Kapitel 287

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Tief in Gedanken versunken, trottete Koutarou neben seinem besten Kumpel dem nahegelegenen Stadtpark entgegen. Er war sich sicher, dass Keiji das Gespräch mit Tobio gesucht hatte, um ihm und weiteren nervigen Fragen aus dem Weg zu gehen. So musste er sich jetzt mit der Betrachtung der trotz aller Umstände reizvollen Rückseite seines Freundes abfinden.

War er vorhin wirklich zu weit gegangen? Hatte er tatsächlich überreagiert?

Egal, wie intensiv er darüber auch nachdachte, er fand, die Antwort auf beide Fragen war ‚nein'. Sollte er mit dieser Ansicht falsch liegen, so musste ihm irgendjemand ganz dringend erklären, wie man sich zu verhalten hatte, wenn ein fremder Mann in Anzug und einem großen Strauß roter Rosen vor der Tür stand und der Person, die man liebte und mit der man jahrelang zusammen war, den Hof machte. Choi wollte ihm seinen Keiji ausspannen. Wie hätte er da ruhig bleiben sollen? Und das ausgerechnet jetzt, wo ihre Beziehung mitten in einer Umbruchphase steckte?!

Der letzte Aspekt ließ ihn gedanklich innehalten. Hatte er womöglich doch übertrieben reagiert, weil er insgeheim Angst davor hatte, dass sich Keiji von ihm trennte, weil diesem ihr Vorhaben, ihre Beziehung auf die nächsthöhere Ebene zu bringen, doch zu anstrengend war? Sollte das zutreffen, dann wäre die Schlussfolgerung, die er unweigerlich daraus ziehen musste, die, dass Keiji ihn nicht wirklich liebte.

Er schüttelte heftig den Kopf.

Wenn er eines wusste, dann das: Ihre Liebe war echt. Niemals würde Keiji ihn absichtlich verletzen, indem er sich mit anderen Männern traf, um ihm auf diese Weise unterschwellig mitzuteilen, dass sie in Zukunft getrennte Wege gingen. Auch wenn sich ihre Beziehung gerade an einem kritischen Punkt befand, so etwas würde Keiji ihm nicht antun. Es war einfach undenkbar. Ehe etwas dergleichen geschah, würde die Hölle zufrieren.

Sie würden sich der neuen Herausforderung, die ihnen ganz gewiss viele Nerven kosten und vermutlich auch häufiger für dicke Luft zwischen ihnen sorgen wird, gemeinsam stellen. Keiji war niemand, der bei dem kleinsten Anzeichen von Schwierigkeiten das Handtuch warf – ganz im Gegenteil: Der Schwarzhaarige war unglaublich willensstark und ließ sich von einem gesetzten Ziel nicht abbringen. Außerdem hatte Keiji ihn kürzlich erst zusammengestaucht, dass er nicht schon aufgeben solle, noch ehe sie es überhaupt versucht hatten.

Es stand gänzlich außer Frage, dass Keiji recht hatte. Dennoch machte ihm die neue Situation Angst. Er fürchtete sich davor, dass dieses neue Vorhaben sie voneinander entfernte anstatt näher zusammenzubringen. Zwar wusste er, dass das kein Grund war, um dieses Projekt aufzugeben, denn immerhin konnte ihre Beziehung dadurch immens an Qualität dazugewinnen, aber trotzdem – er konnte den Gedanken, dass etwas schiefläuft und sie im Streit auseinandergingen, einfach nicht vollständig von sich schieben.

Womöglich hatte er mit diesem Wissen im Hinterkopf tatsächlich zu sensibel auf Chois Auftritt reagiert. Auf der anderen Seite fand er jedoch, dass der Beamte sich eigentlich glücklich schätzen musste, dass er ihn nicht mit einem Prügel bis ans Ende der Welt gejagt hatte. Keiji war sein Freund! Niemand baggerte ihn einfach so an und hoffte dann, unbehelligt damit davonzukommen!

Tetsurou beobachtete den Grauhaarigen aus dem Augenwinkel heraus. Es war nicht schwer, sich bildlich vorzustellen, wie sich in Kous Gehirn die Zahnräder drehten. Man konnte förmlich sehen, wie es in Bokuto arbeitete. Für den Moment würde er das Ass in Ruhe lassen, damit dieser die Möglichkeit bekam, seine Gedanken und Gefühle zu ordnen und von selbst auf eine Lösung für sein Problem zu kommen.

Zunächst schien Bokuto an der von Kuroo unwissentlich auferlegten Aufgabe zu scheitern, denn all diese wirren, sich im Kreis drehenden Gedanken brachten seinen Kopf zum Rauchen und seine innere Stimme zum Schreien. Er schloss die Augen, atmete tief ein und hielt die Luft an. Dann, nur wenige Sekunden später, atmete er kräftig aus. So befreite er seinen Geist von dem heillosen Chaos, welches es ihm unmöglich machte, klar zu sehen. All die irreführenden Gedanken wurden beiseitegeschoben, sodass am Ende im Zentrum nur noch eins stand: Die absolute Gewissheit, was er zu tun hatte – er musste sich bei Keiji entschuldigen.

Rivalität mit Folgen [Teil 2]Where stories live. Discover now