Kapitel 211

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„Ihr Süßen, endlich! Kommt, lasst euch drücken!", rief Atsuka, glücklich darüber, dass ihre beiden Lieblinge wieder Zuhause waren – dort, wo sie hingehörten. Zuerst nahm sie Tobio fest, doch ebenso vorsichtig in ihre Arme, dann begrüßte sie ihren Enkel ebenfalls mit einer innigen Umarmung. „Wie geht es dir, Tobio?", fragte sie besorgt und sah dem Jungen eindringlich in die Augen.

„Ich bin ununterbrochen müde", antwortete Tobio mit einem dünnen Lächeln, „aber Schmerzen habe ich kaum welche. Nur, wenn ich eine unüberlegte Bewegung mache."

„Dann lässt du dich heute am besten von Tetsu bedienen", schlug Takumi mit einem verschmitzten Lächeln vor.

Oh ja, und wie ich mich heute von Tetsu bedienen lasse, schoss es Tobio durch den Kopf. Doch seine Intention war eine andere als die von Takumi. „Das werde ich", antwortete er grinsend, vorfreudig den Dingen entgegenblickend, die da noch kommen mögen. Tetsurou hatte angedeutet, dass er heute nicht mit ihm schlafen würde. Sollte er das ernst gemeint haben, so würde er den Kapitän eben zum Sex verführen müssen. Sollte sich Tetsurou lediglich einen Spaß erlaubt haben – nun, dann war seine ganze Sorge umsonst gewesen.

„Möchtet ihr etwas essen?", fragte Atsuka.

„Ich sehr gerne. Das Krankenhausessen war okay, aber viel zu wenig", berichtete Tetsurou von den dürftigen Mahlzeiten. „Wie sieht es mit dir aus, Tobio? Hast du Hunger?"

„Ein bisschen würde ich auch etwas essen", stimmte der Setter nickend zu.

„Sehr schön. Dann geht ruhig schon nach oben, ich bringe euch das Essen ins Zimmer", sagte Atsuka und scheuchte die beiden Jungs mit einer wedelnden Handbewegung fort.

„Danke, Oma, du bist die beste!" Tetsurou beugte sich vor und gab seiner Großmutter einen Schmatzer auf die Wange. Dann legte er eine Hand auf Tobios Rücken und dirigierte ihn sanft zur Treppe. „Mach vorsichtig, ja?", bat er, als sie vor der ersten Stufe standen.

„Ja", antwortete Tobio knapp und langte nach dem Handlauf, von welchem er sich Unterstützung beim Erklimmen der Treppe erhoffte. Die Schnittwunde prickelte unangenehm, während er die Stufen hinaufstieg. Vermutlich waren es auch die zahlreichen Hämatome an seinem Bauch, die das Treppe steigen zusätzlich erschwerten. Aber, tapfer wie er war, erreichte er nach kurzer Zeit die zweite Etage. Er atmete erleichtert aus und verharrte einen Moment an Ort und Stelle, bis die Wellen des Schmerzes abgeebbt waren.

Tetsurou wartete geduldig, bis der Junge sich erholt hatte. Mit Bange dachte er an die zahlreichen Treppen, die in der Schule auf Tobio warteten. Vielleicht sollten sie ihre Pausen auf dem Dach verbringen, welches zu erreichen sie deutlich weniger Stufen bezwingen mussten, als wenn sie auf den Schulhof hinunter gingen. Langsam folgte er dem Jungen, der sich wieder in Bewegung gesetzt hatte. Er öffnete die Tür zu seinem Zimmer und ließ Tobio eintreten. „Leg dich ins Bett, okay? Ich pack schnell die Tasche aus."

„Ja, in Ordnung", sagte Tobio zustimmend und entledigte sich seiner Hose. Auch die Strickjacke zog er aus. Wie magisch von dem Bett angezogen, konnte er es kaum erwarten, sich endlich darin zu verkriechen. Voller Vorfreude schlug er die Decke zurück und krabbelte hinein. Er erschauderte leicht, als die kalte Bettwäsche seine warme Haut umhüllte, und Gänsehaut überzog seinen Körper. Tetsu. Er brauchte Tetsus Wärme ausstrahlenden Körper, um sich gänzlich wohl zu fühlen. Mit hüpfendem Herzen beobachtete er, wie der Kapitän das Zimmer betrat, die nun leere Tasche in der Ecke verstaute und zu ihm ans Bett trat.

„Komm, setz dich auf. Im Liegen isst es sich nicht so gut", sagte Tetsu mit einem neckischen Augenzwinkern und half Tobio dabei, sich aufzurichten. Wie aufs Stichwort kam Atsuka mit dem Essen herein.

„Habt ihr es euch bequem gemacht?", fragte sie und stellte das Tablett vorsichtig auf Tobios Schoß ab.

„Haben wir", sagte Tobio glücklich. Tetsu musste nur noch zu ihm unter die Bettdecke schlüpfen, dann würde der Moment rundum perfekt sein.

Rivalität mit Folgen [Teil 2]Where stories live. Discover now