70| Unexpected

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Kapitel 70
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
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Er tritt einen Schritt näher an mich heran. Dadurch pralle ich gegen die weiße Wand.

Sein heißer Atem streift über meine Lippen.

"Ich habe dich vermisst", murmelt er.

"Wir haben uns doch erst vorgestern gesehen", lache ich füge aber noch hinzu, "Ich dich auch"

Ein sanftes, schiefes Lächeln zieht seinen rechten Mundwinkel hoch, als seie er an einem Faden befestigt. Als würde ein Puppenspieler ihn bewegen.

Sein Atmen hinterlässt ein Prickeln auf meiner Haut. Weiche Locken streifen meine Stirn. Sie kitzeln mich.

Seine Augen sind direkt vor mir. Ich kann jedes einzelne Detail darin sehen. Sprenkel, die mich um den Verstand bringen.

Dieser Moment dauert so unendlich lange an, ist aber so schnell wieder vorbei. Ein Gegensatz, der sich wie eine Verschiebung der Zeit anfühlt. Als läge alles in unseren Händen.

Dann legt er seine Lippen umso schneller auf meine. Leidenschaftlich. Er verursacht eine Hitze, ein Brennen in mir, das unbeschreiblich ist.

Unsere Lippen bewegen sich schnell auf einander, seine Arme liegen rechts und links von mir.

Schnell bewegen sie sich aber unter meine Beine und heben mich hoch.
Ich schlinge sie um seine Hüfte. Mein Atem geht heftig.
Unregelmäßig wie beim Rennen. Nur will ich nicht aufhören. Ich kann nicht.

Kurzzeitig lösen wir uns, seine Lippen bewegen sich meinen Hals hinunter. Ich lehne ihn zur Seite und mache ihm Platz. Er nutzt ihn geschickt und verursacht eine Gänsehaut überall auf meinem Körper.

Seine Lippen sind rauer als beim letzten Mal.

Ich lege meinen Kopf in den Nacken uns fahre den Saum seines T-Shirts entlang. Mit meinen Händen fahre ich drunter. Ich spüre seine Muskeln unter meinen Fingerkuppen.

Ein ungewohntes Gefühl durchströmt mich.

Doch dann halte ich inne. Ich kenne ihn nicht, das kann ich jetzt nicht machen.

"Stopp", platze ich plötzlich heraus und halte inne.

Erstaunt sieht mich Shawn an.

"Habe ich etwas falsch gemacht?", fragt er dann besorgt und streicht mir die Haare aus dem Gesicht.

"Das ist ja das Problem. Eben nicht", stammele ich.

"Das verstehe ich nicht", ein schelmisches Grinsen schleicht sich auf sein perfekt geformtes Gesicht.

"Das geht alles zu schnell... Wir sollten es langsamer angehen. Ich meine wir kennen uns gar nicht so lange", murmele ich und streiche durch seine Haare. Ich kann gar nicht anders, als das immer und immer wieder zu  tun. Sie sehen einfach so... wuschelig aus. Sie sind weich und jedes Mal wenn ich sie sehe, werde ich dazu verleitet.

"Das ist okay... Du hast ja recht", lächelt er. Trotzdem macht er keine Anstalten sich von dem Platz an dem wir stehen wegzubewegen.

Was nicht so schlimm ist, da ich ewig in dieser Pose verharren könnte.

"Wie wäre es mit Film gucken?", frage ich und sehe ihn an.

Er nickt.

"Hast du schon einen Fernseher?"

Ich schüttelte meinen Kopf.

"Aber ich habe ein Tablet dabei... Wir könnten ja Plötzlich Prinzessin gucken. Schließlich magst du den ja so sehr", necke ich ihn.

"Hey! Ich kenne es nur wegen meiner Schwester! Sie hat mich dazu gezwungen!"

Ich lache.

"Würde ich an deiner Stelle auch sagen", grinse ich und löse mich dann doch aus dieser Postition.

Aus all den Kisten grabe ich mein Tablet heraus und schalte es ein.

"Kennst du 'the Ring' ?", frage ich und sehe ihn an.

Shawn schüttelt den Kopf und lässt sich mit dem Rücken zu der Wand hinuntersinken.

"Dann sollten wir den gucken. Er ist echt ziemlich spannend. Und gut gemacht", erkläre ich und setze mich neben ihn.
Er zieht meine Beine auf seinen Schoß, sodass sie über seinen liegen. Ich grinse und schalte den Film an.

So nah bei ihm kann ich mich wahrscheinlich nicht auf den Film konzentrieren. Das ist nicht schlimm, ich kenne ihn schon. Bevor ich mich jedoch dem Film zuwende, schreibe ich Kat und Luisa eine SMS

Ratet man wer da ist. Shawn.

Dann lege ich es jedoch weg, denn damit habe ich meine Pflicht erfüllt. Ich spüre, wie Shawns Blick auf mir liegt. Das Zimmer wird immer dunkler, das Tablet ist die einzige Lichtquelle.

"Also ob die Tante jetzt wirklich diesen Film guckt!", schimpft Shawn und blickt auf den Bildschirm.

Ich grinse und lehne meinen Kopf gegen seine breite Schulter.

"So ist eben der Film"

"Aber das ist doch total behindert. Sie weiß, dass sie dann nur noch sieben Tage zu leben hat. Wieso machst sie das? Da steckt doch gar kein Sinn dahinter!", ereifert Shawn sich weiterhin.

"Würdest du jemandem glauben, der dir sagt, dass du wenn du einen Film guckst, stirbst? Außerdem ist sie Journalisten, sie interessiert sich für die Wahrheit"

"Nein, aber... Ich muss ihn mir ja nicht unbedingt reinziehen"

"Hätte sie es nicht gemacht, gäbe es den ganzen Film nicht", gebe ich zu bedenken. Er lächelt.

"Da hast du natürlich recht. Dann könnte ich nicht hier sitzen und mich mit dir darüber aufregen"

"Jetzt sag mir nicht, dass ihr Sohn das auch noch gesehen hat. Oh man, da kriegt man ja die Krätze! Wenn ich so etwas machen würde, dann würde ich den Raum absperren. Ich meine sie hätte ja wohl damit rechnen können"

Ich sage dazu nichts, sondern grinse einfach in mich hinein. Es ist süß ihn dabei zu beobachten, wie er das Tablet anmotzt.

-

"Was das ist das Ende? Du kannst mir nicht sagen, dass das das Ende ist!", schreit er aufgebracht.

"Ja... Hat mich auch aufgeregt, aber es gibt eine Fortsetzung. Die ist aber scheiße"

Shawn pickst mich mit seinem langen Finger in meine Seite.

Eingeschnappt murmelt er: "Du bist doof"

"Musst du eigentlich noch heute gehen...?"

"Soll ich denn gehen?", er steht auf und sieht mich an. Ich schüttele meinen Kopf.

"Bitte bleib hier... Ich habe zwar noch kein Bett und es läuft auch nicht darauf hinaus, aber ich fände es toll, wenn du bleibst"

Meine Backen fangen zu glühen an, ich beiße mir auf meine Lippen.

"Es wäre mir eine Freude hier zu bleiben", lächelt er.

Die Matratze liegt auf dem Boden. Mein Blick schweift zu ihr.

"Wo ist das Bad?", fragt er dann.

Ich führe ihn den Gang entlang zu dem winzigen Bad. Dann gehe ich zurück zu meinem Zimmer und krame mir gemütliche Sachen heraus, die ich anziehen kann.

Ich ziehe mir eine kurze Hose und ein großes T-Shirt an.

unexpected [s.m] Where stories live. Discover now