Teil 339

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Wincent

„Ich gebe kein Interview. Möchte das einfach erstmal alles mit Sofy besprechen. Außerdem gebe ich keine Interviews zu privaten Themen. Daran wird sich auch nichts ändern", stellte ich also klar, „Und wenn ich sie alle persönlich absage!" „Nein. Ich mach das schon. Konnte mir die Antwort ja auch schon denken, aber ich muss es ja trotzdem einmal absprechen. Wie geht es Sofy?" „Na ja. Sie sagt besser, aber wenn du mich fragst, ist sie noch genauso benommen wie gestern. Und extrem wacklig auf den Beinen ist sie eben auch", murmelte ich seufzend, „Der Arzt sagt auch, dass sie sich ausruhen muss und alles langsam angehen soll. Na ja und sie muss essen. Darum kümmer ich mich dann als nächstes. Zumindest ein bisschen sollte sie langsam mal zu sich nehmen." „Okay. Soll ich mal gucken, dass ich einen Post fertig mache bezüglich dieser Hassnachrichten? Das können wir definitiv nicht so stehenlassen. Und man kann es erstmal ganz allgemein formulieren", schlug Amelie vor und ich nickte nur dankbar. Ich vergewisserte mich, dass die Kinder spielten, ehe ich in die Küche ging und für Sofy ein bisschen Obst schnitt. Wenn mir das jemand vor Jahren erzählt hätte, hätte ich diesen Jemand wohl ausgelacht. Aber für Sofy ...
Ich nahm den Teller, ein Glas Wasser und ging wieder nach oben. Mein Timing war wohl ziemlich gut, denn Sofy war tatsächlich wieder wach. „Hey. Bist ja schon wieder wach. Hab dir eine Kleinigkeit zu essen gemacht", ich stellte den Teller neben ihr aufs Bett und setzte mich dann zu ihr. Das Glas Wasser stellte ich auf den Nachtschrank. „Danke", murmelte sie, „Ich weiß nur nicht, ob ich was runterbekomme ..." „Wenigstens ein bisschen, okay? Damit sich dein Kreislauf erholt. Hat der Arzt auch gesagt. Also fangen wir mit ein bisschen Obst an. Brauchst du sonst noch irgendwas?" „Sind die Kinder unten? Geht es ihnen gut?" „Ja", versicherte ich ihr, „Sie sind mit Amelie im Wohnzimmer und spielen. Alles ist gut mit den Beiden. Ruh dich aus, okay? Um die Zwillinge musst du dir keine Gedanken machen." „Und wenn mir langweilig wird? Nur rumliegen ist auch nicht das Wahre", murmelte sie, womit sie mich zum Schmunzeln brachte. „Dann machst du dir eine Serie oder einen Film an. Aber es wird sich ausgeruht!", meinte ich also schmunzelnd, „Und vergiss dein Obst nicht." Sie seufzte zwar, nickte dann aber, weshalb ich sie beruhigt allein lassen konnte. Ich würde nachher wieder nach ihr sehen. Aber sie brauchte Ruhe. Und die hatte sie wohl nicht, wenn ich bei ihr blieb.
Amelie blieb bis zum Abend und wir überlegten fieberhaft, wie sie den Post formulieren konnte. Aber so wirklich kamen wir nicht voran. Vermutlich war das meine Schuld. Ich hing mit meinen Gedanken einfach viel zu sehr bei Sofy, sodass ich mich einfach nicht konzentrieren konnte. „Okay. Das ist jetzt absolut sinnfrei, wenn wir hier weitermachen. Wir gucken morgen weiter. Es ist schon spät. Du hast auch noch einiges an Schlaf nachzuholen", meinte Amelie irgendwann. „Hm. Tut mir leid Amelie ... Ich kann mich einfach nicht konzentrieren ..." „Ist schon okay. Ich kann es doch verstehen", sie lächelte mich aufmunternd an, „Ich komm morgen wieder vorbei. Pass gut auf, dass Sofy sich wirklich ausruht!" „Klar. Mach ich. Denke, ich schlafe trotzdem besser im Gästezimmer. Möchte sie nicht überfordern", murmelte ich, „Aber ich schau noch mal kurz hoch und zieh mich um." „Mach das. Dann schlaf gut. Wir sehen uns morgen. Da sieht die Welt dann auch schon wieder ganz anders aus", sie nahm mich lächelnd in den Arm und machte sich dann auf den Heimweg. Ich ging also meinem Plan nach und schaute noch mal nach oben. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich feststellte, dass sie den Obstteller tatsächlich geschafft hatte. Na immerhin etwas. Ich nahm den Teller vom Bett, den konnte ich ja dann auch gleich mit nach unten nehmen. Leider wurde Sofy davon wach, sie hatte nämlich eigentlich schon wieder geschlafen. „Hmm", brummte sie verschlafen. „Alles gut", flüsterte ich also, „Schlaf einfach weiter. Ich schlafe unten ..." Sie drehte sich wieder um und schlief weiter.
Ich zog mich schnell um, nahm den Teller und ging nach unten. Ganz eventuell hatte ich ja kurz gehofft, dass sie wollte, dass ich bei ihr blieb ... Aber das wäre wohl zu viel gewesen. Und ich konnte auch verstehen, wenn sie mich nicht bei sich haben wollte. Ich stellte den Teller in die Küche und versuchte es mir dann im Gästezimmer gemütlich zu machen. Das klappte aber eher nicht so gut. Mir war nicht klar, wie lang ich da einfach nur wach lag und an die Decke starrte. Es war ein komisches Gefühl, im eigenen Haus im Gästezimmer zu schlafen. Aber es war wohl besser so. Ich war gerade ein wenig weggedämmert, als mich ein Geräusch wieder kerzengerade im Bett sitzen ließ. Was war das?
Ich beschloss, nachzusehen, weshalb ich mich aus dem Bett schälte und in die Küche schlurfte. Immerhin kein Einbrecher. Dennoch war ich überrascht, Sofy in der Küche zu sehen. „Was machst du hier? Du gehörst ins Bett?", murmelte ich. „Wollte nur was trinken", nuschelte sie. Sie hielt ein Glas Wasser in der Hand, aber ihre Hand zitterte. „Ich bring dir das Glas hoch. Ist dir kalt?", ich nahm ihr das Glas ab und erstaunlicherweise wehrte sie sich nicht mal. Das war wohl eines der deutlichsten Zeichen dafür, dass es ihr nicht gut ging. Ansonsten hätte sie mir längst eine Predigt gehalten, dass sie das allein konnte. Ich folgte ihr wieder nach oben, wo sie sich noch immer zitternd wieder ins Bett legte. „Du frierst doch", murmelte ich ein wenig besorgt und strich ihr über die Wange. „Nein. Nur der Kreislauf", murmelte sie, „Wirklich." „Okay. Schlaf weiter, okay? Dann wird es wieder besser." Ich wollte schon wieder gehen, als sie plötzlich meine Hand festhielt. „Kannst du bitte bei mir bleiben?"

Vielleicht irgendwann (2)Kde žijí příběhy. Začni objevovat