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Hey meine Lieben, es geht weiter : ) Ob Zlatan noch rechtzeitig zu Audrey in die Wohnung gelangt? Gucken wir mal... Viel Spaß!

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# Audrey #

Die Schnitte sind zwar recht tief, aber sie werden mich nicht umbringen. Und sie verschaffen mir auch nicht den von mir erhofften Effekt. Ist mein Körper schon so abgestumpft, dass nicht mal das diesen Kreislauf des Grauens unterbrechen kann? Die Zähne zusammenbeißend drücke ich mit dem Zeigefinger der rechten Hand in die Schnitte, aber mein Herz beruhigt sich nicht, trotz des kaum noch auszuhaltenden Ziehens in meinem Unterarm, welches sich ausbreitet. „Sessa!" Er ist noch da. Urplötzlich beginnt mein Herz wie wahnsinnig zu schlagen. Es kennt das Mittel gegen meine in Flammen aufgehende Seele, gegen meinen Zerfall. Aber ich kann nicht. Ich kann ihm das nicht antun. Dabei sehne ich mich so nach ihm. In dieser Sekunde wird mir bewusst, wie unfassbar schwer mein Herz sich anfühlt, seit ich ihn aus meinem Leben ausgesperrt habe. Meinen Schweden. Meinen Zlatan. Schluchzend schlage ich wieder mit meinem Hinterkopf gegen die Wand. Es dröhnt tief drinnen in meinem Schädel und bringt alles nur noch mehr durcheinander. Ich vermisse dich, denke ich und schließe die Augen. Ich vermisse dich, Zlatan.

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# Zlatan #

„Audrey! Verdammt, mach die scheiß Tür auf!", schreie ich und schlage wieder gegen das Holz. Hinter der Tür höre ich wieder diese dumpfen Schläge, von denen ich nicht weiß, woher sie stammen. Ich drehe noch durch vor Sorge um meine Kleine. Sie hat mich vorhin beinah über den Haufen gerannt. Aufgelöst, weinend und verzweifelt. Ich hatte nur die Hälfte dessen gehört, was ihre scheinbare Kollegin gegen sie losgelassen hatte und konnte es nicht fassen. Aber Audrey war zu schnell für mein kaputtes Knie und verschwand, bevor ich sie auf mich aufmerksam machen konnte. Jetzt stehe ich hier, weiß, dass sie in ihrer Wohnung ist – und dass es ihr nicht gut geht. Das höre ich ganz deutlich.

„Bitte, Kleines. Mach die Tür auf", versuche ich es noch einmal – ich werde nicht gehen, bis ich sie gesehen habe und weiß, dass sie sich nichts antut. Es ist still. Viel zu still. Ich will erneut hart gegen die Tür hämmern, als Audreys zerbrechliche Stimme durch die schwere Holztür zu mir dringt. „Zlatan? Bist du noch da?" „Ja, Kleines, ich bin hier", antworte ich so ruhig wie möglich und lege meine Handfläche flach auf die Tür, als könnte sie meine Nähe dann spüren. „Du solltest gehen, es hat sich nichts verändert, okay? Ich bin genauso kaputt wie davor. Verschwende deine Zeit nicht mit mir", schluchzt sie und wieder folgt dieses dumpfe Geräusch. Mein Herz kaspert in meiner Brust herum und zwingt mich irgendetwas zu tun, zu sagen. „Bitte mach auf, sessa", flehe ich sie an und bete. Es dauert ewig, doch irgendwann schwingt die Tür einen kleinen Spalt auf, langsam und mit einem lauten Quietschen. Mein Herz macht einen großen Satz, dennoch stecke ich vorsichtig meinen Kopf durch den Spalt, um Audrey nicht auch noch die Tür vor den Kopf zu knallen. Fast wie erwartet, sitzt sie direkt hinter der Tür, sodass diese sich gar nicht vollständig öffnen lässt. In dem schummrigen Licht ihres Flurs erkenne ich Scherben, Blut und eine Pfütze auf dem Dielenboden.

Ich muss einen großen Schritt machen, um über sie hinüberzusteigen – was mit meinem Knie einer artistischen Einlage gleicht, dann stehe ich in ihrem Flur. „Ach Kleines", murmle ich, gehe in die Hocke und will ihren linken Arm begutachten, der genau wie ihre Hand, voller Blut ist. Doch sie vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen und schluchzt laut: „Ich wollte das nicht! Diese Cynthia, sie hat mich wie eine Lügnerin hingestellt! Ich wollte das alles nicht! Wirklich!" Sie lallt stark dabei und ihr ganzer Körper wird geschüttelt. „Ich weiß", flüstere ich sanft, ziehe vorsichtig ihre linke Hand hervor und erkenne, dass die Schnitte zwar tief, aber nicht lebensbedrohlich sind. „Komm", meine ich so ruhig wie möglich und versuche sie zum Aufstehen zu bewegen. „Ich kann nicht", jammert sie, vermeidet den Blickkontakt mit mir. „Wieso? Komm, wir müssen das sauber machen und verbinden", erkläre ich ihr wie einem kleinen Kind. „Mir ist so schlecht", antwortet sie mir und nun sehe ich auch, wie blass sie ist und vermute, dass sie ihren Schmerz erst mit dem Alkohol betäuben wollte, nach welchem es hier riecht. Wie früher. „Okay, ich helfe dir, ja?", frage ich vorsichtshalber. Doch Audrey wehrt sich nicht, als ich sie unter den Achseln packe und auf die Füße stelle. Ich lehne sie gegen die Wand, bis ich sie so im Arm halt, dass sie nicht mehr stürzen kann. Eigentlich trage ich sie ins Bad, ihre Füße machen nicht mehr mit. Dort angekommen setze ich sie auf dem gefliesten Boden ab, auf dem Badewannenrand ist mir das zu gefährlich, da fällt sie nur runter. „Schön wach bleiben, ja und drück das hier drauf", bitte ich sie und lege ein sauberes Handtuch auf ihre Wunden, das ich schnell aus dem Schrank gefischt habe. Ich will gerade ein weiteres herausholen, um es mit Wasser zu befeuchten, um ihre Wunden zu reinigen, da beginnt sie zu würgen. Verflucht! Bevor es zu spät ist, befördere ich ihren angegriffenen Körper zum Klo. Dass wir uns so wiedersehen, denke ich, während ich ihre langen, braunen Haare halte und sie sich sprichwörtlich die Seele aus dem Leib kotzt. Sie tut mir leid, es schmerzt mich, sie so zu sehen. Irgendwann ist es vorbei. Sie lehnt den Oberkörper ächzend zurück, ich wische ihr den Mund ab, klappe den Toilettendeckel zu und spüle. „Geht's wieder?", will ich wissen und sie nickt leicht. Also schiebe ich sie wieder an die vorherige Stelle, wo sie sich an die Badewanne lehnen kann und kümmere mich um die Schnitte. Sie weint stumm dabei, leistet aber keine Gegenwehr. Vermutlich hat sie überhaupt keine Kraft mehr dafür.

IBRAKADABRA - Liebe, Stolz & Fußball [Zlatan Ibrahimovic]Where stories live. Discover now