107| Unexpected

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Kapitel 107
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
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Mit meiner Hand greife ich nach dem schwarzen T-Shirt, das Shawn gestern anhatte. Schnell stülpe ich es mir über und atme dabei seinen betörenden Duft ein.

"Was machst du?", fragt mich Shawn grinsend.

"Ich mache Frühstück"

Shawn runzelt seine Stirn: "So richtiges Frühstück? Lass mir dir helfen"

"Nein, ich bekomme das schon alleine hin. Außerdem würde ich das jetzt nicht als richtiges Frühstück bezeichnen... Wir haben nur Toast und die Cornflakes sind aus. Dazu haben wir eigentlich nur eine Sorte Wurst da und Butter... Na ja die fehlt ebenfalls", gebe ich lachend von mir.

"Wie wäre es, wenn du noch einmal ins Bett kommst und wir danach Frühstücken gehen?", schlägt Shawn vor, wobei er sich in dem Bett aufrechter hinsetzt. Ich nicke zögerlich.

"Na gut okay", lache ich.

Gerade als ich wie ein normaler, zivilisierter Mensch ins Bett gehen will, zieht er mich zu sich, sodass ich mit einem dumpfen Geräusch auf seiner muskulösen Brust lande. Ein Kichern entfährt mir. Normalerweise kichere ich nicht, weil das eine Sache ist, die nur mädchenhafte Mädchen machen. Ich kichere nicht, ich lache.

Man könnte das jetzt als das erste Kichern in meinem Leben bezeichnen.

"Was ist passiert, während ich nicht da war? Ich möchte alles wissen", lächelt Shawn.

Er sieht mich andächtig aus seinen karamellfarbenen Augen an.

"Ähm... Weihnachten habe ich hier gefeiert, ich habe mich ziemlich gut mit Ben angefreundet uuund ich war kurzzeitig bei meinen Freunden und meiner Familie", sage ich und füge in Gedanken noch die winzige, unbedeutende Tatsache hinzu, dass ich das Kind, von dem er nicht einmal wusste, abgetrieben habe.

"So jetzt zu dir. Was ist bei dir passiert?", frage ich und lächele.

"Mein Leben ist ganz langweilig. Es ist nichts Relevantes passiert", gibt er als Antwort von sich.

Ich lache auf.

"Genau, dein Leben ist langweilig"

"Es ist wirklich nicht viel passiert. Das Übliche, aber nichts Ungewöhnliches", murmelt er, während er mit seinem Daumen Kreise auf meine Wange malt.

"Dann bin ich ja beruhigt", flüstere ich und blicke direkt in seine Augen.

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"Bevor du etwas sagst: Ja, ich weiß wie viel ich da in mich hineinstopfe", gebe ich von mir, als ich aufstehe um mir noch etwas von dem Buffet zu holen.

"Ich wollte doch gar nichts sagen", schreit mir Shawn kopfschüttelnd und lachend hinterher.

Ich tue so, als hätte ich nichts gehört und gehe einfach weiter auf das Essen zu. Dort belege ich mir ein Brötchen, packe auf den Teller Rührei und füge zum Abschluss eine Waffel hinzu. Es ist das zweite Mal, dass ich mir Nachschlag hole.

"Wie passt das nur alles in ein so kleines Wesen, wie dich, herein", brummt Shawn.

"Erstens bin ich nicht klein, es sind vielleicht zwölf Zentimeter Unterschied zwischen uns und Zweitens: Seit wann bezeichnet man seine Freundin als ein Wesen?", grinse ich.

"Touchee. Trotzdem wundert es mich immer noch. Du bist immer für eine Überraschung gut, Morgan"

Ich nicke eifrig mit meinem Kopf, während ich einen Bissen von der Waffel nehme, die wunderbar duftet und mindestens ebenso gut schmeckt.

"Bald bin ich mit meinem Kunststudium fertig... Ich werde es nicht verlängern"

Ich richte meinen Blick auf den Teller.

"Wieso das denn? Du bist unglaublich gut in dem, was du tust", gibt Shawn entsetzt von sich. Ich schüttelte meinen Kopf.

"Du kennst doch nur ein paar meiner Werke"

"Und du hast damals schon behauptet, dass sie schlecht seien. Sie waren das Schönste, das ich je gesehen habe. Und glaub mir, die mendesarmy besteht aus echt begabten Künstlern. Wieso willst du das aufgeben?", sagt Shawn so überzeugt, dass ich weiß, dass er es ernst meint.

"Weil es mir nicht mehr so viel Spaß macht seit ich in der Academy bin. Es ist nicht mehr das, was es früher war. Für mich hat es sich verändert. Wenn ich nach Hause komme, habe ich keine Lust mehr den Pinsel in die Hand zu nehmen und nur für mich zu malen. Denn immer wenn ich es tue, schweben mir die Stimmen meiner Professoren im Kopf herum. Ich fühle mich eingekerkert. Nicht mehr so frei wie früher. Selbst in der Academy macht es mir keinen Spaß meht. Ich habe das Gefühl, als hätte mir jemand meine ganze Kreativität genommen", erkläre ich und starre dabei auf meinen Teller. So klar habe ich es noch nie ausgesprochen. Doch es ist, als würde man mir alles, was ich am Malen mag, nehmen.

"Oh, das wusste ich nicht"

Nachdenklich sieht mich der Braunhaarige an.

"Woher auch. Ich habe es noch nie jemandem gesagt", gebe ich von mir und lächele ihn an. Meine Augen liegen wieder auf seinem Gesicht.

Sie huschen ein wenig hin und her, als würde ich nach Anzeichen suchen, die darauf schließen, dass er mich verurteilt oder mich nicht versteht. Doch stattdessen sehe ich bloß Verständnis. Es tut gut das zu sehen.

Seine weiche Hand mit den langen Fingern greift nach meiner.

"Du solltest das machen, das du für das Richtige hältst, auch wenn das wie eine 0815 Antwort klingt", murmelt er dann. Ich nicke.

Er ist so lieb, während ich ihn die ganze Zeit über anlüge. Er hat die Wahrheit verdient.

"Shawn, gestern habe ich gelogen. Ich muss dir doch etwas Wichtiges sagen. Es fällt mir nicht so leicht, weil... Weil ich eventuell den größten Fehler meines Lebens begangen habe",sage ich.

"Melody, was ist los?", seine Augen werden dunkler, auf eine besorgte Art und Weise.

"Ich war schwanger"

Mein Mund ist staubtrocken.

"Was?", hakt er nach, als würde er nicht so richtig verstehen.

"Als wir miteinander geschlafen haben und du abgehauen bist... Ich war schwanger", bringe ich noch einmal heraus.

"Das heißt ich werde Vater? Wir... Es ist zu früh... Aber wir bekommen das hin. Wir-", murmelt er, doch ich unterbreche ihn.

"Shawn, du wirst kein Vater"

"Nicht?", hakt er nach.

"Ich war schwanger, doch ich habe es abgetrieben", sage ich, wobei ich merke, wie meine Augen sich mit Tränen füllen.

unexpected [s.m] Where stories live. Discover now