schwanger. Niemals. Shawn hat verhütet. Warum sollte er nicht?

Aus irgendeinem Grund fühle ich mich seltsam antriebslos.
Auf der einen Seite habe ich das Gefühl, dass ich unbedingt herausdinden muss, was Sache ist. Auf der anderen Seite jedoch,
finde ich nicht die Kraft dazu.

Was wenn es doch so ist?

Ach was.

"Einen Bagel bitte", bestelle ich, als ich an dem Tresen angekommen bin. Hinter mir zieht sich eine endlose Schlange.

"Einen Bagel für das hübsche Mädchen", grinst der Junge mit den blonden Haaren. Zottelig und nach oben frisiert.

Ich lächele. Was soll man auf so etwas schon antworten?

"Noch einen Kaffee", füge ich hinzu.

"Was immer du willst"

Irgendwie ist diese Konversation höchst unangenehm.
Wenn ich ihm jetzt auf die Nase binde, dass ich einen Freund habe, denkt er, ich bin die eingebildeste Tusse der Welt. Weil ich gleich davon ausgehe, dass er etwas von mir will.
Also halte ich einfach meine Klappe.

Locker schreibt er meinen Namen, nach dem er zuvor gefragt hat, auf den umweltvermüllenden Becher.

Er sieht mich an.

"War's das?"

Ich nicke mit meinem Kopf, wobei mein Hals sich an dem dicken Schal, den ich trage, reibt.
Eine weitere Sache, die ich am Herbst hasse. Nicht nur, dass man die ganze Zeit im kalten Regen herumläuft, nein man muss auch noch warme Sachen tragen.

Als mein Name ausgerufen wird, bewege ich mich zu der anderen Seite, um meine Sachen abzuholen.

Ich beiße in den Bagel hinein und bemerke erst jetzt, wie hungrig ich eigentlich war.

Noch zwei Tage bis zu Shawns Party. Beziehungsweise nicht seine Party, sondern die auf die ich ihn begleiten soll.

Noch zwei Tage, in denen ich mit Raphael und Sarah an dem Kunstprojekt arbeiten muss. Mein Kopf ist voller Dinge, die ich erledigen muss. Dinge, die mich verfolgen und mich nicht schlafen lassen.

Ich schließe meine Augen und hole meiner Kopfhörer heraus.
Automatisch mache ich 'Youth' an. So höre ich seine Stimme. Das Lied ist wirklich sehr schön und es lenkt mich ab.

-

Ich kann nicht fassen, dass ich mir wirklich diesen kack Test gekauft habe. Ich bin nicht schwanger.

Ich starre auf die pinke Schachtel in meiner Hand, als die Tür aufgeht. Ist ja nicht so, als hätte ich nicht schon genug Probleme.

"Scheiße Melody, ich habe dich da auf dem Boden gar nicht gesehen", flucht Ben.

Dann fällt sein Blick auf den Test, den ich in der Hand halte. Dann sieht er mich an. In diesem Moment reißt er seine Augen auf.

"Du bist schwanger?", platzt er dann heraus.

Ich schüttelte meinen Kopf.

"Keine Ahnung... Shawn ist verantwortungsvoll", sage ich dann.

Er verzieht sein Gesicht.

"Mach den scheiß Test Melody"

Wieso sagt mir das denn jeder? Es ist ja wohl meine Sache.

"Raus", brumme ich.

Schnell verschwindet er und ich mache mich auf den Weg die Tür abzusperren.

Jetzt ist es wohl so weit. Ich werde wirklich diesen kack Test machen. Wieso ziere ich mich so? Ich weiß, dass ich nicht schwanger bin. Niemals.

unexpected [s.m] Where stories live. Discover now