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Hallo meine Lieben, wie versprochen gibt es wieder was zu lesen : ) Ob sich Audrey und Zlatan wieder über den Weg laufen werden? Lest selbst <3

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# Audrey #

Die halbe Nacht habe ich wachgelegen und mir den Kopf zerbrochen. Ich hätte einfach eine Schlaftablette nehmen sollen, doch ich wollte gar nicht schlafen. Ich wollte nicht die Augen schließen und dann das vergessen, was ich vorher sah – Zlatan. Weshalb hatte er die Krücken und die Schiene? Hat er sich verletzt? Wie geht es ihm? Was hätte ich ihm sagen sollen? Soll ich ihn anrufen? Am nächsten Morgen habe ich noch keine Lösung gefunden, weiß aber mittlerweile, dass Ibra schlimm angegangen wurde beim gestrigen Spiel und voraussichtlich mehrere Wochen ausfallen wird. Der Arme. Noch vor meinem Dienst will ich in seiner Akte herausfinden, was ihm fehlt. Ich muss es einfach wissen. Innerlich bete ich ununterbrochen, dass es nichts ist, was seine Karriere beenden könnte. Der Fußball ist ihm doch so wichtig. Er braucht das. Während ich gedankenverloren in meiner Kaffeetasse herumrühre, merke ich, wie viele Gedanken ich mir über ihn mache, seitdem sich unsere Wege gestern kreuzten. Sicher, als ich abgetaucht war, habe ich auch jeden Tag an ihn gedacht, doch nicht ununterbrochen – zumindest nach einer gewissen Zeit nicht mehr. Ob es ihm genauso geht wie mir?

Eine Stunde später schlendere ich durch den Hintereingang des Klinikums. Mir bleibt noch ausreichend Zeit, um Zlatans Akte zu studieren. Das mache ich dann auch. Dass ich mich dabei nicht erwischen lassen darf, weiß ich selbst – weshalb ich mich beeile. Leider bin ich nicht schnell genug. Bevor ich zu dem wirklich wichtigen Absatz komme, wird die Tür des Zimmers aufgerissen und eine junge Blondine steht vor mir. Sie trägt einen weißen Kittel ebenso wie ich, aber ich habe sie hier noch nie gesehen. Erschrocken starre ich sie an, sie guckt auch etwas irritiert. Ihr Blick gleitet zu der Akte, die vor mir liegt, ihr Mund verzieht sich zu einem schiefen, aber aufgesetzten Lächeln. „Ach, da ist ja die Akte!", flötet sie unnatürlich hoch, streckt die Hand aus. Wortlos reiche ich ihr den Ordner und versuche dabei ihr Namenschild zu entziffern. „Ich bin Cynthia!", stellt sie sich ebenso gekünstelt vor und grinst noch grässlicher. Aha, hi, ich bin Audrey", murmle ich wenig begeistert. „Ach schön dich kennenzulernen. Mann, ich bin ja schon so aufgeregt, ich darf heute Dardys begleiten. Und das zu Ibrahimovic! Der soll ja heiß sein! Voll geil! Oh, sorry. Das hast du ja vorher gemacht, ne? Naja also bevor du... Na ist ja auch egal. Nett dich kennenzulernen! Bis später!" Nach dieser Wortkotze ist sie dann auch schon wieder verschwunden. Was war das bitte? Wie hat sie mit mir geredet und wie es scheint, weiß hier jeder Bescheid! Jeder scheint zu wissen, dass ich so bescheuert war, mir die Pulsadern aufzuschneiden und wie hat sie Monsieur Dardys genannt und wie hat sie über Zlatan gesprochen?! In mir kocht es. Mein Temperament meldet sich mit voller Wucht zurück und haut mich fast von den Füßen. Diese Tussi soll sich um Zlatan kümmern? Diese Kuh? Dass ich nicht lache!

Weshalb ich nicht einfach eine meiner Tabletten gegen diese innere Unruhe nehme, mich wieder entspanne und in dreißig Minuten meine Schicht beginne und stattdessen zu dem Trakt hetze, in dem sich dieser ominöse Behandlungsraum befindet, in dem ich Zlatan damals auch das erste Mal offiziell als Ärztin über den Weg gelaufen bin – wer weiß. „Cynthia", äffe ich auf meinem Weg die schrille Tonlage meiner scheinbar neuen Kollegin nach und verziehe das Gesicht. Sie ist mir unsympathisch, sie ist ein Plappermaul und hat keinerlei Sinn für Diskretion. Vollkommen unüberlegt drücke ich kurz darauf die Türklinke des besagten Raums herunter, die Tür schwingt auf und ich stehe mitten in dem Zimmer, in den ich mich nie wieder hatte wagen wollen. Alle starren mich an – wie ich da mit rotem Kopf stumm angewachsen zu sein scheine. Was mache ich denn? Mein unangekündigter Auftritt hat allen die Sprache verschlagen. Sofort habe ich Ibra entdeckt, der mich eindringlich mustert. Ich erwidere seinen Blick und bekomme Gänsehaut dabei. Es vergehen gefühlt Stunden, in denen ich nur dort stehe, Zlatan ansehe und nicht wage zu atmen. Cynthia schaut zwischen uns beiden hin und her und wirkt etwas konsterniert. Mit einem lauten Räuspern durchbricht Dr. Dardys die seltsame Stille. „Mademoiselle? Gibt es ein Problem?" Nur widerwillig löse ich mich von Ibras haselnussbraunen Augen, die mir diesen warmen Schauer über den Körper jagen können. „N-nein. Ich hatte nur eine Frage", lüge ich und erkenne aus dem Augenwinkel Zlatans Grinsen. „Gut, was möchten Sie denn wissen? Weshalb sind Sie überhaupt schon hier? Ihre Schicht beginnt erst in cirka einer halben Stunde!", gibt mein Chef zurück und ich ziehe ein wenig den Kopf ein. „Na jetzt sagen Sie schon! Es muss ja sehr wichtig gewesen sein, wenn es nicht bis nach der Visite warten konnte!", fordert er mich auf und klingt ein wenig amüsiert. Fieberhaft überlege ich, was ich sagen soll. Ich weiß doch selbst nicht, wieso ich wie angestochen hier hereingestürmt bin. „W-wieso keine OP?", bricht es aus mir hervor und ich könnte mir gegen die Stirn klatschen. Was ist das für eine dumme Frage in einer solchen Situation? „Wie bitte?", lächelt Dr. Dardys mich an und scheint auch nicht zu begreifen, was ich ihm damit sagen will. „W-wieso wird Zlatans Knie nicht operiert?", stammle ich mit hochrotem Kopf und kann Cynthias Kopfschütteln ganz deutlich sehen, ich kann es fast hören, wie ihre blöden, blonden Locken über ihren Kragen streichen. „Das war so wichtig?", entgegnet der Doc, wie Zlatan ihn immer nennt, zieht die Augenbrauen hoch und legt den Kopf schief. „Ja", behaupte ich mit fester Stimme und bemühe mich nicht zu Zlatan zu schauen, der sich köstlich zu amüsieren scheint und vermutlich gerade gegen einen Lachanfall kämpft. „Ich schlage vor, wir besprechen das nach der Visite. Ich wollte Mademoiselle Cynthia gerade in die Physiotherapiemaßnahmen einweisen und die Zeit drängt", erklärt er mir mit Nachdruck. Ich glaube in Cynthias Gesicht so etwas wie Genugtuung lesen zu können und japse nur: „W-was?" Die soll an ihm rumtatschen? Die da?! Diesen Teil des Satzes kann ich gerade noch zurückhalten, aber mein Herz tut weh bei dem Gedanken, dass sie ihm so nah sein wird. „Mademoiselle, ich brauchte Ersatz für Sie. Seien Sie jetzt bitte Ihrer Kollegin gegenüber so fair und lassen Sie sie etwas lernen." Der Unterton meines Vorgesetzten ist strenger geworden und ich spüre, dass ich nicht mehr erwünscht bin. Geknickt schlage ich die Augen nieder und verlasse ohne ein weiteres Wort den Raum. Im Flur kämpfe ich mit den Tränen. Sie wird bei ihm sein? Ausgerechnet diese Kuh? Die wird jede Sekunde nutzen und Zlatan irgendwelche Gerüchte über mich erzählen. Mir passt es nicht, dass sie seine weiche Haut berühren wird und den ganzen Raum mit ihrem billigen Parfum flutet. Widerlich.

IBRAKADABRA - Liebe, Stolz & Fußball [Zlatan Ibrahimovic]On viuen les histories. Descobreix ara