Teil 235

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Wincent

Ich schlief in dieser Nacht nicht eine Stunde. Stattdessen tigerte ich die ganze Zeit über nervös durchs Wohnzimmer. Ich hätte einfach sofort hinfahren sollen. Wieso hatte ich mich von Marco nur überreden lassen, bis zum nächsten Morgen zu warten. Verdammt noch mal. Ich war einfach der größte Idiot überhaupt. „Boar Wincent. Hast du mal auf die Uhr geschaut?“, kam es irgendwann genervt von Marco, der plötzlich im Wohnzimmer stand, „Es ist gerade mal sechs Uhr in der Früh. Geh schlafen, verdammt.“ „Sicher nicht. Ich mach mich jetzt auf den Weg. Ich hätte gleich gestern Abend fahren sollen!“ „Gib mir wenigstens zehn Minuten. Dann komm ich mit … kann nicht schaden“, murmelte er seufzend, ehe er im Bad verschwand. Ungeduldig wartete ich also, bis er endlich fertig war und wir endlich losfahren konnten. Logischerweise fuhren wir mit zwei Autos.
Bei Melina angekommen war mir die Uhrzeit egal, ich sprang aus meinem Auto und klingelte direkt drei Mal hintereinander. „Wincent, komm runter. Es ist früh. Du machst dir sicher keine Freunde“, merkte Marco seufzend an. „Mir doch egal!“, entfuhr es mir, ehe ich noch einmal die Klingel betätigt. Endlich öffnete Melina die Tür. „Spinnst du eigentlich, du Idiot?“, giftete sie gleich los, „Was willst du hier?“ „Ich will zu Sofy. Ich will wissen, ob es ihr und den Kindern gut geht.“ „Du kannst froh sein, dass ich dir noch keine gewischt habe du Vollidiot“, fauchte sie mich an. Im Hintergrund erspähte ich Flo, der sich langsam näherte. „Melina. Du kannst Wincent nachher noch genug anzicken“, begann er und ich war mir nicht sicher, ob das die schlauste Herangehensweise war, „Aber jetzt sollten wir uns erstmal überlegen, wo Sofy und die Zwillinge sind.“ „Was?“, entfuhr es Melina und mir gleichzeitig. „Na ja. Die Wohnung ist jetzt nicht so groß, ihre Sachen sind weg“, merkte Flo an, „Ihr könnt euch später ja echt weiterstreiten. Aber vielleicht sollten wir uns jetzt darum kümmern, sie zu finden. Ihr Zwei kennt sie am besten. Denkt mal nach, wo sie sein könnte.“ „Ich weiß es!“, sagte ich nur, machte auf dem Absatz kehrt und marschierte schon los, Marco folgte mir. „Wie du weißt es? Was macht dich so sicher?“ „Ich kenne sie einfach. Schon vergessen, dass wir verheiratet sind?“ „Das hat trotzdem nichts zu heißen …“ „Ey ich hab verstanden, dass ich ein Idiot bin, okay? Aber ich kenne sie und ich weiß ganz genau, wo sie ist und da werde ich jetzt hingehen.“ „Schon mal drüber nachgedacht, dass sie dich vielleicht nicht direkt als erstes sehen will?“, warf mein bester Freund aber direkt als nächstes ein, während er sich bemühte meinem Tempo zu folgen. „Das spielt doch gerade absolut keine Rolle Marco!“, fuhr ich ihn genervt an. „Ich mein ja nur. Vielleicht sollte ich erstmal mit ihr reden. Dann besteht die Chance, dass wir das Ganze deeskalieren. Ich bin außenstehend. Ihr müsst so oder so miteinander reden, das ist ganz klar. Aber ich glaube, dass sie mir erstmal mehr zuhören würde als dir.“ „Mach halt“, prustete ich nur, wollte aber eigentlich grad gar nicht zugeben, dass er sehr wahrscheinlich recht hatte, „Aber ich darf mich schon vergewissern, dass es ihr und den Kindern gut geht …“ „Ich halte dich sicher nicht davon ab. Am besten schnappst du dir Niilo und Elina und gehst mit den Beiden nach Hause. Und dann komme ich mit Sofy nach“, schlug er vor, während er sich umsah, „Bist du dir wirklich sicher, wo sie ist?“ „Ja Marco. Bin ich!“, wiederholte ich mich, während wir uns immer mehr der kleinen Bucht näherten. Und ich sollte recht behalten.

Vielleicht irgendwann (2)Onde histórias criam vida. Descubra agora