Kapitel 288

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Tobios wohl geformtes Hinterteil presste sich in den weichen Strandsand, den man für das Volleyballfeld im Tokioter Stadtpark extra herangeschafft hatte. Seine Beine waren angewinkelt und mit dem Finger malte er wahllos Figuren in den Boden, während er Keiji, Lev und Hideyoshi dabei beobachtete, wie sie Angaben, Angriffe und – sehr zu Levs Freude – Annahmen übten. Mit verbissener Konzentration warf Hideyoshi den Ball in die Luft und schlug diesen so, wie er es ihm gezeigt hatte – sie hatten mit dem Üben normaler Aufschläge begonnen –, auf die andere Seite des Netzes, wo Lev stand, der den Ball mit einer Berührung direkt wieder hinüber zu Akaashi und dem Erstklässler beförderte. Hideyoshi nahm den Ball an, spielte diesen zu dem Setter, der dem lernbegierigen Jungen wiederum eine perfekte Vorlage für einen Angriffsschlag machte. Baggernd nahm Lev den Ball an und fing ihn dann auf, um diesen Hideyoshi zuzuwerfen, damit die Prozedur von vorne beginnen konnte.

Er verfluchte sein verstauchtes Handgelenk. So gerne hätte er sich an dem Spiel beteiligt. Es gab jedoch jemanden, der kerngesund war, es aber dennoch vorzog, neben ihm zu sitzen. „Hinata, du musst nicht hier bei mir hocken."

„J-Ja, i-ich weiß", stammelte der Orangehaarige.

Musternd schielte Tobio zu seinem ehemaligen Partner. „Was ist los?"

Hinata nahm all seinen Mut zusammen. „Ich wollte mich noch einmal bei dir entschuldigen."

Tobios Augenbrauen hüpften überrascht in die Höhe. „Weswegen?"

„Wenn ich damals gewusst hätte, dass du am ganzen Körper Schnittwunden hattest, dann wäre ich niemals so auf dich losgegangen. Ich wollte nicht noch alles schlimmer machen."

„Das weiß ich, Hinata. Und dafür hast du dich auch schon entschuldigt."

„Ja, aber irgendwie war es mir ein dringendes Bedürfnis, mich noch einmal bei dir zu entschuldigen und dich um Verzeihung zu bitten."

Tobio grinste schief. „Ich verzeihe dir – deine miserablen Angaben allerdings nicht."

„H-Heyyyy!", rief Hinata empört, wurde in der Sekunde darauf aber wieder ganz still. Unsicher deutete er auf die Pflaster an dem Hals, den Armen und dem Bein des Setters. „Sind die Wunden immer noch nicht verheilt?"

„Oh, doch, doch. Die Pflaster trage ich nur noch, wenn wir rausgehen. Tetsu meint, es wäre sicherer, um Verschmutzungen oder Kontaktverletzungen zu vermeiden. Zuhause trage ich keine Verbände mehr", erklärte Tobio und Hinata schien damit zufrieden zu sein. Schweigen fiel über die zwei Jungs, die sich nun ganz dem Training der Volleyballer widmeten. Zumindest dachte er das.

„Kageyama?"

„Hm?"

„Wenn die Gerichtsverhandlung vorbei ist und deine Eltern verurteilt worden sind, kommst du dann zurück nach Miyagi?", fragte Shoyo zaghaft.

Durch Tobio ging ein Ruck. „Ich... Darüber habe ich noch nicht nachgedacht."

„Aber möchtest du denn zurückkommen?", hakte Hinata hoffnungsvoll nach.

Diese Frage hatte Tobio bislang erfolgreich verdrängen können. Sein einziges Augenmerk lag momentan auf der Verurteilung seiner Eltern. Er hatte zu sehr Angst davor, dass irgendetwas schiefging, als das er sich Gedanken machen wollte über die Dinge, die danach kamen. „Um ehrlich zu sein, habe ich darüber noch nicht nachgedacht."

„Ich könnte verstehen, wenn du hier in Tokio bei Kuroo bleiben willst", sagte Hinata, „aber weißt du: Wir vermissen dich."

Überrascht sah Tobio zu dem kleinen Mittelblocker. Vermisst? Er wurde von seinem Team an der Karasuno vermisst? „Ich—"

Rivalität mit Folgen [Teil 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt