73| Unexpected

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Kapitel 73
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
-

"Eins, zwei-"

"Fünf", unterbricht mich der Typ grinsend. Mein Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse.

"Eins, zwei-", wieder werde ich unterbrochen. Wut beginnt sich in mir aufzustauen.

"Sechs"

Ich setzte einen Fuß vor den anderen, nachdem ich wieder in meine Ausgangsposition gelaufen bin, "Eins, zwei-"

"Vier"

Der schmierige Typ steht grinsend in dem weißen Türrahmen, dessen Lack schon leicht abblättert. Wütend stoße ich die Luft aus. Meine Nägel bohren sich in meine Handflächen.

"Halt verdammt noch einmal deine Fresse!", schreie ich und laufe wieder auf meinen Ausgangspunkt zurück. Die Tatsache, dass ich mit dem größten Arschloch der Welt zusammenwohne, bringt mich zur Weißglut. Das wiederherum bringt mich dazu, dass ich noch stärker in den Zwang hineinfalle, alles zählen zu müssen. Wenn ich die Reihenfolge jetzt nicht zu Ende bringe, dann habe ich das Gefühl, etwas unfertig stehen gelassen zu haben. Das fühlt sich nicht gut an. Wie ein Kratzen, dass ich nicht loswerden kann.

Während alle Menschen sich über Sheldon aus "The Big Bang Theory" lustig machen, kann ich ihn hierbei nur zu gut verstehen.

Ich kann etwas nicht stehen lassen, ohne es beendet zu haben. Es fühlt sich nicht richtig an. Jeder Moment, in dem ich mich davon abwende, ist ein unruhiger Moment.

"Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben", murmele ich ganz schnell hintereinander, sodass ich wie ein Maschinengewehr klinge.

"Was ist eigentlich dein Problem?"

Der Typ, dessen Namen ich immer noch nicht kenne, dackelt hinter mir her.

Müde schütte ich Cornflakes in eine Schüssel.
Der Junge beugt sich vor, wobei seine Arme über meinem Kopf balancieren, um nach einer Flasche Bier zu greifen.

Ich verdrehe meine Augen. Jedes Mal, wenn ich ihn ansehe habe ich das dringende Bedürfnis dies zu tun.

"Wieso machst du das?", fragt er dann, während er sich an den Kühlschrank lehnt. Einen Schluck von seinem Bier nehmend, wirft er einen Blick in meine Richtung. Die dunkelblonden Bartstoppeln stehen von seinem Kinn weg.

"Das geht dich einen Scheiß an! Wieso interessiert es dich eigentlich? ", zische ich und stecke mir einen Löffel mit Cornflakes in den Mund, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Was denkt sich der Typ eigentlich?

Er zieht eine Grimasse: "Weil ich mit einer Irren zusammenwohne"

"Hör mal gut zu!", mit einem Finger pickse ich ihm in die Brust. Er zuckt zusammen.

Er hebt eine Augenbraue hoch. Dieses selbstgefällige Grinsen auf dem Gesicht macht mich verrückt. Was soll denn das?

"Also...Wie auch immer du heißt, hör mir mal gut zu", fange ich dann an zu reden. Ein ziemlich abgefuckter Unterton schwingt mit, gemischt mit einem Hauch Verachtung. Die beste Mischung für eine Konversation, um sie zum Explodieren zu bringen.

"Ben. Ich heiße Ben. Und ich lasse mir ganz sicher nichts von einer Grunge aka im letzten Jahrhundert hängengebliebenen, Tussi anhören"

Damit dreht er sich um.

BOOM.

Das war eine Orange, die an seinem Kopf gelandet ist.

"Hör auf mich ständig mit irgendwelchen Sachen zu bewerfen, das tut weh!"

Ich grinse: "Gut, sonst hätte es ja sein Ziel verfehlt. Was ich sagen wollte, bevor du mich so respektlos unterbrochen hast: wir müssen uns nicht jeden Tag streiten. Am besten gehst du mir aus dem Weg und ich dir. Wir müssen uns nicht sehen oder hören. Ich denke, das könnte auch in deinem Interesse liegen. Und jetzt Platz da"

Ich quetsche mich zwischen ihm und dem Türrahmen durch.

"Was war das denn gerade?", er rennt mir hinterher, während ich die Haustür aufmache. Hoffentlich komme ich nicht zu spät.

"Ich kann dich hören!", gebe ich von mir und greife noch schnell nach der Tasche, die ich an die Tür gelehnt habe.

Er setzt zu einem Widerwort an, hält dann aber inne: "Wieso nimmst du ein Nutellaglas mit?"

"Zum Essen. Oder wofür dachtest du, dass ich das benutze?", gebe ich genervt von mir.

Seine Nase rümpfend sieht er mich an. Ben sieht auf eine Art und Weise angewidert aus, die mich zum Lachen bringt.

"Das kann doch nicht dein Ernst sein"

Ich entgege ihm spöttisch:"Sehe ich so aus, als wäre ich zum Spaßen aufgelegt?"

Eins, zwei und drei. Ich springe den Treppenabsatz hinunter. Dieser Typ bringt mich noch dazu freiwillig hier herunter zu stürzen.

Meine Schritte sind mittlerweile fast zu einem Rennen ausgeartet. Ich hechte die Treppe, in der Hoffnung, dass er zu faul ist, um mir zu folgen, hinunter.

"Du bist irre! Vollkommen irre!", brüllt er mir hinterher. Seine rauchige Stimme, die auf einen starken Alkoholkonsum schließen lässt, hallt durch das Treppenhaus.

Ich grinse, ehe ich meine Augen verdrehe.
"Du bist nicht der Erste der das zu mir sagt!"

Die Tür fällt hinter mir ins Schloss. Ich beschließe wieder langsamer zu gehen, da ich ihn anscheinend abgehängt habe.

-

"Willkommen meine Damen und Herren!", die Professorin tritt hinter dem Holzschreibtisch, der in der Mitte des Raumes steht, hervor.

Als die Tür aufgerissen wird, wenden jedoch alle ihren Kopf zu dem Eindringling.

"Bin ich zu spät?", ein dunkelblonder Kopf wird durch die Tür gesteckt.

"Nein, sie sind ganz pünktlich", die Stimme der grauhaarigen Frau trieft nur so von Sarkasmus.

"Dann ist ja gut"

Geflissentlich ignoriert Ben diesen und marschiert direkt auf mich zu. Oh nein. Bitte nicht.

Schnell werfe ich eine Tasche auf den Sitz neben mich.

"Mach Platz", grunzt er, als wäre er ein Neandertaler, der so eben aus seiner Höhle vertrieben wurde.

Mit einem zuckersüßen Lächeln blicke ich zu ihm auf: "Sorry, aber wie du siehst sind alle Plätze besetzt"

"Du könntest deine Tasche auf den Boden stellen", brummt er nachdringlich.
Ich zucke mit den Schultern.

"Leider sind die Plätze besetzt"

Fluchend dampft der Typ ab, was ein Mädchen neben mir dazu veranlasst, sich zu mir zu beugen.

"Kennst du ihn?"

"Er ist mein Mitbewohner"

Ein mitleidiger Blick huscht über ihr zierliches Gesicht.

"Du Arme. Meine Mitbewohnerin ist zum Glück ziemlich nett"

Ich zucke mir meinen Schultern und schaue zu der Professorin.

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Can we please talk about how Shawn lays the whole video on the damn floor looking fucking attractive?

unexpected [s.m] Where stories live. Discover now