117| Unexpected

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Kapitel 117
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
-

"Wollen wir ein wenig tanzen?"

Als ich aufblicke sehe ich Jayden, der vor mir steht. Ein Lächeln schmiegt sich um seine Lippen.

Ich zögere kurz, nicke schließlich jedoch.

"Ist es okay, Shawn?", frage ich, wobei ich meinen Kopf zu ihm drehe. Er nickt mindestens ebenso zögerlich, wie ich gerade.

"Okay, dann los", gebe ich von mir, wobei ich mein Kleid zurechtrücke. Schon den ganzen Abend rutscht das scheiß Teil immer wieder hoch. Das nächste Mal benutze ich einfach doppelseitiges Klebeband, basta.

"Du siehst wunderschön aus!", schreit der Schwarzhaarige mir über die Musik hinweg zu.

"Danke!", antworte ich, obwohl es mich stört, dass er es gesagt hat.

"Du bist also mit ihm zusammen?"

Bestätigend nicke ich.

"Ist was Ernstes", füge ich noch hinzu. Sein Gesicht scheint für einen kurzen Moment, als würde es sich verdunkeln.

"Schön...", brummt er dann. Ich kann es nicht hören, dafür ist es viel zu laut auf der Tanzfläche, doch ich kann es von seinen Lippen ablesen. 

"Hast du eigentlich jemanden kennengelernt?", frage ich schließlich.

"Hier kann man nicht reden, lass uns kurz auf die Terasse gehen. Da ist es nicht so laut", schlägt er vor. Unsicher nicke ich und deute Shawn, dass wir nach oben gehen, wo sich ebenfalls die zweite Bar befindet.

Zudem, das muss man diesem Club lassen, gibt es auf der Terasse eine atemberaubende Aussicht.

Wir machen uns auf den Weg. Mitten über die Tanzfläche, die vor Energie vibriert.

Ich spüre wie der Bass meinen Körper durchdringt. Die Luft ist stickig, weshalb ich froh bin, rauszukommen.

Nach ein paar Minuten haben wir uns durch die Menschenmengen nach Draußen gequetscht, wo die Musik leiser ist.

Die Luft ist eine Abkühlung, obwohl sie warm ist. Jedoch ist es drinnen stickiger und heißer.

"Zwischen dir und Shawn ist es also ernst", murmelt Jayden, während er sich gegen die Brüstung lehnt.

"Jap. Ich kann es kaum glauben, aber genaugenommen kennen wir uns schon seit drei Jahren"

"Wir uns auch", lacht er. Ich nicke mit meinem Kopf. Das ist mir noch gar nicht aufgefallen.

"Wie sieht es eigentlich bei dir aus? Hast du jemanden kennengelernt? Oder stehst du gerade auf jemanden?", versuche ich das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Mit meinen Fingern fahre ich durch meine Haare und streiche sie zurück, da sie mir ins Gesicht fallen.

"Ehrlich gesagt ja. Es gibt da jemanden"

Erleichtert atme ich aus.

"Ja?", frage ich erfreut.

"Ja... Aber sie mag mich nicht"

Enttäuscht stoße ich die Luft aus. Ich hätte es ihm wirklich gegönnt.

"Ach bestimmt steht sie auf dich"

"Nein... Sie hat einen Freund", murmelt er betrübt. Mein Blick wandert in die Ferne. Zu all den Lichtern, die am Horizont glitzern.

"Oh... Das ist nicht so toll. Wie heißt sie denn?"

Ich spüre, wie er sich zu mir umdreht.

"Melody"

Für einen kurzen Moment stockt mein Atem. Wenn ich länger die Luft anhalte, ersticke ich.

Dann fange ich zu lachen an.

"Der war gut! Nein wirklich, wie heißt sie?"

"Du verstehst das nicht"

Ich spüre, wie er nach meiner Hand greift, doch ich reiße sie ihm weg.

"Seit wir nebeneinander saßen, bin ich wie bezaubert von dir. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht an dich denke. Es ist schon drei Jahre her, Melody. Ich bin unvorstellbar verknallt in dich. Jetzt stehst du hier in deinem Kleid, siehst unglaublich schön aus. Doch du hast ihn. Du bist mit ihm hier"

Ich blicke ihm in seine grünen Augen und vergesse zu atmen. Wie kann er so etwas sagen?

"Ich liebe Shawn", ist alles, was ich herausbringe.

"Und ich liebe dich. Schon immer. Für immer"

"Nein. Das tust du nicht. Wir sind nur befreundet. Ich will mit dir befreundet sein. Und es bleiben", flüstere ich mit zittriger Stimme und schüttele meinen Kopf. Ein Windstoß lässt alle meine Haare an meinen Lippen festkleben.

Verzweifelt sieht er mich an:"Ich will nicht nur mit dir befreundet sein! Liebt er dich, Melody? Liebt er dich so sehr, wie ich es tue?"

Ich nicke.

"Ich denke schon"

"Du denkst es? Oder weißt du es?"

"Verdammt ich weiß es!", schreie ich und greife mir an meine Stirn. Ich befürchte, gleich bekomme ich einen Kreislaufkollaps. Kann mein Leben nicht einmal ruhig sein, ohne dass etwas passiert?

"Ich- Ich lie-"

"Verdammt, Jayden. Du machst es mir echt nicht einfach. Du zwingst mich, das jetzt zu tun, aber ich kann nicht mit jemandem befreundet sein, der nicht akzeptieren kann, dass ich mit Shawn glücklich bin. Ich kann nicht mit dir befreundet sein, wenn du mich liebst. Es tut mir leid"

Ich spüre, wie meine Augen feucht werden. Meine Lippen zittern, während ich diese Wörter ausstoße. Jaydens Gesicht gleicht einem herannähernden Tornado. Unheimlich dunkel und gefährlich.

"Verdammte scheiße!", brüllt er, wobei er kraftvoll gegen den nächsten Stuhl tritt, der umkippt. Ich zucke zusammen. Genauso wie viele andere Gäste, die sich zu uns umdrehen. Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, wie Shawn an der Tür steht.

Ich stürme aufgelöst auf ihn zu.

"Lass uns gehen", sage ich und kralle mich in das schwarze T-Shirt, das Shawn anhat. Ich ziehe ihn hinter mir her nach drinnen, über die Tanzfläche.

"Was ist passiert?", höre ich ihn mir zubrüllen. Ich schüttele meinen Kopf. An Kat Luisa und Logan vorbei, laufen wir nach draußen.

"Ich muss hier raus. Einfach nur hier weg", sage ich auf dem Weg zu dem dunklen, verrauchten, Gang, der uns nach draußen bringt.

"Melody, rede mit mir!"

"Draußen"

Ich stürme zu der Tür, raus an die frische Luft.

-

"Jayden liebt mich. Ich habe ihm die Freundschaft gekündigt. Ich habe ihm wehgetan. Doch ich liebe nur dich. Autsch-", ist alles was ich herausbringe. Ich atme tief ein, wobei ich versuche nicht loszuheulen.

Ich bin unheimlich aufgelöst. Das ist alles zu viel für mich.

Meine Augen liegen auf Shawns Gesicht. Es spannt sich an.

"Er tut was? Du hast... Was?", er sieht mich irritiert an.

"Jayden - wir waren früher einmal zusammen, wie du weißt. Selbst damals habe ich ihn nicht geliebt. Es war zu der Zeit, als wir geschrieben haben. Doch er ist nie darüber hinweggekommen. Ich weiß nicht wieso... Ich dachte wir könnten Freunde bleiben. Können wir aber nicht"

Shawn sieht so aus, als würde ein Licht über sein Gesicht huschen. Er scheint sich zu erinnern. Wenn ich genauer darüber nachdenke, habe ich ihm damals auch von Jayden erzählt.

"Melody... Es tut mir leid"

Er nimmt mich in den Arm.

unexpected [s.m] Where stories live. Discover now