64| Unexpected

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Kapitel 64
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
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Ich mustere die Mädchen, die vor Shawn stehen. Sie sind hübsch. Es macht mich kirre, dass er sie so liebevoll behandelt. Das sollte es nicht.

Denn seien wir mal ehrlich: ich bin nur eine Fremde. Außerdem sind es seine Fans. Er muss nett zu ihnen sein. Wahrscheinlich macht es ihm auch Spaß. Er ist einer der Menschen, die gar nicht anders können, als nett zu sein.

Gleichzeitig lässt mich diese Tatsache dahinschmelzen.

Die Mädchen verabschieden sich wieder. Shawn wendet sich mir zu.

"Es tut mir leid", verlegen kratzt er sich am Hinterkopf.
Ich schüttele meinen Kopf.

"Schon okay", murmele ich dann und sehe ihn an. Er nimmt meine Hand und verschränkt seine Finger mit meinen. Für einen kurzen Moment sieht er so aus, als würde er mich küssen wollen, doch dann zieht er seinen Kopf wieder zurück. Er streicht mir meine Haare aus dem Gesicht. Wir gehen weiter.

"Wieso hast du mir eigentlich nie gesagt, dass du berühmt bist?", frage ich und blicke auf den grauen Betonboden vor mir.

Ein Schweigen erfüllt die Luft und verdrängt die Stadtgeräusche.

"Ich habe nicht oft die Gelegenheit Menschen kennenzulernen, die nicht wissen wer ich bin", murmelt er.

"Aber du hättest es mir doch nach einer Weile sagen können... Ich meine wir haben ein Jahr lang geschrieben"

"Ja, aber du musst mich verstehen", er hält aprubt inne und nimmt beide meine Hände zu sich, "Seit ich ein Teenager bin, stehe ich im Rampenlicht. Überall wo ich hingehe kennt man mich. Natürlich liebe ich meine Fans... Sie machen mich zu dem, der ich bin. Aber die Menschen werden plötzlich so subjektiv, wenn man ihnen erzählt, dass man berühmt ist. Sie scheinen einen nicht mehr zu sehen. Nicht als eine Person. Nur noch als... Ich weiß nicht. Etwas Übernatürliches"

Ich wickele eine seiner braunen Locken um meinen Finger.

"Ich bin anders... Ich kannte dich ja davor gar nicht", lächele ich.

"Das konnte ich nicht wissen... Ich hatte Angst, dass du mich nicht mehr magst. Außerdem diese ganzen Grunge Bands... Und dann auch noch alles was Mainstream ist, du hast es runtergemacht. Ich wollte nicht, dass du mich ignorierst. Du bist mir wichtig Melody, denn du kennst mich, wie ich bin. Ich wollte nicht, dass du mich auf einmal anders siehst"

"Ich werde dich nicht anders sehen. Niemals. Denn für mich bist du einfach unglaublich. Nicht auf diese 'Oh wow du bist ein Star' Weise. Auf die Weise; 'Du bist der einzige Mensch auf der Welt, der mein Herz zum explodieren bringt' Weise. Du bist einfach der Wahnsinn. Ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll. Um Notting Hill zu zitieren: Denn schlussendlich bin ich nur ein Mädchen, das vor einem Jungen steht und ihn bittet es zu lieben", sage ich.

"Du bist Wahnsinn. Das ist das Süßeste, das jemals jemand zu mir gesagt hat", er schüttelt den Kopf, "Ich habe dich gar nicht verdient"

"Wir müssen uns erst kennenlernen. Du wirst merken, dass es genau andersherum ist", lache ich.

"Es gibt nichts an dir, das nicht perfekt sein könnte"

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"Ich wusste gar nicht, dass Orangensaft so gut schmecken kann!", sage ich entsetzt, als ich einen Schluck von der orangenen Flüssigkeit getrunken habe.

Sie schmeckt süßlich, aber auch sauer. Noch nie habe ich einen so guten Orangensaft getrunken.

"Es ist süß, wie du dich über jede Kleinigkeit freuen kannst"

Shawn sieht mich grinsend an und stopft sich eine Erdbeere in den Mund.

Ich bestätige mich, während ich meinen Zeigefinger in die Luft strecke: "Ich habe noch nie einen so guten Orangensaft getrunken, wirklich!"

"Ich glaube dir ja"

"Gut. Die Erdbeeren sind übrigens auch sehr gut", füge ich noch hinzu. Mit meiner rechten Hand greife ich nach einer und stecke sie mir in den Mund.

"Nur das Beste für dich", grinst Shawn.
Ganz im Gegenteil zu gestern, wird mir heute richtig warm unter der Jacke.

"Ich muss heute Abend wieder gehen"

Resegniert seufze ich. Ich will hier nicht weg.

"Ich weiß...", Shawn sieht mich an.

Mit einem Handgriff ziehe ich einen Zettel aus meiner Handtasche und kritzele eine Adresse drauf.

"Hier. Dort wohne ich in New York. Nur falls... Falls du zufällig einmal dort bist", ich streiche meine Haare hinter meine Ohren. Verlegen blicke ich auf Shawns Jeansjacke, auf der wir sitzen.

Shawn lacht rau, "Pass nur auf, jetzt hast du mich wahrscheinlich ständig an der Backe"

"Das hoffe ich doch", murmele ich zu mir selbst und beiße mir auf meine Lippen.

"Also diese Erdbeeren sind echt gut. Merk dir, dass du mir Erdbeeren mitbringst, wenn du mich besuchen kommst!", schiebe ich hinterher.

Shawn zieht seine Augenbrauen zusammen: "Weil die besten Erdbeeren ja bekanntlich aus Toronto kommen"

Lachend lehne ich mich zurück.

"Mach dich ruhig lustig über mich!"

"Tue ich doch gar nicht!"

"Mhhh klar", brumme ich.

"Durch dich habe ich irgendwie richtig viel über Nirvana gelernt. Vielleicht sollte das mein nächstes Album beeinflussen. Ich meine 'Shawn Mendes' war ja schließlich von Kings of Leon beeinflusst", murmelt Shawn gedankenverloren.

Verwundert sehe ich ihn an.

"Meinst du echt?", ich ziehe meine Augenbraue in die Höhe.

"Wieso denn nicht?", er zuckt mit den Schultern. Ich grinse.

"Ha! Ich bin ein guter Einfluss. Aber ich muss sagen, deine Musik gefällt mir auch so. Ohne, dass du Grunge mit einbringst"

"Wirklich?", seine Augen leuchten auf.

"Ja", lächele ich und sehe ihn an. Shawns Augen sind so wunderschön. Die Schönsten, die ich je gesehen habe. Doch am besten gefallen sie mir, das weiß ich schon jetzt, obwohl ich sie erst seit gestern kenne, wenn er von etwas schwärmt. Wenn er sich für etwas begeistert.

Shawn kreuselt seine Nase: "Wow. Ich hätte nicht gedacht, dass du diese Art von Musik hörst"

"Ich war auf deinem Konzert. Und danach habe ich sie mir schon ein paar Mal gehört. Am Anfang nur um mich an dich zu erinnern. Mit der Zeit musste ich mir aber eingestehen, dass sie mir auch wirklich gefällt"

"Ja, weil du gezwungen wurdest.
Ich hätte wirklich kein Problem damit, wenn du sie nicht magst. Meine Schwester hört sie auch nicht. Aber trotzdem, danke. Es bedeutet mir wirklich etwas. Das ist noch besser als dass sie John Mayer gefällt"

Ich reiße meine Augen auf.

"Aaliyah hört deine Musik nicht?", frage ich.

Er lacht.

"Nein, nicht wirklich"

unexpected [s.m] Where stories live. Discover now