Rivalität mit Folgen [Teil 2]

Kapitel 301

Die Aufregung, die die Übergabe der Kapitänsposition und das Outing der zwei Eulen zur Folge hatte, war abgeebbt. Nun saßen die Jungs in gemütlicher Runde auf der bequemen Sitzlandschaft, in unverfängliche Gespräche und Albernheiten vertieft.

Diese ausgelassene Stimmung fand jedoch ein jähes Ende, als Kazuko, Yakus Freundin, ihren Auftritt hatte.

Lev saß seinem Schwarm direkt gegenüber, weshalb es ihm ein leichtes war, das strahlende Lächeln zu sehen, welches ohne ersichtlichen Grund plötzlich auf dessen feinem Antlitz erschien. Er drehte sich um und entdeckte ein Mädchen, welches soeben durch die Terrassentür nach draußen trat. Noch ehe er Morisukes Stimme hörte, wusste er, bei wem es sich um das Mädchen handelte.

„Kazuko!", rief Yaku erfreut. Er winkte seiner Freundin zu, die zielstrebig auf ihn zu ging und sich hinter ihn und die Sitzlandschaft stellte. „Hey."

„Hey", erwiderte Kazuko lächelnd. Zärtlich legte sie ihre Hände auf den Schultern ihres Freundes ab und warf ein strahlendes Lächeln in die Runde.

„Jungs, das ist Kazuko, meine Freundin. Seid nett zu ihr, klar? Ich habe gesagt, ihr wärt alle ehrbare Männer", sagte Morisuke.

„Na, und wie wir das sind!", schrie Yamamoto wie aufs Stichwort.

Während jeder um ihn herum das Mädchen herzlich begrüßte, versank Lev in eisernes Schweigen. Er konnte sich einfach nicht überwinden, der Freundin seines Schwarms Hallo zu sagen. Nachdem er dieses nervenzerreißende Prozedere überstanden hatte ohne ertappt worden zu sein, linste er zu Yaku und Kazuko hinüber, die sich nun wieder einander zuwandten. Mit zusammengepressten Lippen und schmerzendem Herzen musste er dabei zusehen, wie sich Kazuko nach vorne beugte und dabei die Hände über Yakus Brust bis hin zu dessen Bauch gleiten ließ. Mit leiser, verführerischer Stimme flüsterte sie Morisuke etwas ins Ohr, was diesen sanft Schmunzeln ließ. Oh, er hasste dieses Mädchen jetzt schon! In seinem Ärger schwelgend, wohnte er dem offensichtlichen Flirt des Liebespaares bei, bis Kazuko plötzlich zu ihm hinübersah und ihm ein diabolisches Grinsen zuwarf. Ihn durchfuhr es wie einen Blitz. Was hatte dieser Blick zu bedeuten? Vollkommen überfordert und zur Bewegungslosigkeit verdammt, blieb ihm gar keine andere Wahl als mit anzusehen, wie das Mädchen Yakus Brust streichelte, Küsse auf dessen Hals verteilte und neckisch an dessen Ohr knabberte, während sie dabei immer wieder mit diesem fiesen Grinsen zu ihm hinübersah. WAS ZUR HÖLLE HATTE DAS ZU BEDEUTEN?

Wusste Kazuko etwa von seinen Gefühlen für Yaku? Doch woher? Er hatte noch nie jemandem davon erzählt?! Unmöglich, dass sie es wissen konnte! Aber je länger er diesem Schauspiel beiwohnte, desto sicherer wurde er sich, dass Kazuko etwas wusste. Und wenn sie es wusste, wusste es Yaku dann auch? Panik stieg in ihm auf. Er musste hier weg.

„W-W-Wo willst du hin?", fragte Tobio verdutzt, als Lev gleich einer Rakete von seinem Platz aufsprang.

„Beine vertreten", brachte Lev mit aller letzter Kraft heraus. Ohne Kazuko eines Blickes zu würdigen, schlängelte er sich aus der Sitzlandschaft und stürmte in den Garten.

Nachdenklich beobachtete Tobio den Halbrussen auf dessen Weg über den Rasen zum Pool. Inzwischen hatte er Sicherheit erlangt: Irgendetwas belastete den Grauhaarigen sehr. „Tetsu?"

„Hm?"

„Darf ich Lev nachgehen? Ich glaube, etwas stimmt mit ihm nicht."

„Oh?" Tetsurou sah über die Terrasse hinweg zu dem Grauhaarigen, der sich mit dem Rücken zu ihnen an den Pool gesetzt hatte. „Ja, na klar."

„Danke", sagte Tobio. Er drückte Kuroo einen Schmatzer auf die Wange und ging.

„Ist alles in Ordnung?", erkundigte sich Morisuke bei Kuroo.