Teil 207

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Wincent

Ich musste zugeben, dass ich die Planung der Hochzeit doch irgendwie unterschätzt hatte. Mir war nie bewusst gewesen, was man alles beachten musste. Da war ich doch froh, dass Sofy die absolute Ahnung davon hatte und ganz genau wusste, worauf es ankam. Allerdings hatte ich manchmal das Gefühl, dass ihr ihr Perfektionismus im Weg stand. Da musste ich eindeutig darauf achten, dass ich sie auch mal ein wenig bremste, damit sie sich nicht wieder übernahm. Es tat aber irgendwie auch gut, dass sie sich so darauf konzentrieren konnte. Dadurch, dass sie nun fast täglich Kontakt mit ihrer richtigen Familie hatte, wirkte sie endlich wieder etwas glücklicher. Verständlich, denn selbst ich hatte so am Rande gemerkt, dass sie alle viel mehr Ähnlichkeiten mit Sofy hatten. In so ziemlich allem. Und wenn ihre Geschwister Ferien hatten, wollten sie für ein paar Tage zu Besuch kommen, worauf sie sich natürlich auch riesig freute.

Kaum waren wir zu Hause, setzte sich Sofy auch gleich an ihren Laptop, um über die Hotels zu recherchieren, deren Namen sie sich aufgeschrieben hatte. Da mir klar war, dass ihr das eh keine Ruhe lassen würde, sagte ich nichts und sorgte stattdessen dafür, dass die Kinder ins Bett kamen. Elina war bereits nach der halben Strecke eingeschlafen und auch Niilo war irgendwann ebenfalls eingeschlafen. Es war wirklich unfassbar, wie groß die Beiden schon waren. Gefühlt war ich doch gerade erst ins Krankenhaus gehetzt. Und nun waren sie schon 9 Monate alt. Das ging alles irgendwie viel zu schnell.
Als ich wieder nach unten kam, war Sofy vollkommen in ihrem Laptop vertieft, sodass mir klar war, dass ich sie jetzt lieber nicht ansprach. Also setzte ich mich auf die Couch und stöberte ein wenig durch die Instawelt. Bis ich auf ein Foto stieß, was ich nicht so cool fand. „Nicht euer Ernst, Leute“, murmelte ich genervt. „Hm?“, kam es verwirrt von Sofy, „Was ist nicht mein Ernst?“ „Nein. Ich hab gesagt, euer Ernst …“, antwortete ich ihr seufzend. „Was ist denn?“, fragte sie und löste sich damit vom Laptop. „Das ist“, entgegnete ich und zeigte ihr einfach das Foto. Irgendein Fan hatte und wohl vorhin entdeckt und erstmal ein Foto gemacht. Und dieses Mal konnte man Sofy ziemlich gut erkennen. „Kann man die Kinder erkennen?“, war ihre erste Frage, während sie mir mein Handy aus der Hand nahm und es selbst überprüfte. „Ich glaube nicht … Aber dich.“ Seufzend blickte sie mich an: „Ich weiß, ich hab immer gesagt, dass ich das nicht will. Aber sind wir mal ehrlich … Es war doch abzusehen, dass irgendwann solche Fotos auftauchen, oder? Ich werde damit leben können. Aber wehe die wagen es, irgendwann ein Foto meiner Babys zu machen. Dann lernen die mich richtig kennen!“ „Du hast ja recht. Aber mir geht es einfach nicht in den Kopf, dass Menschen keinerlei Respekt vor Privatsphäre haben“, murmelte ich seufzend. „Ich glaube, dass wir das nie verstehen werden. Solange unsere Kinder nicht zu sehen sind, werde ich damit leben können“, versicherte sie mir, „und weißt du, was ich jetzt mache?“ „Nur, wenn du es mir verrätst“, entgegnete ich schmunzelnd. „Ich telefoniere jetzt ein bisschen, damit wir uns ein paar Locations ansehen können.“ „Und danach machst du Pause? Dann ist nämlich mal gut!“ „Mal sehen“, entgegnete sie nur schulterzuckend und zückte auch gleich ihr Handy. Also manchmal machte mich diese Frau echt wahnsinnig. Denn kaum hatte sie alles abtelefoniert, vertiefte sie sich auch gleich wieder in ihren Laptop. „Hallo? Was machst du denn jetzt noch?“, wollte ich also seufzend wissen. „Na ja. Wir müssen gucken, was wir wegen des Essens machen, die Torte, die Einladungen, …“, begann sie aufzuzählen. „Ja, aber nicht heute“, sagte ich ernst und zog sie einfach vom Laptop weg in meine Arme. „Aber …“ „Kein Aber. Ich hätte schon gern noch was von dir vor der Hochzeit. Wir haben doch noch ein wenig Zeit, das muss nicht alles sofort fertig geplant sein“, blieb ich standhaft und hielt sie einfach fest in meinem Arm, „Für heute sind wir fertig und können vielleicht mal wieder die Zeit genießen, die wir mal wieder nur für uns haben.“ „Hmm“, brummte sie und ließ es endlich zu, „Na schön. Hast gewonnen. Das hatten wir wirklich lange nicht mehr.“ „Absolut. Viel zu lang“, nuschelte ich und zog sie noch näher, um auch die letzten Centimeter, die uns trennten, zu schließen und sie zu küssen.

Vielleicht irgendwann (2)Where stories live. Discover now