81| Unexpected

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Ein Monat später
[November 2018]
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Kapitel 81
Unexpected
[Melody Rose Morgan]
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Er prankt auf der Plakatwand. Sie ist so groß, dass sie mich von überall aus verfolgt. Mich von überall aus anstarrt. Shawn ist immer dort, wo ich bin. Trotzdem sind wir nicht beieinander.

Das war vermutlich der Preis dafür, dass alles so schnell ging. Dass wir alles überstürzt haben.
Seitdem hat er sich nicht mehr gemeldet. Kein einziges Wort haben wir miteinander gewechselt.

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Ich hasse es, dass er sich nicht gemeldet hat. Dass ich ihn überall sehen muss. Er ist wie ein Geist. Überall spüre ich seine Präsenz. Trotzdem ist er nicht da.

Um 10 Dinge, die ich an dir hasse zu zitieren: ich hasse, dass ich dich nicht hassen kann.

Jedes Mal fühlt es sich wie ein Messerstoß an.
Luisa hört mir zur Liebe nicht mehr seine Musik. Kat auch nicht. Ich weiß es zu schätzen, auch wenn ich ihnen gesagt habe, dass sie es nicht machen sollen.

Was bringt es mir schon?
Die Tatsachen bleiben gleich. Er ist gegangen, nachdem wir miteinander geschlafen haben.

Mittlerweile bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich lerne es zu akzeptieren. Das heißt nicht, dass es einfacher wird.

"Oh mein Gott!", schreit ein Mädchen, das neben mir steht. Es fotografiert die Plakatwand ab. Vermutlich, um es auf ihrer Fanpage zu posten oder es in ihre Snapchat-Story zu posten.

Einfach weitergehen, Melody.

Bald kommt seine neue Single heraus. Es bringt mich um.

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Sein Blick schweift nach oben, während er lächelnd all die CDs und Plakate unterschreibt oder Selfies mit seinen kreischenden Fans macht.

Sie sind unfassbar laut. Schreiend stehen sie vor der Drogerie.
Richtig, er hat ein neues Parfüm herausgebracht. Alle wollen es haben. Am besten noch vor allen anderen.
Jedes Mädchen will ihn sehen.

Am liebsten würde ich auf ihn zu rennen und ihn fragen, warum er mir das alles angetan hat.

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Kapitel 81
Unexpected
[Shawn Peter Raul Mendes]
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Alle Mädchen sehen gleich aus. Nicht wie Melody.

Als ich aufblicke, sehe ich eine Blondine. Ganz weit weg von mir. Blau-graue Augen, die sich in meine Haut bohren.

Nein. Das kann nicht sein, wie wahrscheinlich ist das schon?

Sie sieht zögerlich aus. Ich nehme das Handy eines Fans entgegen, lasse es aber vor lauter Schreck fallen, als ich sehe, dass sie aussieht als würde sie auf mich zukommen.

"Es tut mir so leid!", sage ich überfordert und hebe es auf. Gott sei Dank hat es keinen Schaden abbekommen. Die Mädchen um mich herum fangen an zu lachen.

Zugegebener Maßen ist es keine Seltenheit, dass mir so etwas passiert.

Sie ist verschwunden, als ich aufsehe. Habe ich es mir nur eingebildet? Wahrscheinlich.

Ich schüttele meinen Kopf.

Ein Fan sieht zu mir herauf:"Ist etwas?"

Mein Blick liegt immer noch in der Richtung, in der ich dachte Melody gesehen zu haben.

"Nein", murmele ich abwesend.

Nachdem ich alle Fotos, die ich machen konnte gemacht habe, betrete ich die Drogerie. Dort wird es ein Q&A geben. Wahrscheinlich sollte ich mein Zeug zusammen bekommen. Für Klarheit in meinem Kopf sorgen.

"Shawn, kommst du?", Andrew lächelt mich an. Ich nicke.

"Klar"

"Du wirkst so abwesend. Bist du sicher, dass alles okay ist?"

"Ja... Ich dachte nur ich hätte jemanden gesehenen"

Andrew schneidet eine Grimasse, die von Irritation zeugt: "So siehst du auch aus. Als hättest du einen Geist gesehen"

"So kommt es mir vor... Aber lass uns anfangen. Schließlich muss ich zu dem Q&A"

Er nickt und begleitet mich zu dem Stuhl, der vor einer Leinwand platziert ist.

Bevor ich mit dem Live Q&A anfange, umarme ich noch die Frau, die mir die Fragen stellen wird.

"Bereit?", der Mann mit der Kamera sieht mich an. Zögerlich nicke ich. Es fühlt sich an, als wären meine Reaktionen heute unendlich langsam.

"Möchtest du noch etwas zu trinken haben?", fragt mich eine andere Frau, die irgendwo aus dem nirgendwo hervor gesprungen kommt. Es ist immer wie ein Wunder für mich, wo die Assistenten abbleiben.

"Gerne"

Mein Mund ist so unheimlich trocken. Dankbar nehme ich die kalte Flasche entgegen und nehme einen Schluck. Anscheinend sogar mehr als ein Schluck, denn ich trinke die Flasche fast leer.

Der Livestream beginnt. Ich muss normal aussehen. Unbekümmert. So wie eben immer.

"Wie bist du auf den Namen deines Parfüms gekommen?", fragt mich die Frau während sie auf ihr Handy sieht. Vermutlich, weil sie die Frage von Twitter liest.

"Ich hatte erst einen anderen Namen aber jetzt... Auf einmal blieb mir nichts anderes übrig, als es so zu nennen"

"Was war denn der ursprüngliche Name?"

"Das will ich lieber nicht verraten", grinse ich und stütze mich auf meinem Bein ab.

"Hat das Parfüm etwas mit deiner Single zu tun? Besteht die Möglichkeit, dass sie genauso benannt ist?"

"Andrew wird mich dafür killen, aber nein. Dennoch hängt beides zusammen. Die Single ist über etwas, das mir sehr wichtig ist", murmele ich.

"Über etwas oder über jemanden?"

"Ich bin an einem Punkt in meinem Leben angekommen, wo ich nur noch ehrliche Musik machen möchte. Ich sage nur so viel: Das Lied bedeutet mir sehr viel"

Ich streiche mir über mein Gesicht.

"Nach was riecht das Parfüm?"

Ich lächele: "Nach Rosen. Es duftet nach verschiedenen Rosen"

"Das war's mit dem Livestream", gibt der Kameramann von sich.

Schnell stehe ich auf. Bald habe ich das alles hinter mir, auch wenn in den nächsten Tagen noch viel mehr kommen wird. Viele Interviews mit immer denselben Fragen, als gäbe es nicht genug Wörter, um Neue zu bilden. Jedes Mal antworte ich dasselbe, weil ich nur die Wahrheit sagen kann.

unexpected [s.m] Where stories live. Discover now