121| Unexpected

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Kapitel 121
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
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Seine Tasche steht im Flur, was bedeutet, dass er gleich wieder gehen wird. Mein Magen dreht sich jedes Mal um.

Ich spüre, wie Shawn seine Hand auf meine Schulter legt. Mein Blick ist immer noch auf die Tasche gerichtet.

"Bevor ich gehe, möchte ich dir noch etwas geben", sagt Shawn schließlich, was mich dazu veranlasst mich umzudrehen.

"Was denn?", ich wackele mit meinen Augenbrauen. Ein Glucksen entfährt seiner Kehle.

"Da du bald nach Toronto ziehen wirst, dachte ich...", er hält inne und zieht etwas aus seiner Hosentasche, "du könntest eine Wohnung gebrauchen"

Er hält einen Schlüssel in die Höhe.

"Eine Wohnung?", meine Augen weiten sich.

"Unsere Wohnung", verbessert er mich. Meine Mundwinkel schieben sich nach oben, als wären sie motorbetrieben.

"Unsere Wohnung", wiederhole ich flüsternd.

"Wenn dir das zu schnell geht, ist das auch okay... Nur... Ich dachte es wäre Zeit. Wir könnten uns außerdem öfter sehen", sagt er schließlich. Ich schüttele meinen Kopf und falle ihm um seinen Hals.

"Es ist perfekt", murmele ich in seine Halsbeuge. Ich höre, wie sich ein Grinsen auf seine Lippen schleicht.

Er legt seine Hände auf meine Taille und zieht mich - wenn das überhaupt möglich ist - noch näher an sich heran.

"Wann ist die Tour vorbei?", frage ich und blicke ihm wieder in sein Gesicht.

"14. September", murmelt er. Ich seufze.

"Ich markiere mir dieses Datum in meinem Kalender", grinse ich dann. Er streicht über meine Haare.

"Habe ich schon"

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"Er ist schon wieder auf Geschäftsreise", nörgele ich herum, während ich die Tische im Pop's abwische.

Maya weiß zwar, dass ich einen Freund habe, der auf 'Geschäftsreise' ist, aber nicht, dass es Shawn Mendes ist.

"Der muss ja ein gefragter Mann sein", lacht die Brünette. Ich nicke mit meinem Kopf.

Du weißt gar nicht, wie gefragt er ist.

"Leider ist er das. Ich wünschte manchmal, er würde nicht so viel arbeiten", seufze ich, während ich den Salzstreuer immer wieder mit dem Pfefferstreuer vertausche, um zu gucken, was besser aussieht.

"Füllst du die anderen Salzstreuer auch noch auf, bitte?", höre ich Maya fragen und nicke.

Ich laufe auf den Tresen zu und schnappe mir einen der leeren Salzstreuer.

Unten fülle ich Reis hinein, damit das Salz nicht klumpig und nass wird.

"Eins, zwei, drei-", zähle ich die Reiskörner, die ich in die Streuer schmeiße.

Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, wie sich das Mädchen mit dunkler Haut neben mich stellt.

"Das ist jetzt nicht dein Ernst!", ruft diese entsetzt aus.

Mein Blick wandert zu ihr.

"Was denn?"

"Du zählst doch nicht ernsthaft die Reiskörner oder?"

Ich lache etwas auf. Nicke dann aber ernst: "Doch"

Der Blick des Mädchens sieht mehr als nur irritiert aus.

Ich schütte das Salz hinein und schließe den Deckel.

"Das ist das Krankeste, das ich je gesehen habe"

Mit einem Handgriff öffne ich die Bänder meiner Schürze und streife sie ab.

-

Ich lasse mich auf einem Stuhl in der Küche nieder und beobachte meine Mutter dabei, wie sie die Kräuter zurecht schneidet.

"Du glaubst nicht, was heute passiert ist!", fange ich den Satz an und fühle mich unweigerlich in die Highschool zurückkatapultiert. Damals habe ich es gehasst, wenn Logan oder Kat mit diesem Satz ankamen, da es bedeutete, dass sie etwas neues über Mason oder Britney zu erzählen hatten. Was aus denen wohl geworden ist?

"Was denn, mein Liebling?", fragt meine Mutter und wirft mir einen kurzen Blick über die Schulter zu. Es ist wirklich erstaunlich, wie gut wir uns jetzt verstehen.

"Shawn hat mir einen Schlüssel zu seiner Wohnung geschenkt!", gebe ich von mir, als wäre es die Sensation des Jahrtausends.

Meine Mutter legt die Schere hin.

"Wirklich?", sie dreht sich um und sieht mich lächelnd an. Ich nicke heftig mit meinem Kopf.

"Du weißt ja, dass ich im September sowieso wegen meines Studiums nach Toronto ziehen werde. Ich werde dann bei ihm einziehen", erkläre ich und spiele mit dem Glas, das vor mir steht, herum.

"Das ist ja fantastisch!", gibt meine Mutter von sich.

Einen Moment halte ich jedoch inne. Wenn ich bei ihm einziehe, dann sollten wir uns die Miete teilen. Er ist ein Megastar, der sich super teure Wohnungen leisten kann.

Shawn wird es mich nicht bezahlen lassen, aber damit fühle ich mich irgendwie auch nicht wohl.

"Ich weiß", sage ich zu meiner Mutter und lächele.

Ihr Blick wandert auf einmal zu meinem Handgelenk und bleibt dort hängen. Er verdunkelt sich.

"Melody, was hast du da gemacht?"

"Ich habe mir ein Tattoo stechen lassen"

Ihre Augen weiten sich, während sie ihren Blick immer noch nicht von meinem Handgelenk abwendet.

"Du hast was gemacht?", ihre Stimme klingt nicht gerade erfreut.

"Es ist ganz klein und hat eine Bedeutung", versuche ich mich verzweifelt zu verteidigen.

"Das hast du nicht gemacht!", ihre Stimme wird lauter.

Kleinlaut murmele ich: "Doch"

Ich piddele die Folie ab und zeige ihr das Tattoo.

"Melody-", sie stockt. Endlich hebt sie ihren Blick und sieht mich an.

"Es ist wegen dem Baby"

"Du- Wieso hast du mir nie erzählt...Was-", sie scheint irritiert zu sein.

"Ich bereue es das Baby abgetrieben zu haben. Immer, wenn ich Shawn sehe, tut es weh. Ich meine, wenn ich sehe, wie er ein Baby ansieht.
Oder wie er vorgestern Brandon angesehen hat. Was er gesagt hat...
Er hat gesagt 'fast wäre ich Vater geworden'. Ich weiß, es sollte mich nicht so beschäftigen. Ich bin viel zu jung für ein Kind, aber mit diesem Tattoo ist es, als hätte ich ein Andenken geschaffen. Ich kann meinen Fehler hinter mir lassen", sage ich so schnell, dass ich vergesse zu atmen.

"Ich wusste ja nicht-", flüstert sie und legt ihre Hand auf meine.

Ich blicke auf unsere Hände und das Tattoo auf meinem Handgelenk.

"Es ist eine schöne Idee", flüstert meine Mutter schließlich.

unexpected [s.m] Où les histoires vivent. Découvrez maintenant