Teil 367

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Sofy

Früh am nächsten Morgen, ging es für uns nach Köln. Die Zwillinge verbrachten das Wochenende bei Angela und waren darüber sogar ziemlich glücklich. Die genossen die Zeit bei ihrer Oma inzwischen auch immer sehr. Immerhin fiel es mir dadurch immer leichter, sie bei ihr zu lassen. Bereits wenige Minuten, nachdem wir losgefahren waren, hatte ich meinen Laptop auf dem Schoß. Ich wollte mir einfach schon einmal einen Überblick über die ganzen Anfragen machen. Und das waren tatsächlich einige. „So Zeug wie Promiflash oder Bild und so kannst du gleich löschen. Das mach ich nicht", meinte Wincent irgendwann, dem natürlich nicht entgangen war, dass ich mich bereits in die Arbeit vertieft hatte. „Na immerhin fallen damit schon mal 50% mindestens weg", erwiderte ich schmunzelnd, „So Radiosender sind tendenziell in Ordnung?" „Normalerweise ja. Kommt immer drauf an, wie seriös die Anfrage klingt. Bei Fernsehleuten das gleiche. Aber eigentlich kann man das auf alle Anfragen so beziehen. Pauschal ausschließen würde ich jetzt kein Format. Außer halt gewisse Magazine, die lehne ich grundsätzlich ab. Und wenn mir die Fragen nicht passen, dann auch. Einige driften zu sehr auf die private Schiene ab, die sind auch direkt raus", erklärte er mir, „Wir können das im Hotel gern zusammen durchgehen." „Ach wenn ich das so überfliege, bleiben eh nicht viele übrig. Hier sind doch sehr viele, die die private Schiene betreten. Und ganz ehrlich? Teilweise will nicht mal ich, dass du diese Fragen beantwortest." „Wieso? Wollen die wissen, wie es bei uns im Bett läuft?", fragte er lachend, aber das Lachen verging ihm, als er feststellte, dass ich nicht lachte, „Nicht dein Ernst? Solche Fragen sind dabei?" „Unter anderem", erwiderte ich nur knapp und setzte eine ganze Reihe Anfragen auf die ‚Ablehnen'-Liste. „Wow. Das ist wirklich ziemlich dreist. Aber leider gibt es doch einige, die nicht wirklich wissen, wo die Grenzen sind", erwiderte er seufzend, „Immer wieder erstaunlich, dass sie es trotzdem jedes Mal aufs Neue versuchen." „Willst du mir damit sagen, dass du diese Anfragen schon häufiger bekommen hast?", fragte ich sichtlich schockiert. „Schon. Aber für mich war immer direkt klar, dass ich sie ablehne. Hab mich auch nie sonderlich viel damit beschäftigt. Irgendwann hat Amelie das alles gemacht und die wusste auch gleich, dass sie sowas direkt ablehnt. Deshalb kam das nie weiter zur Sprache", erwiderte er schulterzuckend, „Sowas darf man gar nicht so viel Aufmerksamkeit schenken. Einfach immer wieder ablehnen und fertig. Irgendwann kapieren sie es vielleicht. Und ansonsten verschwende ich da keine weitere Energie für." „Hm. Klingt plausibel", stimmte ich ihm zu und widmete mich wieder den Anfragen.
Irgendwann packte ich den Laptop wieder ein. So auf Dauer klappte das Arbeiten während einer Autofahrt dann doch nicht. Irgendwann wurde mir nämlich ziemlich schlecht. „Alles gut?", wollte Wincent auch gleich wissen. „Ja. Nur ein bisschen schlecht vom vielen Lesen. Hatte ich ja schon immer, wobei es schon besser ist. Den Rest machen wir dann im Hotel", antwortete ich ihm ehrlich, weil ich ihm ohnehin nichts vormachen konnte. „Okay. Wir müssten auch bald da sein. Vielleicht sollten wir dann auch erstmal eine Kleinigkeit essen." „Hm. Du kannst dir ja die restlichen Anfragen durchlesen und ich geh los und hol uns was bei einem Bäcker oder so. Je eher wir das nämlich fertig haben, desto früher können wir uns den Meet&Greets widmen und sind damit auch früher fertig. Wann kommt Marco morgen in Köln an?" „Erst abends. Also hätten wir den Tag nur für uns. Und ehrlich gesagt hätte ich nichts dagegen, wenn wir den nicht mit arbeiten verbringen würden", gab er seufzend zu. „Noch ein Grund mehr, heute möglichst fertig zu werden", entgegnete ich schmunzelnd, „Dann können wir uns morgen die Stadt ansehen." „Was immer du willst", meinte er nur lächelnd und fuhr endlich in das Parkhaus des Hotels. Endlich waren wir da. Und während Wincent schon eincheckte, suchte ich einen Bäcker in der Nähe, um uns eine Kleinigkeit zu essen zu holen. Abends konnten wir sicher essen gehen oder so. Auf dem Rückweg zum Hotel wurde ich von zwei Teenagermädchen angesprochen. „Du bist doch Sofy, oder? Die Frau von Wincent", meinte die eine. „Äh. Ja? Wincent ist gerade nicht hier, wenn ihr ihn sucht", erwiderte ich etwas verwirrt. „Bist du heute mit im Studio?", fragte die andere stattdessen recht unfreundlich. „Schon, ja. Wieso?", meine Verwirrung nahm nicht wirklich ab. „Ganz schön komisch, wie du dich inzwischen doch immer mehr reindrängst. Hast wohl Angst, er lernt wen Besseres kennen, was?", zickte eine der Beiden los. „Wo dräng ich mich rein?", fragte ich. „Erst bei der Aktion im Dezember, jetzt mit ins Studio. Ich dachte, du willst nicht an die Öffentlichkeit. Dafür tauchst du aber inzwischen doch sehr viel in seinen Storys auf. Bist wohl doch nur auf Aufmerksamkeit aus!" „Mit Sicherheit nicht. Ich begleite Wincent, weil er sich das gewünscht hat", stellte ich ruhig klar, „Denkt, was ihr wollt. Ist mir inzwischen echt egal, ich kann es euch ja sowieso nicht recht machen. Aber denkt vielleicht einfach mal an Wincent, den ziehen solche Aktionen hier nämlich auch ziemlich runter." „Blöde Zicke. Als ob es dir wirklich um Wincent geht. Wohl eher um sein ganzes Geld", zischte die Eine noch, aber ich ging einfach weiter. Es war besser so, wenn ich einfach ging, anstatt mir deren dummes Gelaber noch weiter anzuhören. Es brachte ja nichts. Stattdessen versuchte ich mir klarzumachen, dass es so viele gab, die nicht so waren wie die Zwei. In solchen Momenten oft aber leider nur ein schwacher Trost. Denn natürlich ließ mich das nicht kalt. Und es verletzte mich sehr, immer wieder die Unterstellung hören zu müssen, ich wollte nur Wincents Geld. Aber das konnte und wollte ich diesen Beiden gerade wirklich nicht zeigen. Und ich war mir auch nicht sicher, ob ich Wincent davon erzählen sollte. Ich wusste doch, wie sehr sowas auch ihn verletzte und das wollte ich aktuell nicht auch noch.

Vielleicht irgendwann (2)Where stories live. Discover now