Kapitel 300

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„Tobio!", rief Tetsurou seinem Freund nach, der ihre Hände gelöst hatte und nun auf die sich verdächtig benehmende Person zuging. Resigniert verharrte er an Ort und Stelle, ohne den Setter aus den Augen zu lassen.

Unsicher näherte sich Tobio der großen Gestalt, die sein Näherkommen gar nicht bemerkte. „W-Was machst du da?"

„HAAAAARGH!", schrie Lev erschrocken, einen gewaltigen Satz in die Luft machend. „K-Kags!"

Tobio nickte zögerlich mit dem Kopf, als wäre er sich über seine eigene Identität plötzlich nicht mehr ganz sicher. „Was machst du da?", wiederholte er seine Frage.

„Oh, äh, uhm, ich... äh... wollte nicht der Erste sein...", stotterte Lev.

„Tja... also... ähm... w-wenn du mit uns r-reingehst, bist du nicht allein der Erste...", antwortete Tobio ebenso abgehackt.

„J-Ja, o-okay", stimmte Lev zu. In merkwürdiger Stille machten sich die beiden Klassenkameraden auf den Weg zu den drei Drittklässlern, die ihr Näherkommen mit Adleraugen verfolgten.

„Was hast du da getrieben?", verlangte Kuroo zu wissen.

„Ich wollte nicht der Erste sein", antwortete Lev beschämt.

Tetsurou schüttelte mit dem Kopf. „Du kannst froh sein, dass noch niemand die Polizei gerufen hat."

„D-Die Polizei?!", echote Lev entsetzt.

„Man, Lev, du sahst aus, als wärst du n' perverser Spanner!", platzte es unverblümt aus Bokuto heraus.

„WAS?!", rief Lev spitz.

Keiji rollte mit den Augen. „Die beiden übertreiben maßlos", sagte er, um den aufgelösten Grauhaarigen zu beruhigen. „Na, los jetzt, gehen wir rein."

Mit klopfendem Herzen und zittrigen Beinen folgte Lev mit Tobio an seiner Seite den Drittklässlern zur Eingangstür.

„Hey", flüsterte Tobio seinem Klassenkameraden zu.

„Hm?"

„Geht's dir gut? Du siehst ganz blass aus", sagte Tobio leise.

„Oh, j-ja, alles bestens. Habe heute nur zu wenig geschlafen", log Lev, der vor Aufregung, gleich Yakus Zuhause zu betreten, regelrecht verging.

„Huh", kommentierte Tobio diese Antwort verdutzt. Das Läuten der Türklingel unterband das Verfestigen des vagen Gefühls, dass es nicht der Schlafmangel war, der Lev zu schaffen machte, sondern etwas anderes.

„Das ist 'n verdammt großes Haus." Neugierig ließ Bokuto seine Augen über die in einem hellen Ocker gestrichene Fassade wandern, um deren Maße zu erfassen – was gar nicht so leicht war, wenn man bedachte, dass er gerade mal einen Meter von der Tür entfernt stand.

Keiji biss sich auf die Zunge. Er mochte es so gar nicht, wenn man Wörter auf wenige Buchstaben reduzierte. Es hieß ‚ein Haus' und nicht ‚'n Haus'.

„E-Ein Haus..., meinte ich...", korrigierte sich Bokuto flüsternd. Ängstlich sah er aus dem Augenwinkel zu Keiji, dessen Mundwinkel sich minimal nach oben zogen. Puh, dachte er bei sich, da hatte er gerade nochmal die Kurve gekriegt.

Von den Befindlichkeiten des Fukurodani-Setters und den Bemühungen des Fukurodani-Asses, auf eben jene Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen, bekam Lev rein gar nichts mit. Mit rasendem Herzen starrte er auf die Tür – bis diese sich öffnete, dann erlitt er einen Herzstillstand. In der Tür erschien Yaku mit seinem umwerfenden Lächeln und begrüßte sie mit warmen Worten, bat sie höflich herein.

„H-Hey! Atmen!", rief Tobio, dem Mittelblocker einen Klapps auf den Rücken gebend, sodass dieser daraufhin gierig nach Luft schnappte.

„D-Danke", stammelte Lev. Er nutzte den Schwung von Kageyamas Schubser und folgte Kou und Keiji ins Innere.

Rivalität mit Folgen [Teil 2]Where stories live. Discover now