63| Unexpected

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Kapitel 63
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
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Meine Augen gehen auf. Gleich schließe ich sie wieder. Denn ich merke, dass er mich anschaut. Es liegen Augen in der Farbe von Karamell auf mir. Es fühlt sich gut an. Ich will nicht, dass er aufhört.

Seine Finger, die an den Kuppen Schwielen vom Gitarrespielen haben, genauso wie ich, streichen über meine Wangen. Es ist ein raues Gefühl. Doch es fühlt sich gut an.

Nach einiger Zeit flattern meine Augenlider doch auf. Ich möchte ihn ansehen.

Erst jetzt fällt mir auf, dass es noch nicht komplett hell ist.

Die Sonne beginnt erst langsam über den See zu gleiten.

Ich sehe, wie er seine Hand zurückziehen will. Meine eigene greift automatisch nach seiner. Er soll sie nicht wegnehmen.

"Bitte, mach weiter", sage ich und werde rot.

Er lächelt.

"Du bist süß, wenn du rot wirst", murmelt er. Diese Aussage veranlasst meinen Kopf leider dazu noch roter zu werden. Er ist süß.
"Bin ich das?", hake ich ungläubig nach.

Er nickt und fährt sich durch seine braunen Haare, durch die ich nur allzu gerne wuscheln würde, weil sie so flauschig aussehen.

"Unglaublich süß", antwortet er. Die Schmetterlinge in meinem Bauch fangen an zu flattern.

"Shawn?", frage ich dann.

"Ja?"

Der Braunhaarige streicht mir über die Lippen.

"Ich will nicht gehen", flüstere ich dann.

"Dann bleib hier"

"Ich kann nicht", antworte ich. Bei dem Gedanken, dass ich bald weg muss, wird mir schlecht.

"Wir schaffen das schon irgendwie... Ein Vorteil hat es, dass ich Shawn Mendes bin; ich habe die Möglichkeit zu Reisen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich die Möglichkeit ergibt, dich zu besuchen"

"Stimmt ja, da war was", lache ich.

"Du bist wirklich die Einzige, die so etwas vergessen kann", lacht der Braunhaarige.

"Zja, so bin ich eben"

Langsam steht Shawn auf. Sein Blick richtet sich auf den See.

"Wie wäre es mit einem Frühstück?", fragt er dann. Genau in diesem Moment grummelt mein Magen.

Als hätte er darauf gewartet.

"Ja, ziemlich", murmele ich.

"Dann los, ich habe da etwas geplant"

Er streckt seine große Hand aus. Ich lege meine hinein. Sie passen perfekt. Ein Kribbeln durchflutet meinen Körper. Hitze durchfährt mich, als er seine Finger mit meinen verschränkt.

"Du hast also wieder etwas geplant?", hake ich nach.

Andächtig bewegt er seinen Kopf zu einem Nicken.

"Wie passen nur so viele Ideen darein?", frage ich rhetorisch und tippe mit meinem Zeigefinger gegen seinen wuscheligen Kopf.

"Zja, ich weiß nicht. Manche Mädchen inspirieren mich eben"

Ich grinse "Also machst du das öfter"

"Sicherlich. Das ist schließlich das Beste am Berühmtsein"

Wir beide lachen ausgelassen und ich boxe ihn in die Seite.
Shawn zuckt etwas zusammen und spielt vor, ernsthaft verletzt zu sein.

"Es tut mir leid Melody, aber du musst jetzt unbedingt diese Muffins zum Frühstück essen", sagt Shawn und zeigt auf eine Glasvitrine, die man durch das Fenster eines Cafés sehen kann.

"Soso, muss ich das?"

"Ja, denn es sind die Besten Kanadas"

"Die besten Kanadas? Na dann kann ich mich ihnen ja nicht verweigern", lache ich.

Dieser Junge ist der Muffinbegeistertste Mensch der Welt. Das ist unglaublich süß.

Zusammen betreten wir den kleinen Laden.
Es gefällt mir, dass Shawn, obwohl er in einer Großstadt lebt, eine Vorliebe für unbekannte Läden hat.

Sicherlich hängt das mit seiner Berühmtheit zusammen.
Er ist bekannt. Es gibt unglaublich viele Menschen, die ihm hinterher schmachten. Menschen wie Kat und Luisa. Meine Gedanken schweifen zu den Beiden. Ich wollte sie anrufen. Ich habe es vergessen.

Wieso hat er mir nicht gesagt, dass er berühmt ist? Wieso hat er es über ein Jahr für sich behalten?
Er hat mich belogen.

"Zwei Blaubeermuffins bitte", bestellt er, als ich mit meinen Gedanken irgendwo anders bin.

Die Frau, die vom Alter her meine Mutter sein könnte, beugt sich über den Tresen und reicht Shawn die Muffins: "Ist die junge Dame etwa deine Freundin? Ich dachte es passiert nie!"

Ich kann sehen, wie Shawn rot wird. Sein Blick wandert von mir zu der Dame und wieder zurück.

"Wir kennen uns erst seit gestern", sagt er, legt Geld auf den Tresen und zieht mich, so schnell es geht, nach Draußen.

Wow. Das war auf eine sehr seltsame Weise unangenehm. Für uns Beide.

Er drückt meine Hand etwas fester und zieht mich mit sich nach rechts.

Sein Weg ist stur auf einen Obststand gerichtet.

"Ich habe gestern auf dem Flug gelesen, dass Schokolade richtig gesund ist. Es gibt zum Beispiel eine Frau, die jeden Tag eine Tafel davon ist, weil sie glaubt sie hat eine Anti-Agingwirkung. Eigentlich interessant. Dann müsste ich der gesündeste Mensch der Welt sein", murmele ich.

Melody, was brabbelst du eigentlich für einen Scheiß?

"Vielleicht sollte ich auf dieses Spezialwasser pfeifen und stattdessen Schokolade in mich reinstopfen", murmelt Shawn lachend und sieht mich an.

"Was für ein spezial Wasser?", hake ich grinsend nach.

"Das Wasser in ganz kleinen Ampullen. Ich sage dir, wenn ich zu früh sterbe, ist das der Grund. Werde ich für immer leben ist das auch der Grund", lacht er.

Ich fange an vor Lachen zu prusten.

"Das kann doch nicht dein Ernst sein!"

"Lach mich nicht aus, du wirst schon sehen!", motzt der Braunhaarige, kann aber selber nicht ohne ein Grinsen.

"Genau werde ich. Also falls du noch lebst, wenn ich schon lange Tod bin, kannst du gerne auf meinem Grab tanzen. Anderenfalls muss ich dich leider auslachen", sage ich.

Der Obststand ist mittlerweile direkt vor uns.

"Zwei Orangensäfte bitte. Oh und noch ein Korb mit Erdbeeren", bestellt Shawn, nachdem sich der Verkäufer zu uns gewandt hat.

Das klingt alles ziemlich gut.

Die Sonne hat es mittlerweile geschafft aufzutauchen. Ihre Strahlen kitzeln auf meinem Gesicht. Es ist deutlich wärmer als gestern. Das Wetter ist recht mild und die Sonne warm.

Nachdem Shawn bezahlt hat, gehen wir weiter. Auf dem Weg zu seinem Ziel, von dem ich absolut keine Ahnung habe.

"Oh mein Gott, da ist Shawn Mendes!", höre ich ein Mädchen hinter uns brüllen.

Shawn zuckt zusammen. Unsere Hände gleiten automatisch auseinander.

Ich verstehe es, dennoch tut es weh. Ein ungutes Gefühl durchflutet meinen Magen.

Er ist eben berühmt. Er hat Fans, die überall auf ihn warten.

Die Mädchen kommen zu uns. Wir sind bereits stehen geblieben und haben uns umgedreht.

Sie sind relativ jung. Die Mädchen beachten mich nicht, sondern rennen auf Shawn zu.

"Können wir Fotos machen?", fragt die eine flehend. Shawn nickt.

"Natürlich"

unexpected [s.m] Where stories live. Discover now