103| Unexpected

1.7K 133 87
                                    

Kapitel 103
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
-
Mit meinem Finger streiche ich über den Saum meines T-Shirts.
Shawn hat mir geschrieben, doch ich will nicht gleich antworten. Ich versuche mir meine Zeit zu vertreiben. Es klappt nicht.

"Ach scheiß drauf", murmele ich schließlich und sehe mir seine Nachricht an.

Von: muffin.lover@ gmx.de
An: melody.cobain@ gmail.com
Betreff:...

Ich bin gerade nicht in New York.
-S

Ist das sein Ernst? Ich reiche ihm meine Hand und er antwortet so?
In meiner Mail stand nicht einmal, wann ich ihn treffen will.

Von: melody.cobain@ gmail.com
An: muffin.lover@ gmx.de
Betreff:...

Schon verstanden. Dann nicht.
-M

Mein Handy beginnt zu klingeln.

"Melody, so war das nicht gemeint", höre ich Shawns Stimme, als ich den Anruf annehme. Ich höre seine Stimme.
Zum ersten Mal seit zwei Monaten.

Mein Gesicht ist wie eingefrohren, ich kann meine Lippen nicht bewegen, um ein Wort zu Formen.

"Melody? Hallo?", hakt er nach, nachdem ich immer noch nicht geantwortet habe.

"Ja gut... Wahrscheinlich ist es meine Aufgabe zu reden. Es tut mir unendlich leid. Das was ich getan habe, ist unverzeihlich. Ich kann verstehen, dass du sauer bist. Doch es hat nichts bedeutet. Ich war betrunken.... Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, dass ich es getan habe. Es tut mir leid"

"Es tut dir leid", wiederhole ich stupide seinen letzten Satz.

"Ja. Ich weiß nicht, was ich tun kann, um dir zu zeigen, wie sehr ich dich liebe. Was soll ich tun?"

Mit meinem Handrücken wische ich mir über mein Gesicht.

"So einfach ist es nicht", flüstere ich dann stocksteif.

"Wie ist es denn?", fragt Shawn, wobei ich ihn seufzen höre.

"Hör zu, wir sollten uns einfach unterhalten. Wann bist du wieder in New York?"

Ein Seufzen dringt durch das Telefon.

"Nächste Woche"

"Schreib mir, wenn du da bist", damit lege ich auf. Die Kälte in meiner Stimme lässt sich nicht verbergen.

Ich werde ihn nächste Woche wiedersehen. In nur wenigen Tagen werde ich ihm die Wahrheit sagen müssen.

Er wird mich hassen. Ich werde ihn in mein Herz lassen, weil ich schwach bin. Er wird mich daraus verbannen.

Ich greife nach der Tasche und schwinge sie mir über die Schulter.
-

Drei Schritte, bis ich aus der Tür bin. Die ganze Zeit bin ich wie eine Irre im Gang der Academy herumgestanden und habe auf was auch immer gewartet.

Der Grund, warum ich wie paralysiert dagestanden bin, ist eine einfache Nachricht, die, als ich mein Handy angemacht habe, aufgetaucht ist.

Eine Benachrichtigung von Promiflash. "Alles nur gelogen? Hailey Baldwin doch nicht schwanger! Klick hier, um dir den ganzen Artikel anzusehen"

Wer glaubt schon Promiflash?

Ich, als sie sagten, sie seien schwanger. Wer glaubt schon Hailey Baldwin? Ich.

Es muss nicht heißen, dass Shawn nicht mit ihr geschlafen hat. Das muss es nicht heißen.

Verdammt Melody. Wieso bringt mich so etwas so schnell aus dem Konzept? Das sollte es nicht, doch es ist ein Fakt, dass ich schwach bin. Es ist ein Fakt, dass er mich immer noch unter seiner Kontrolle hat.

Ich atme die frische Winterluft ein, als es zu schneien beginnt. Weiße Flocken bahnen sich den Weg nach unten auf den Boden und geben mir das Gefühl klein zu sein.

Umständlich greife ich nach dem Zimtbrötchen in meiner Tasche und beiße hinein.

Seit ich nicht mehr schwanger bin, habe ich leider keine Ausrede mehr dafür, dass ich so viel in mich hineinstopfe.

"Wusstest du, dass Zimt eine desinfizierende und beruhigende Wirkung hat?"

Als ich mich umdrehe erkenne ich Sarah, die versucht mit mir Schritt zu halten.

"Was?", nuschele ich mit vollem Mund. Sehr elegant.

Sie deutet auf mein Brötchen. Ich lächele.

"Achso"

"Ich wollte dich fragen, ob du zu meinem Junggesellenabschied kommen möchtest", plappert sie drauf los. Irritiert sehe ich die Brünette an.

"Was? Du heiratest?"

Meine Reaktion ist anscheinend super subtil.

"Ja, ich weiß. 20 ist super jung, um zu heiraten, aber wir kennen uns schon seit wir geboren sind. Zusammen sind wir schon seit sieben Jahren... Von daher", erklärt sie sich, wobei sie wild gestikuliert. Meine Augenbrauen rücken immer weiter nach oben. Schon krass. Wie kann man nur so lange mit jemandem zusammen sein, ohne zuvor jemals jemand anderen kennengelernt zu haben?

Meine Gedanken schweben zu Shawn. Wie es wohl wäre mit ihm wieder zusammen zu sein? Für mehr als nur einen Monat? Für mehr als nur ein Jahr?

Ich schrecke zusammen, als Sarah mir vor der Nase herumschnipst: "Melody?"

"Tschuldigung. Ich wusste ja gar nicht, dass du einen Freund hast", rutscht es mir heraus.

"Doch, hab ich. Genauer gesagt, mein Verlobter. Er heißt übrigens Peter", lächelt sie.
Ihre Augen strahlen, als sie von ihm erzählt. Wow. Sie scheint immer noch ziemlich verliebt zu sein.

"Herzlichen Glückwunsch!", gratuliere ich schließlich.

"Danke. Also kommst du?"

"Du kannst mit mir rechnen", grinse ich.

"Ich schreibe dir nochmal. Aber jetzt muss ich los, Peter wartet auf mich!"

Kaum, dass sie das gesagt hat höre ich, wie ein Auto hupt.

Sie schreit mir noch schnell über die Schulter zu: "Bis dann!"

Peter. Er heißt Peter. Wie Shawn Peter Raul Mendes.

Verdammt, wieso ist er überall, sogar in dem Namen des Verlobten einer Freundin?

Wobei es mich schon wundert, dass sie mich eingeladen hat, da wir so gut auch nicht befreundet sind.

Jetzt stehe ich hier, mit einem kalten Zimtbrötchen in der Hand und grübele darüber nach, ob ich mit ihr gut genug befreundet bin, um eingeladen zu werden. Was geht bei mir schief?

Ich seufze und beschließe, die 100 Schritte zu der U-Bahn Station zu gehen und nicht weiter darüber nachzudenken.

Meine Füße berühren nur den Boden, wo sich keine Linien befinden. Es mag zwar albern sein, aber es lenkt mich ab.

-

"Du glaubst nicht, was ich gerade gesehen habe!"

Ben kommt mir mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht entgegen.

"Was?", ich ziehe meine Augenbraue hoch.

"Hailey ist gar nicht schwanger!"

Ich zucke mit meinen Schultern.

"Ich erwarte ein bisschen mehr Begeisterung!", lacht er, während er mich in die Seite stupst.

"Ich wusste es schon, aber du bist süß"

unexpected [s.m] Where stories live. Discover now