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Hey meine Lieben, werden Audrey und ihre Mutter wieder nur zerstritten auseinandergehen? Lest selbst! <3

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# Audrey #

Einen Augenblick ist es totenstill in der großen Wohnung, nur meine noch immer unruhige Atmung ist zu hören. Dann strafft meine Mutter die Schultern und entgegnet bestimmt: „Wie kannst du nur denken, dass ich mir wünschen würde, du wärst gestorben? Ich habe dich zur Welt gebracht, ich habe dich großgezogen und geliebt! Ich bin deine Mutter, ich liebe dich immer noch! Wie könnte ich anders empfinden? Du bist mein Kind, mein Ein und alles und alles, was noch geblieben ist!" Erschöpft, aber immer noch wütend fauche ich: „Du hättest das nicht tun dürfen! Du wusstest, wie sehr mir das zu schaffen gemacht hat mit Papas und Aris Tod! Du bist trotzdem gegangen!" Dabei piekt und ziept es in meinem Bauch, mir wird so schlecht, dass ich befürchte, mich übergeben zu müssen. „Ich weiß! Ich weiß, dass ich dich nicht alleine hätte lassen dürfen! Es ist keine Entschuldigung, aber ich konnte einfach nicht mehr! Ich habe auch meinen Mann, meine Tochter verloren! Dir zuzusehen, wie du alles dafür getan hast, ihnen in den Tod zu folgen, war unerträglich! Es war eine Qual! Du hast keine Hilfe angenommen, hast dich allen verweigert! Ich wusste nicht, was ich noch hätte tun sollen! Es hat mich beinah aufgefressen! Wäre ich damals nicht gegangen, wäre unsere Familie endgültig ausgelöscht geworden, ich hätte das nicht mehr aushalten können! Audrey, ich musste mich auch schützen! Du weißt nicht, wie du damals gewirkt hast, wie es für mich war, deinem Verfall zuzusehen. Vollkommen hilflos", wettert meine Mutter, geht einen Schritt auf mich zu, ich will zurückweichen, pralle gegen Ibra, der immer noch hinter mir steht.

„Du warst doch nur enttäuscht, dass sie Ari und nicht mich erwischt hatten!", behaupte ich nun etwas trotzig. Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass meine Mutter meine kleine Schwester mehr geliebt hat als mich. Doch ihre Reaktion überrascht mich. Ihre Augen weiten sich, sie holt tief Luft, ihre Hände ballen sich zu Fäusten und sie schimpft: „Wie kannst du es wagen, Audrey! Keine von euch beiden hätte ich jemals überleben wollen! Ihr seid das Wertvollste, was das Leben mir geschenkt hat! Das Wichtigste und Kostbarste! Wir haben immer alles für euch getan, weil wir euch von ganzem Herzen geliebt haben! Ich weiß, dass du zu Papa eine engere Bindung hattest, ich weiß, wie sehr du unter seinem Verlust gelitten hast! Aber unterstell mir nicht, ich würde glücklicher sein, wenn du an Arianas Stelle tot wärst! Untersteh dich!"

Mit diesen Worten überkommt mich eine erneute dieser widerlichen Übelkeit, dieses Mal kann ich sie nicht wegatmen. Der Würgereiz packt mich so unerwartet, dass ich nur noch die wenigen Meter ins Bad stolpern kann und mich dort übergebe. Verflucht. Ächzend stütze ich mich mit den Händen am Waschbecken ab, wasche danach mein Gesicht und gönne mir wenigstens etwas Mundwasser, um den schalen Geschmack in meinem Mund loszuwerden. Besorgt steht Zlatan im Türrahmen, mustert mich, ich winke ab und murmle nur: „Schon okay, geht wieder." Anschließend schleppe ich mich zurück ins Wohnzimmer, stehenbleiben kann ich nicht mehr, weshalb ich auf die Couch sinke, ohne ein einziges Wort zu meiner Mutter zu sagen. Nicht einmal ansehen kann ich sie, ohne dass sich meine Augen mit Tränen füllen.

Zögerlich setzt sie sich neben mich, wahrt aber Abstand und sagt dann leise: „Schatz, ich kann dir nur immer wieder sagen, dass ich dich liebe. Du bist und bleibst meine Tochter. Meinen Fehler kann ich nicht zurücknehmen oder einfach so vergessen, doch zu sehen, dass es dir so viel besser geht, dass du eine Familie hast und glücklich bist, bedeutet mir unendlich viel. Ich war mir nicht sicher, ob das jemals wieder möglich wäre, ob du irgendwann loslassen würdest können. Es tut mir leid, glaub mir das bitte. Alles, was mir je am Herzen lag, wart ihr – meine Familie. Und so ist es immer noch. Dein Wohlergehen. Denn du bist das, was mich an deinen Vater erinnert. An den Mann, den ich sehr geliebt habe. Der mir jeden Tag fehlt, genau wie meine kleine Ari, deine Schwester. Ich kann dich nicht mehr vermissen, mein Herz kann das nicht mehr. Bitte vergib mir."

Unsicher sehe ich auf, in ihre Augen zu blicken lässt mein Herz schmerzen, aber es fühlt sich auch so an, als wäre da etwas, was mir so lange gefehlt hat. „Du hasst mich nicht dafür, weil ich nicht einfach weiterleben konnte, als Ari und Papa starben?", frage ich kaum hörbar, sie schüttelt den Kopf, nimmt vorsichtig meine Hand und erwidert: „Ich habe niemals so empfunden, niemals. Hörst du? Nur deinen Schmerz konnte ich nicht aushalten, ich war zu schwach dafür." Jahrelang hatte ich geglaubt, dass es nur eine Erklärung hatte geben können, dass meine Mutter mich hassen musste, sonst hätte sie mir nicht den Rücken zugewandt. Dass sie selbst beinah daran zerbrochen wäre, an meinem körperlichen und seelischen Verfall – das habe ich nie in Betracht gezogen. „Ihr fehlt mir alle so", bringe ich unter Tränen hervor, die Trauer um das, was ich verloren habe, ist so präsent wie lang nicht mehr und macht mich angreifbar, zerbrechlich und wehmütig. Stumm drückt meine Mutter meine Hand, rückt näher an mich und ich lehne mich an ihre Schulter. Schweigend akzeptiere ich, dass erneut große Tränen über meine Wangen rinnen, dass ich traurig bin und mich dem Schmerz nicht mehr erwehren muss. Ich lasse ihn zu.

„Ich möchte wieder ein Teil deines Lebens sein, Audrey. Ich bin so stolz auf dich", flüstert meine Mutter, ich antworte ihr nicht. Stattdessen, richte ich mich auf, blicke sie einige Sekunden unter Tränen an, ehe ich meine Arme um sie schlinge und ihr vergebe. Jahre hat es gebraucht. Viele Jahre. Eine so große Erleichterung, die einer Erlösung gleicht, fließt nun durch mich hindurch, als sie meine Umarmung erwidert und wir uns einfach nur wortlos im halten, ich mich daran erinnere, wie das früher war, wie geborgen ich mich bei ihr gefühlt habe. Es ist an der Zeit zu verzeihen – nicht zu vergessen, aber für einen Neuanfang. Meinen eigenen habe ich bereits hinter mir, jetzt werden auch wir es wagen und die Gräuel der Vergangenheit, den Kummer, den Zorn hinter uns lassen und gemeinsam in die Zukunft blicken. Wir haben doch nur noch uns. Auch wenn ich so wütend, so enttäuscht von meiner Mutter war – es ist, wie sie selbst gesagt hat, ich bin ihre Tochter, sie hat mir das Leben geschenkt, mich mit großgezogen und immer dafür gesorgt, dass es mir gut geht. Bis sie es nicht mehr konnte. Bis sie gehen musste. Ich liebe sie immer noch, egal wie sehr es mich verletzt hat, egal wie weh es getan hat, als sie ging. Deshalb vergebe ich ihr. Weil sie meine Mutter ist und wir immer im Herzen des anderen bleiben werden, denn wir sind eine Familie.

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*schnief* Nach so vielen Streitigkeiten, Tränen und Kummer gibt es endlich eine Versöhnung.

Ich will gar nicht mehr so viel dazu sagen, ich denke das Kapitel spricht für sich...

Ich hoffe, es hat euch gefallen?

Alles Liebe,

eure Mercy aka Floraly <3


IBRAKADABRA - Liebe, Stolz & Fußball [Zlatan Ibrahimovic]Where stories live. Discover now