98.

387 28 8
                                    

Hey meine Lieben, es gibt noch ein Pitel : ) Es wird ernst für Audrey...

Liebe @sturm75 danke, dass du letztens meine Wortfindungsstörung beenden konntest - du wirst merken, was ich meine^^

Und jetzt, viel Spaß beim Lesen

------

# Audrey #

Bereits jetzt bereitet mir mein schneller Herzschlag Probleme, das Blut beginnt in meinen Ohren zu rauschen, ich habe Angst davor all diese Dinge auszusprechen. Dennoch lehne ich mich zurück auf der Couch, mopse Zlatan kurz sein Glas Whiskey und trinke es in einem Zug aus. „Ey!", protestiert er zwar, ich zucke nur mit den Schultern. Das brauchte ich jetzt, bevor ich hier den Seelenstrip des Jahrhunderts hinlege, er sollte etwas nachsichtiger mit mir sein.

„Also gut, du willst es ja nicht anders", meine ich, atme noch einmal tief durch und beginne dann wirklich von vorn zu erzählen, „Ich bin in Hamburg aufgewachsen. Seit ich denken kann, lebten wir in der großen Villa am Stadtrand. Es war sehr schön dort, grün und trotzdem kam ich immer schnell in die Stadt, was vor allem als ich älter wurde, essentiell war. Meine Eltern zogen Ariana und mich sehr behütet und weit ab vom dem Drama, das mein Vater tagtäglich erlebte, groß. Es mag kitschig klingen, aber wir waren schon so was wie eine Bilderbuchfamilie. Zwar haben auch meine Mutter und mein Vater immer mal gestritten, ziemlich heftig sogar, aber ihre Liebe war stärker. Das habe selbst ich begriffen, obwohl ich noch so jung war. Meine Mutter war immer sehr darauf bedacht, dass es uns an nichts fehlt, sie war zwar ebenso wie Ari und ich sehr temperamentvoll, aber ein unfassbar liebevoller Mensch. Und ihre Familie ging ihr über alles. Ich denke, das ist auch der Grund, warum sie sich damals von mir abgewendet hat. Zu sehen, wie ihre nun einzige Tochter, das einzige weitere überlebende Familienmitglied an dem Verlust zerbricht, hat ihr das Herz zerrissen. Sie ertrug es einfach nicht mehr."

Bei dem Gedanken an meine Mutter, die mir immer noch sehr fehlt, muss ich schwer schlucken, um die Tränen zurück zu drängen. Dass sie mich im Stich gelassen hat und es vorzog, nicht mehr weiter zu zuschauen, wie ich mich allmählich selbst umbringe, habe ich nie verwunden. „Sie liebt dich noch immer", wirft Zlatan sanft ein, ich lächle gequält, denn das weiß ich nicht. Vielleicht tut sie das, vielleicht hat sie mich mittlerweile vergessen. Bevor ich mich in diesem Thema verliere, rede ich lieber weiter. Sonst schaffe ich es nicht mehr, denn die Dinge, die noch auf mich warten, sind noch wesentlich schlimmer für mich. Bewegender. Schmerzhafter. Grausamer.

„Mein Vater war sehr klug, ich habe immer zu ihm aufgesehen. Nie wollte ich in seine Fußstapfen treten, dennoch war ein Vorbild für mich. Wie er das immer alles weggesteckt hat, was er auf der Arbeit gesehen hat. Selten hat er davon erzählt, er wollte nicht, dass wir damit in Berührung kommen. Aber er wirkte auf mich immer so willensstark, mutig und gleichzeitig so gutmütig. Allerdings sind Ari und ich nicht mit einer rosaroten Brille durch die Welt gelaufen. Uns war sehr wohl klar, dass dort draußen täglich schreckliche, unvorstellbare Sachen geschehen. Wir versuchten vorsichtig zu sein, bauten aber wie alle anderen Kinder auch gelegentlich Dummheiten, für die uns Papa die Ohren langzog. Ich habe ihn sehr geliebt. Er war mein Anker. Diese Gespräche früh am Morgen, bevor ich in die Schule gehen musste oder auch spät abends vermisse ich noch immer. Beruflich lief es für ihn sehr gut, ebenso wie für meine Mutter. Der Name Waiser war nicht nur in Hamburg geläufig und mein Vater glänzte mit hervorragenden Aufklärungsraten. Er war Kriminalhauptkommissar, das weißt du ja. Eine Koryphäe nannten sie ihn. Seit er nicht mehr bei mir ist, seitdem ich ihn verloren habe, fühle ich mich nicht mehr vollständig. Unsere Beziehung war recht eng, ich war ihm emotional näher als meiner Mutter, die ich trotzdem sehr geliebt habe. Dagegen war Ari ein ‚Mamakind'. Keine Ahnung wieso, aber es war eben so."

Vorsichtig drückt Zlatan meine Hand, erst jetzt bemerke ich, dass meine Wangen nass sind, dass Tränen darüber laufen. In meiner Brust zieht sich etwas zusammen, ich muss ein Schluchzen unterdrücken, mein Vater fehlt mir so sehr. „Ist okay, sessa", flüstert Ibra, nimmt mich in den Arm, ich presse mein Gesicht an seine Brust und kralle mich an seinen Oberschenkel. Wenn bereits das so weh tut, wie soll das gleich werden, wenn ich den richtig fiesen Part auspacke? Am liebsten würde ich das hier abbrechen, würde mich unter meiner Decke verstecken. Aber ich bin Ibra das schuldig, er hat das alles, meine Panikattacken, meine Ausbrüche, deren Grund er nicht zuordnen konnte, hingenommen und hat mich unterstützt, wo es nur ging. Ich kann und darf jetzt nicht weglaufen. „Brauchst du eine Pause?", will er wissen ich schüttle den Kopf. Wenn ich jetzt unterbreche, werde ich wahrscheinlich gar nix mehr sagen. Also lieber Augen zu und durch. Mit leicht nasaler Stimme fahre ich also fort: „Und Ari war nicht nur meine kleine Schwester, sie war eher so etwas wie meine beste Freundin. Wir hatten einen bescheuerten Namen dafür: ‚beste Schwester'!" Dabei lache ich sogar fast, Zlatan schmunzelt ebenfalls, obwohl mir der besorgte Ausdruck in seinen Augen nicht verborgen bleibt. Doch ich will mich darauf jetzt nicht konzentrieren, sonst dreht meine Psyche gleich wieder frei. „Eine so enge Verbindung, wie Ari und ich sie hatten, ist, glaube ich, selten. Du kannst dir nicht vorstellen, wie unglaublich schön sie war. Nicht nur äußerlich, ich meine auch ihren Charakter, ihre Ausstrahlung. Einen besseren Menschen als sie habe ich nie wieder getroffen, einen gutherzigeren und großzügigeren. Sie hatte diese Gabe, sie konnte sich in jeden Menschen hineinversetzen und fand immer die richtigen Worte, wenn etwas nicht stimmte, wenn ein guter Rat notwendig war. An meiner Stelle hätte sie Medizin studieren sollen, sie wäre für diesen Beruf viel geeigneter gewesen."

„Aber ihr habt euch doch sicher auch mal gezofft?", hakt Zlatan nach, ich zucke mit den Schultern. „Gelegentlich, aber nicht so, wie man es erwarten würde. Uns trennten ja nur drei Jahre, da gab es diese Phase, in der wir uns nicht mehr für dieselben Dinge interessierten nur kurz. Anstatt gegeneinander zu arbeiten, taten wir uns regelmäßig zusammen. Allerdings war dieses Verhalten von meinen Eltern auch erwünscht. Zusammenhalt macht stark, das wussten wir, weil besonders unser Vater das permanent predigte", entgegne ich, Ibra wirkt ehrlich überrascht. „Ihr wart also eher wie Pech und Schwefel, anstatt wie Feuer und Eis?" Diese Formulierung ist recht treffend, ich lächle ihn an und meine: „Ja, das passt gut. Deshalb bekomme ich auch Bauchschmerzen, wenn ich sehe, wie Max und Vinc sich manchmal beharken. Es ist albern, aber sie sollten den anderen zu schätzen wissen. Man weiß nie, wie lange man zusammen sein kann." Traurig sieht er mich an, streicht mir über die Wange. „Deine Schwester zu verlieren, das hat dich innerlich zerstört, richtig?"

Seine Frage steht im Raum und ich muss mehrere Male blinzeln, um den Tränenschleier zu vertreiben. „Ich weiß nicht, ob es anders gewesen wäre, wenn es nur meinen Vater getroffen hätte. Ich kann es dir nicht sagen", setze ich an, meine Stimme bricht, klingt kratzig, mein Herz platzt plötzlich fast, weil es darin so sticht. Flüsternd und mit verkrampften Händen beende ich meine Aussage: „Aber ich konnte Ari nicht beschützen. Das war meine Aufgabe und ich habe versagt. Als sie und Papa starben, war auch mein Leben vorbei. Es war alles vorbei."

------

Wie ihr merkt, nähern wir uns dem Part, der Audrey richtig an die Nieren geht... Ob sie durchhält? Reicht es, wenn Zlatan ihre Hand hält?

Er erfährt auf jeden Fall nach und nach mehr über Audrey und ihre Familie. Was wären eure Fragen an sie gewesen?

Hat euch das Kapitel gefallen?

Fühlt euch umamt,

eure Mercy aka Floraly <3

IBRAKADABRA - Liebe, Stolz & Fußball [Zlatan Ibrahimovic]Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz