35| Unexpected

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Kapitel 35
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
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Ich atme aus. Meine Gedanken spielen verrückt. Ich habe keine Lust auf das alles. In meinem Kopf male ich mir schon aus, wie ich am Besten von hier verschwinden kann. Der beste Fluchtweg wäre nach hinten raus, über den Gartenzaun und dann einfach auf gut Glück rennen. So würde ich es wahrscheinlich schaffen.

»Ach komm schon. So schlimm ist es doch nicht!«, versucht mich Kat zu beruhigen. Ich seufze. Doch. So schlimm ist es. Ich zähle die bekifften Menschen, die schon am Eingang stehen. Fünf.

»Du hast gut reden. Dir gefällt so etwas ja auch«, sage ich. Obwohl ich immer sage, dass ich das alles gesellschaftlich abstoßend finde, was auch so ist, ist es dennoch nicht der einzige Grund solche Veranstaltungen zu meiden. Ich vertrage einfach nicht so viel Körperkontakt. Ich vertrage es nicht, in so einer großen Menschenansammlung zu sein und einfach nicht zu wissen, wie ich mich verhalten soll. In der Schule habe ich mich schon daran gewöhnt, aber sonst bin ich jeglichen Ereignissen aus dem Weg gegangen.

»Hey!«, sage ich schnell, als Kat mich am Arm reinzieht.

»So schlimm wird es nicht. Wir schaffen das«, flüstert mir Luisa von hinten zu. Sie ist genauso wie ich, dem Ganzen eher abgeneigt, aber dennoch nicht ganz so schlimm. Ich nicke.

Vier Schritte, die eigentlich gar keine richtigen Schritte sind, dafür sind sie viel zu klein, brauche ich in das Wohnzimmer. Noch mehr Menschen. Laute Musik. Nicht die Gute, bei der es gar nicht laut genug sein kann. Wenn ich Metallica oder Nirvana höre, dann drehe ich den Lautstärkeregler bis zum Anschlag. Die Musik dringt dann immer vom Bauch in die Brust und man hat das Gefühl, als würde man mit ihr verschmelzen.

Doch nicht bei dem Scheiß, von dem ich nicht einmal definieren kann, was es ist. Am liebsten würde ich zu den Boxen rennen und das Kabel heraus ziehen.

»Da bist du ja«, raunt mir eine raue Stimme ins Ohr. Sein Atem prallt gegen meine Haut und fühlt sich warm an. Es verursacht ein Kribbeln. Schnell drehe ich mich um.

»Hier bin ich. Aber nicht wirklich freiwillig, also bilde dir nichts ein«, sage ich noch in der Drehung, blicke dann aber in zwei blaue Augen. Sofort runzele ich meine Stirn. Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet.

»Mason?«, sage ich eestaunt, wobei es mehr wie eine Frage, als eine Aussage klingt. Er grinst kurz und verschwindet. Auch wenn Jayden und Mason nicht wirklich ähnlich klingen, habe ich einfach nicht in Betracht gezogen, dass es nicht Jayden sein könnte.
Das war seltsam. Sofort blicke ich mich nach Kat um, doch sie ist nirgendwo zusehen. Genauso wie Logan oder Luisa.
Na toll.
Was soll ich denn jetzt machen? Ich kenne hier sonst niemanden.

»Es ist ein bisschen voll nicht?«, fragt nun wieder eine Stimme von hinten.

»Solltest du nicht bei Kat sein? Oder hast du nicht wenigstens was anderes zu tun, als dich immer wie ein Ninja an mich anzuschleichen?«, motze ich, während ich mich umdrehe. Und wieder einmal habe ich nichts gelernt. Erst denken, dann sprechen.

»Tschuldigung!«, sagt Jayden grinsend und hebt die Hände abwehrend in die Luft.

»Sorry«, sage ich kaum hörbar und füge noch hinzu, »Ich dachte du wärst Mason.«
Jayden grinst ein wenig, scheint dies aber nicht kommentieren zu wollen.
»Willst du was trinken?«, fragt er mich über die laute Musik hinweg. Ich schüttele meinen Kopf.

»Na ja, ich hole mir etwas. Bleib einfach hier stehen«, ruft er mir wieder zu. Ich nicke. Ich weiß nicht einmal, warum. Eigentlich will ich gar nicht stehen bleiben, schon gar nicht hier, wo wir alle herum stehen, wie Ölsadinen.

Ich will hier weg.

»Komm, lass uns woanders hingehen«, höre ich Jayden sagen, als er auf mich zukommt.

Ich nicke. Hauptsache, wir kommen hier weg. Unerwartet, nimmt er meine Hand und zieht mich hinter sich her.

»Wo gehen wir hin?«, frage ich, als die Musik leiser wird und wir die Stufen hochgehen.

»Wirst du schon sehen«, grinst Jayden.

»Das ist jetzt aber nicht dieses Klischee Party Ding, wo du mich in ein eigenes Zimmer entführst?«, hake ich nach, als er die Tür öffnet.

»Es ist dieses Klischee Party Ding«, seufze ich und bleibe in der Tür stehen.

»Nein. Ich dachte nur hier ist es ruhiger«, sagt er grinsend.

»Damit du mich umbringen und unbemerkt verstecken kannst?«

»Genau, das ist meine Intention«, grinst Jayden.

»Na dann«, sage ich und mache die Tür hinter mir zu.

»Also Melody, erzähl mir etwas über dich...«, fordert er mich auf. Ich lache etwas. Ich bin nur froh, dass ich nicht mehr unten bin.

»Hallo, mein Name ist Melody und ich bin 17 Jahre alt. Ich bin in dieser Selbsthilfegruppe, weil... Mh. Vielleicht, weil ich mit einem Möchtegern-Badboy eingesperrt bin«, sage ich.

»Autsch«, sagt Jayden gespielt ergriffen.

»Spaß bei Seite... Ich bin nicht so wie die anderen Mädchen hier.«

»Das habe ich gemerkt«, lacht er. Ich streiche mir eine Strähne aus dem Gesicht und sehe zu ihm. Er sitzt auf dem Bett und blickt zu mir.

»Hey, wie darf ich denn das verstehen?«, frage ich nach.

»Deshalb habe ich dich ausgewählt.«

»Mich gewählt, ja wo sind wir denn hier?«, sage ich und mache die Tür schon wieder auf. Wer denkt er, wer er ist?

»Du sollst das nicht falsch verstehen... Ich meine, deshalb fühle ich mich so von dir angezogen«, erklärt er schnell. Ich lege meinen Kopf schief, während ich mich gegen die Tür lehne und sie damit wieder verschließe. Dennoch driftet das in die falsche Richtung ab. Glaube ich. Meine Gedanken sind auch nicht bei ihm. Was, wenn er S wäre?

»Von mir angezogen? Du kennst mich doch gar nicht!«, stoße ich lachend aus.
Er sieht mich irritiert an. Wahrscheinlich bekommt er nicht allzu oft sowas wie einen Korb.

»Ja«, sagt er noch mal und kommt auf mich zu.

»Äh. Okay«, sage ich und weiche aus.

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unexpected [s.m] Where stories live. Discover now