22| Unexpected

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Kapitel 22
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
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Mein Grinsen ist so breit, dass man es bestimmt bis ins Weltall sehen kann. Wenn man mich in diesem Moment beobachten würde, dann würde man mich wahrscheinlich auf der Stelle in ein Irrenhaus einweisen lassen. Wie eine Bekloppte, lese ich mir seine Nachricht immer und immer wieder durch.

Er möchte mich besser kennenlernen. Vielleicht ist es ja schwachsinnig, sich so darüber zu freuen. Aber das ist mir im Moment vollkommen egal. Erfreut hoppse ich drei Schritte weiter zu meinem Bett und lasse mich darauf fallen. Ich schrecke auf, als ich die Tür ins Schloss fallen höre.

Es dauert weniger als zehn Sekunden mein Handy unter mein Bett verschwinden zulassen und unschuldig zugucken.

»Melody, wir sind wieder zu Hause!«, höre ich meine Mutter von unten herauf schreien. Sechs Wörter zusammengefasst zu einem Satz, der mich aufstöhnen lässt.

»Melody?«, fragt meine Mutter nach, während sie ihren Kopf in mein Zimmer steckt.

»Ja!«, blaffe ich sie an, wobei ich meine Nase kräusele.

»Ich wollte nur gucken, ob du noch da bist«, verteidigt sich meine Mutter.

»Ja, wo denn sonst? Das hier ist schlimmer als Alkatraz!«, antworte ich mit einem Augenrollen.

Ebenso augenrollend verlässt meine Mutter das Zimmer. Seltsamer Weise hat sie mich nicht wegen meines Benehmens zurecht gewiesen. Vielleicht hat sie es ja schon aufgegeben.

Als mein Handy vibriert, zucke ich erschrocken zusammen. Die Vibration war so laut, dass ich schon die Befürchtung habe, dass sie meine Eltern gehört haben könnten. Sofort schnappe ich mir mein Handy und werfe es in meine Kommode.

Eine Kommode mit genau 40 Sockenpaaren und 40 Unterhosen, ich habe genau darauf aufgepasst, dass es gleich viele sind.

Hoffentlich haben meine Eltern die Vibration nicht gehört. Starr sitze ich auf meinem Bett und warte schon fast darauf, dass meine Mutter herein kommt und mich anschnauzt.
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»Wie ist deine Strafe ausgefallen?«, fragt mich Kat, während sie mich besorgt anschaut.

Ihre Lippe scheint darunter zu leiden, denn sie beginnt darauf herum zu kauen.

»Tu deiner Lippe nicht so weh, ich kann den Schmerz ja förmlich spüren!«, sage ich, anstatt ihr zu antworten.

Irritiert sieht sie mich an, hört dann aber auf, auf ihrer Lippe herumzukauen.

»Sag schon!«, fordert sie mich dann auf.

»Es ist wie in der Hölle. Gefühlt haben die mir mein ganzes Zimmer ausgeräumt!«, antworte ich schlecht gelaunt.

»Wer hat was gemacht?«, fragt Logan, als er zu uns stößt.

»Meine Eltern. Wegen der 'Havana' Sache!«, antworte ich.

»Oh ja, das...«, lacht Logan.

»Was soll das denn jetzt heißen?«, frage ich und ziehe meine Augenbraue hoch.

»Nichts.«

»Aha.«

»Können wir jetzt das Thema wechseln?«, fragt Kat, die sich ihrem Spind zuwendet.

»Meinetwegen gerne!«, gebe ich erfreut von mir. Ich streiche mir meine Haare zurück und binde sie schließlich in einem Dutt zusammen.

»Na guuut. Meldest du dich jetzt eigentlich bei dem Zeichenwettbewerb an?«, fragt mich Logan, während er sich einmal um die eigene Achse zu mir umdreht.

»Was war das denn jetzt?«, frage ich ihn und füge noch hinzu, »Nein. Und Wehe ihr versucht mich schon wieder zu überreden!«

»Äh ja...«, murmelt Logan und lehnt sich gegen den Spind.
Schnell greife ich nach meinem Skateboard und steige drauf.

»Es klingelt in 60 Sekunden. Das heißt auf zu Philosophie!«, quieke ich erstaunlich motiviert.

»Yeeeha Mathe!«, geben Kat und Logan demotiviert von sich. Ich seufze. Für einen kurzen Moment habe ich wirklich vergessen, dass die Beiden ja gar nicht in demselben Kurs sind, wie ich.

»Zja, geloost!«, sage ich und strecke den Beiden die Zunge raus, bevor ich losfahre.

Ich höre noch, wie sie mich nachäffen. Erstaunlicher Weise ist es, seit ich die Strafe habe, schon fast angenehm in die Schule zugehen. Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Satz jemals sagen würde. Schnell sause ich in das Klassenzimmer, um festzustellen, dass der Lehrer noch nicht da ist. Elegant springe ich von dem Board ab und nehme es in die Hand.

Niemand macht sich auch nur die Mühe den Kopf anzuheben, was bedeutet, dass die Motivation aller bereits jetzt schon auf dem Nullpunkt ist.

»Wie ich sehe, strotzen Sie alle nur so von Vorfreude auf diesen Unterricht!«, begrüßt uns unser Lehrer und schmeißt seine Aktentasche auf den Tisch.

»Wie haben Sie das nur erraten?«, höre ich einige murmeln.

»Zja, das frage ich mich auch. Aber nun werden wir doch ein bisschen Unterricht machen müssen«, kündigt unser neuer Lehrer an, der sich schon in der letzten Woche mit einem Referat bei uns unbeliebt gemacht hat.

»Oh, aber bevor ich anfange; wir dürfen einen neuen Schüler in unserem Kurs begrüßen!«, sagt er dann.

Aufgeregtes Tuscheln geht durch den Raum. Entspannt lehne ich mich zurück.

»Mr. Black?«, ruft unser Lehrer den Namen des neuen Schülers auf und sieht sich fragend um. Als keine Antwort kommt, wiederholt dieser den Namen.

»Äh okay...«, murmelt unser Lehrer, völlig aus dem Konzept gebracht. Als die Klassenzimmer Tür sich öffnet, drehen alle ihre Köpfe ruckartig nach rechts. Zu dem schwarzhaarigen Jungen, der in der Tür steht.

»Was soll denn das? An ihrem ersten Tag zu spät!«, faucht ihn unser Lehrer an.
Lediglich eine hingeschlunzte Entschuldigung kommt über die Lippen des Neuen.

»Aber gut, das ist euer neuer Schüler. Wollen Sie sich vorstellen?«

»Lassen sie mal. Muss nicht sein«, gibt der Junge von sich. Ich seufze und hole mein Buch heraus, das ich immer für den Notfall dabei habe.

Schon früher hatte ich immer, wenn ich das Haus verließ, ein Buch dabei.
Erst als mich ein dumpfes Geräusch aus meinen Gedanken reißt, sehe ich zur Seite und blicke in zwei smaragdgrüne Augen.

»Hey«, murmelt der Junge, ehe er sich zurück lehnt.

Ich denke meinen Blick auf das Buch.
»Hi«, sage ich dann doch, auch wenn ich mir eigentlich vorgenommen hatte nicht zu antworten.

»Wieso Kurt Cobain?«, fragt mich der Junge neugierig.

»Wieso nicht?«, setzte ich zur Gegenfrage an.

»Nur so. Also Nirvana Fan?«

»Sehe ich eigentlich so aus, als wollte ich angequatscht werden?«, brumme ich und rücke ein Stück von dem Neuen ab.

»Aha.«

»Was soll das denn jetzt heißen?«, frage ich ihn erbost.

»Ich dachte du willst nicht quatschen?«, grinst der Junge schief. Genervt stoße ich Luft aus.

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unexpected [s.m] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt