61| Unexpected

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Kapitel 61
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
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Meine Schritte sind mittlerweile mehr als ein Gehen. Ich kann es kaum erwarten. Gleich werde ich ihn sehen. Ich muss einfach. Mein Herz hält es keine Sekunde länger aus.

Fast atemlos komme ich an dem Eingang des Air Canada Centre an.

An dem Eingang steht eine Person. Vielleicht ist er es.

Als er mich hört, dreht er sich um.

Er kann es nicht sein. Er hat blonde Haare. Seine Hand hebt sich. Er winkt mich zu sich. Unsicher folge ich seiner Anweisung und nähere mich ihm.

Es ist wirklich unglaublich, wie viele Menschen S in seinen Plan einweihen musste.

Der Junge lächelt mich an und gibt mir die letzte Rose und einen Brief. Es macht mich fast wehmütig, da die Reise jetzt vorbei ist.

"Ich wurde angewiesen, dich in die Halle zu führen", erklärt er dann und betritt mit mir das Stadion.

"Vermutlich erzählst du mir nichts über S, wenn ich frage. Oder?", frage ich und hake mich in seinen Arm, den er mir angeboten hat, ein.

Er grinst, nickt dann aber.
War ja klar.

"Nur Geduld, du siehst ihn ja gleich", versucht er mich zu beruhigen.

Wenn er nur wüsste, wie es in mir drinnen aussieht.

Mein Herz explodiert gleich. Meine Lungen geben wahrscheinlich gleich auf.
Mein Kopf überhitzt.

Zu viele Gedanken.
Zu sehr versuche ich zu atmen.
Zu viele Gefühle auf einmal.

Mein Puls beschleunigt sich. Ich habe das Gefühl, dass meine Hände nur noch aus kaltem Schweiß bestehen.

Der Junge sagt noch etwas, doch ich höre ihm nicht zu. Erst, als er direkt vor mir steht, bemerke ich ihn wieder.

"Du musst die Augenbinde anziehen", sagt er dann.

Ich schüttelte irritiert meinen Kopf.

"Nicht schon wieder. Ich dachte ich hätte das alles hinter mir"

"Hast du gleich. Du musst nur zu erst die hier anziehen. Glaub mir, was er vor hat wird unglaublich sein, doch du musst ihm vertrauen. Du bist seinen Anweisungen bis hier hin gefolgt, da kannst du diese hier ebenfalls durchziehen"

Ich nicke. Der Blondhaarige legt mir die Augenbinde um.

Dann führt er mich durch die Gänge. Ohne seine Hilfe würde ich sonst wahrscheinlich nie zu S finden.

"Setz dich hier hin und bleib sitzen, er ist gleich da", flüstert mir der Junge zu, bevor er verschwindet. Seine Schritte entfernen sich wieder.

Heute wurde mir gezeigt zu sehen. Mir wurde gezeigt, wie es ist zu erblinden und nur noch auf seine anderen Sinne zu achten.

Beides am selben Tag und ich möchte keine Sekunde missen.

Ich zucke zusammen, als ich Schritte höre. Er ist es. Er ist da.

Ein Gitarrenriff erfüllt die Luft.
Es ist wunderschön, aber ich habe es noch nie gehört.

"I wish I would know her laugh and her smile
Why isn't it possible to see her just for a little while?"

Ich reiße meine Augen auf. Auch wenn es nichts bringt. Es ist Shawn. Ich bin mir so sicher, wie ich mir bei einer Sache noch nie sicher war.

Aber es kann nicht sein. Doch es ist seine Stimme. Sein Gesang.
Nur dieses Lied kenne ich nicht.

"There's a melody in my head. She comes every night when I go to bed. A melody extraordinary and kind you would know she is the prettiest even if you're blind. I want to play it again and again like an infinite loop"

Es ist so unglaublich schön. Erst bei dem Chorus wird mir bewusst, dass er diesen Song für mich geschrieben hat.
Melody, es ist ein Wortspiel. Er meint mich.

Ich dachte immer ich sei kein besonders emotionaler Mensch, doch er lässt mich weinen.

Dieses Lied lässt mich weinen. Alles andere vergessen. Es ist so unglaublich schön.

Mit jeder Zeile, die er singt, wird es schöner. Immer und immer schöner.

"And now that I know her smile
I fell in love with her again", die letzte Liedzeile, singt er ganze leise, fast ohne die Gitarre.

Eine Pause entsteht. Es ist so unglaublich schön.

Meine Hände bringen ein Klatschen heraus. Auch wenn mein Verstand fest daran glaubt, dass es Shawn Mendes ist, der dort vorne steht, kann ich es nicht glauben.

Unsere Blicke damals... Schicksal. Ich glaube nicht an Schicksal, aber jetzt wird es mir fast unmöglich gemacht, nicht daran zu glauben.

Er ist unglaublich.

Die Art, wie er die Musik gefühlt hat, sie lebendig werden lässt, sagt mir, dass es Shawn ist.

Es kann niemand anderes sein. Noch nie habe ich jemanden mit so einer Leidenschaft für Musik erlebt. Er muss es sein.

Ich will mir die Augenbinde abnehmen. Doch in diesem Moment ist alles so perfekt, dass ich gar nicht wage ihn zu zerstören.

Ich warte, bis er es mir sagt.

Dieser Moment ist so zerbrechlich. Die Atmosphäre ist wie Glas. Wenn man etwas Falsches macht, geht sie kaputt. Das ist das Letzte, das ich will.

Shawn kommt zu mir herüber. Ich kann seine Schritte hören. Sie hallen in dem riesigen Stadium. Ich habe es nicht von innen gesehen, aber das Echo verrät mir so einiges.

"Du hast den Brief noch gar nicht aufgemacht", flüstert er.

Er scheint Angst zu haben durch jeden Laut, den er ausstößt, alles zu zerstören.
Ich nicke.

Seine Hand fährt kurz über meine. Mein Atem stockt. Er nimmt mir den Brief sanft weg. Ich höre wie das Papier raschelt.

"Liebe Melody, dies ist mein letzter Brief. Wahrscheinlich werde ich ihn dir vorlesen, weil du nicht dazu kommst, ihn vorher selber zu lesen.

Alles, was bis jetzt war, war unglaublich.
Jede Nachricht, jede Sekunde mit dir.

Jede Sekunde in dem Café war die kostbarste Zeit in meinem Leben. Ich hoffe du empfindest genauso wie ich, denn ich glaube ich habe mich in dich verliebt.
-S"

Ich atme schwer aus. Das ist so unglaublich schön.

Schnell nicke ich. Meine Lippen formen ein "Ja"

Von Weitem mag alles so kitschig erscheinen. Aber hier, genau hier und jetzt an diesem Ort, ist alles perfekt.

Ich höre wie er sich neben mich setzt. Seine Hand streicht mir eine Strähne hinter mein Ohr.

"Ich kann es kaum erwarten dein Gesicht zu sehen", flüstert er.

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Songtext by @VerteDeLejos
Melodie von mir, aber die kennt ihr leider nicht xD

unexpected [s.m] Where stories live. Discover now