45| Unexpected

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Kapitel 45
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
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"Ich komme!", schreie ich die Treppe hinunter, bevor ich mir einen Hoodie überschmeiße und mich auf den Weg nach unten mache.
Irgendwie macht es mir Sorgen, dass meine Eltern beide an dem Wohnzimmertisch sitzen, Hände ineinander gefaltet und mich angucken. Habe ich etwas angestellt von dem ich nichts weiß?
"Schätzchen, setz dich doch", lässt meine Mutter aus ihrem rot geschminkten Mund verlauten, während sie auf den Sitz neben sich deutet.
Ich nicke mit meinem Kopf. Eine kurze Pause entsteht. Mein Blick wandert zu meinem Vater, dann wieder zu meiner Mutter und wieder zurück.
"Also", fängt meine Mutter an. Ich seufze.
"Deine Mutter und ich haben uns entschieden...", fängt mein Vater an, wobei sich alles in mir zusammenzieht. Bitte keine Scheidung. Das ist wirklich das Letzte, das ich gebrauchen kann.
"Wir haben uns entschieden mehr Zeit mit dir zu verbringen"

Erstaunt ziehe ich meine Augenbrauen hoch.

"Mh?", frage ich, wobei man das nicht wirklich als eine Frage bezeichnen kann.

"Du gehst im September auf das College, wir wollen die Zeit mit dir noch ein wenig genießen", erklärt meine Mutter.
Ich nicke. Jetzt oder nie.

"Mum, Dad... Ich will auf die New York Academy of Art", verkünde ich, ohne zu wissen, was ich da gerade gesagt habe.
Meiner Mutter fällt die Kinnlade runter. Ich bilde mir sogar ein zu hören, wie sich ihre Knochen nach unten schieben.
"Das... Das meinst du nicht so", stammelt sie, während sie sich ihre Haare zurückstreicht.
"Doch das meine ich so", bestätige ich mich.
Wieso habe ich das denn jetzt gesagt? Ich hätte auf eine passendere Gelegenheit warten sollen.
"Du willst all deine guten Noten wegwerfen?"
"Ich will sie nicht wegwerfen... Ich will nebenbei oder danach etwas anders studieren", erkläre ich.
"Selbst wenn wir dich da studieren lassen würden-was wir nicht tun- wir hätten auch nicht das Geld dafür. Weißt du wie teuer das eigentlich ist?"

Ich setze mich etwas gerader hin.

"Ich weiß. Aber es gibt die Möglichkeit auf ein Stipendium. Meine Noten sind sehr gut und meine Bilder... Ich denke sie könnten vielleicht überzeugen", erkläre ich in einem sachlichen Ton.
"Schatz, es ist viel besser für dich, wenn du gleich anfängst Jura zu studieren. Dein Vater und ich haben es damals genauso gemacht. Und sieh nur was aus uns geworden ist. Wir haben ein schönes Haus, ein Kind, alles was wir je haben wollten!", wendet meine Mutter ein.
"Das ist alles was ihr je wolltet?", hake ich entsetzt nach. Ich hätte nie gedacht, dass sie wirklich so denkt.
Mein Vater meldet sich, in dem er sich nach Vorne lehnt, wieder zu Wort; "Ja, Schatz. Was gibt es denn Schöneres?"
In der Beziehung meiner Eltern ist eindeutig meine Mutter die Dominate.

"Sorry Mum, sorry Dad. Ich will nun einmal mehr als das. Ich erhoffe mir mehr von meinem Leben. Reisen. Ich will die Welt sehen. Auch will ich nicht hier wohnen... Das Leben hat doch mehr zu bieten..."
"Du findest unser Leben also nicht gut so wie es ist?", fragt meine Mutter entsetzt. Ihre Augenbrauen scheinen ihr dabei fast aus dem Kopf zu springen.
Ich schüttele meinen Kopf.
"So ist es auch nicht gemeint... Nur denke ich, dass ich ein eigenes Leben habe... Ich will nicht eures nachleben. Ich denke ich muss selber zu dem Entschluss kommen, was für mich das Beste ist", sage ich sanft.
"Schatz, wir wissen was für dich das Beste ist. Es ist kein Studium in New York. Schon gar nicht an einer Art Academy. Willst du als arbeitslose Künstlerin enden?"
Ich sehe meinen Vater an. Er will einfach nicht einsehen, dass es auch andere Optionen im Leben gibt, als Anwältin zu werden.

"Ihr wisst nicht was das Beste ist. Das ist aber auch nicht schlimm, ich weiß es ja selber nicht... Ich weiß nur, dass es auf gar keinen Fall ist, Anwältin zu werden. Es tut mir leid euch das zu sagen, aber es muss sein", spreche ich meine Gedanken aus. Noch nie hatten wir so ein offenes Gespräch, da die Beziehung von mir zu meinen Eltern weder besonders gut, noch besonders schlecht ist. Wir haben immer neben uns her gelebt, einander ignoriert.
"Es ist zwecklos", gibt meine Mutter enttäuscht von sich.
"Ich kann euch ja ganz oft besuchen. Außerdem habe ich nie gesagt, dass ich auf ein anderes Studium verzichten will. Ich habe vor noch etwas anderes zu studieren, es ist nur nicht Jura. Könnt ihr das denn nicht einsehen?"
"Dein Vater und ich müssen uns unterhalten, wärst du so lieb uns alleine zu lassen?", fragt mich meine Mutter nun, ihre Augen auf den Tisch gerichtet. Ich nicke mit meinem Kopf. Sie haben keine Einsicht für meine Ansichten. Es macht mich traurig und wütend. Doch sobald ich meinen Abschluss in der Tasche habe, werde ich sowieso machen, was ich will. Ich werde meine Träume verfolgen.
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Von: muffin.lover@ gmx.de
An: melody.cobain@ gmail
Betreff:...

Was würdest du tun, wenn du jemanden getroffen hast, den du wahrscheinlich nie wieder sehen wirst, aber einfach nicht damit leben kannst? Wenn du das Gefühl hast nicht mehr atmen zu können?
-S

Gefühlt bleibt mein Herz stehen. Es war klar, dass er jemanden kennenlernen würde. Bin ich denn besser? Was ist mit Jayden? Was ist mit Shawn?
Es fühlt sich albern an, Shawn aufzuzählen, er ist sowieso unerreichbar.

Von: melody.cobain@ gmail. com
An: muffin.lover@ gmx.de
Betreff: ...

Ich würde wahrscheinlich mein Bestes geben den jenigen wiederzusehen. Denn ist es nicht ein Zeichen, wenn man so für jemanden fühlen kann, den man noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hat? Wenn nur dieser eine Moment eine solche Wirkung auf einen hat, ist es dann nicht wert herauszufinden, was mehr als nur ein paar Sekunden für eine Auswirkungen haben?
-M

Oh Gott. Ich fühle mich innerlich zerrissen. Der eine Teil von mir gehört Shawn, der andere ist eifersüchtig auf das Mädchen, das S so beeindruckt hat und der dritte Teil fühlt sich schuldig wegen Jayden.
Bleibt nur noch eins: ich muss mit Jayden Schluss machen, obwohl wir ja nicht einmal zusammen waren.
Ich muss Shawn vergessen.
Und was ich mit S mache...

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