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Hey meine Lieben, Audrey wird weiter erzählen... Lest selbst, was sie noch alles erlebt hat. <3

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# Audrey #

Nach meinem letzten Satz entsteht eine längere Pause. Ich ringe mit mir, kämpfe gegen die Tränen an, die über meine Wangen rinnen und es mir unmöglich machen, Zlatan anzusehen. Er weiß nicht, was ich dabei empfinde. In meinem Kopf sind wieder die Bilder, der Moment, als ich meinen Vater und Ari fand. „I-ich war doch diejenige, die die beiden fand. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schrecklich das war. Das kann niemand. Überall war Blut, ihre beiden leblosen Körper hingen dort, über und über mit Wunden verschandelt, mit durchgeschnittenen Kehlen. Doch das Schlimmste waren die Augen", ich hole Luft und zwinge mich dazu weiter zu sprechen, egal wie undeutlich es auch klingen, egal wie sehr mein Herz dabei schmerzen würde, „Sie waren leer. Ihre Augen, die sonst von Leben erfüllt gewesen waren, waren leer, kalt und tot. Bereits als ich die Treppe hochrannte, ahnte ich, was ich vorfinden würde. Es konnte gar nicht anders sein – doch als ich Ari neben meinem Vater entdeckte, schrie ich nur noch. Denn damit hatte ich nicht gerechnet. Ich kann dir nicht einmal sagen, wieso ich davon ausgegangen war, dass meine Schwester noch am Leben war, bei all dem Blut im Haus. Es kam mir nicht in den Sinn, ich konnte es mir überhaupt nicht vorstellen. Sie dann zu finden, so verstümmelt, das riss mein Herz entzwei. Ich konnte es einfach nicht fassen, sie war doch meine kleine Schwester gewesen. Der Mensch, für den ich Verantwortung trug. Aber alles, was ich noch für sie tun konnte, war zu ihren Füßen auf den Boden zu sinken und zu weinen." Bedrohlich schnell schlägt mein Herz, ich spüre, wie es mir schwerer fällt zu atmen, mit jedem Wort, mit jedem Bild, mit jeder Erinnerung, die ich mit Ibra teile. Der Schmerz ist grausam. Durchdringend und unaufhaltsam frisst er sich durch meinen Kopf, strömt zu meinem Herzen und nimmt es wieder auseinander, zerlegt es mit messerscharfen Schnitten in kleine Fetzen. Auch meine Seele scheint wieder schwarz wie die Nacht zu werden, als würde sie übergossen mit diesen Erinnerungen, die mich damals beinah um den Verstand brachten. Die mich beinah umbrachten. Ein lautes Schluchzen verlässt meine Kehle, mein Hals wird eng, ich bekomme kaum noch Luft und richte meinen Blick nach oben an die Decke, als gäbe es dort etwas, was mir helfen könnte. „Ich konnte ihr nicht helfen! Es war zu spät!", klage ich heiser, nehme nichts anderes mehr als diesen unsagbaren Schmerz in mir wahr, der mich lähmt, der mich in diesen Augenblick zurückkatapultiert, als ich Ari und Papa dort hängen sah. „Es tut mir leid!" Dass meine Stimme sich zu einem gequälten Schrei erhoben hat, und vermutlich durch das ganze Haus schallt, bekomme ich nicht mit. Ich hänge in diesem Moment fest, der mein Leben innerhalb von Sekundenbruchteilen aus den Angeln hob und alles vernichtete, was mir jemals etwas bedeutet hatte – als ich diese beiden geliebten Menschen verlor.

„Kleines, sieh mich an!", dröhnt Zlatans tiefe Stimme in meinen Ohren, ich wehre mich mit Händen und Füßen gegen den Druck auf meinen Körper, weil ich das Gefühl habe, dass mein Brustkorb immer enger wird und ich gleich ersticke. „Sieh mich an!" Ein heftiger, aber kurzer Schmerz durchdringt meinen Nacken, ich reiße die Augen auf und erkenne endlich wieder etwas anderes vor mir, als nur meine tote Schwester und meinen erhängten Vater. Zlatan. So wie er mich ansieht, ist auch er aufgewühlt. Keuchend schaue ich nach links und rechts, Ares steht vor mir, bellt wie verrückt und Ibra löst allmählich seine Arme von mir. Erschöpft sinke ich gegen die Rückenlehne des Sofas. „Was war das?", frage ich ängstlich, er blickt zu Boden, während Ares nun aufgeregt über meinen Handrücken schleckt, als wolle er mich beruhigen. „Du hattest eine Panikattacke", erklärt Zlatan ernst, ich schlucke. „Was hast du getan?", will ich mit zittriger Stimme wissen, denn es hat sich anders angefühlt als sonst, als ich aus diesem Strudel gerissen wurde. Es war nicht sein regelmäßiger Herzschlag, nicht seine Wärme, die mich zurückholten. „Ich musste dir weh tun, entschuldige", meint er und fährt sich durch die Haare. Erschrocken blinzle ich mehrmals. „Ich hab dir in den Nacken gegriffen, es muss sicher sehr weh getan haben, aber du hast dich überhaupt nicht mehr beruhigt", entschuldigt er sich erneut, ich schüttle nur den Kopf und murmle: „Schon okay."

IBRAKADABRA - Liebe, Stolz & Fußball [Zlatan Ibrahimovic]Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz