Teil 326

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Wincent

Nach zwei Tagen im Studio, trat ich doch die Heimreise an. Ich hatte tatsächlich überlegt, einfach gleich in München zu bleiben, denn in zwei Tagen wollte wir ja schon weiterarbeiten. Und leider waren wir auch nicht wirklich gut vorangekommen. Ich war viel zu unkonzentriert. Auch das war ein Grund, weshalb Kevin mich nach Hause schickte. „Alter. Fahr nach Hause. Und rede mit Sofy. Sonst kommen wir hier nie voran. Das erträgt ja hier keiner!" Ich gab es irgendwann auf, ihm zu widersprechen. Denn irgendwo fehlte sie mir ja auch. Und Niilo und Elina vermisste ich auch so wahnsinnig.
Und irgendwo gewann ich auf der Heimfahrt auch die Hoffnung, dass uns der Abstand einfach gut getan hatte und wir uns wirklich ganz schnell aussprechen konnten. Leider starb diese Hoffnung sofort, als ich das Wohnzimmer betrat. Also hatte ich doch recht gehabt. Und wie innig die Beiden schon aussah. „Was ist das hier?", presste ich nur mühsam hervor. „Oh hallo Wincent", Alex grinste mich breit an und ehrlich gesagt hätte ich ihm am liebsten eine verpasst. „Verschwinde! Sieh zu, dass du mein Haus und mein Grundstück verlässt. Oder ich vergesse mich!", fuhr ich ihn stattdessen an, „Verschwinde hier!" „Ach Wincent. Wieso denn gleich so auf 180?", das Grinsen in seinem Gesicht wurde immer provokanter. „Wincent bitte", Sofy war aufgestanden und wollte meine Hand nehmen, aber die zog ich direkt weg. „Lass mich! Der soll hier verschwinden. Und ich will den hier nie wieder sehen!" Immerhin erhob er sich und machte sich wohl endlich daran zu gehen. „Na ja. Wir sehen uns nachher Sofy, ich freu mich", sagte er noch und drückte Sofy einen Kuss auf die Wange, ehe er aus der Tür verschwand. „Wincent ...", Sofy versuchte wieder nach meiner Hand zu greifen, aber das konnte sich vergessen. „Nein. Lass mich einfach!", zischte ich und schnappte meine Tasche. „Lass es mich doch bitte erklären", flehte sie mich regelrecht an. „Da gibt es nichts zu erklären, Sofy! Das Thema ist durch", erwiderte ich nur kühl, „Ich hab gesehen, was hier los ist. Das reicht mir!" „Man Wincent. Hör mir doch einfach mal zu!", schluchzte sie und folgte mir zur Tür. „NEIN VERDAMMT", schrie ich nun und musste inzwischen selbst gegen die Tränen ankämpfen, „Lass mich einfach in Ruhe!" Ich knallte die Tür hinter mir zu und stieg ins Auto. Aus purer Verzweiflung schlug ich auch direkt die Richtung zu Marcos Wohnung ein. Inzwischen liefen die Tränen und ich bemühte mich auch gar nicht mehr, dagegen anzukämpfen. Bei Marco angekommen, klingelte ich wie üblich Sturm. Und kaum hatte er die Tür geöffnet, brach es endgültig aus mir heraus. „Ach du scheiße", Marco schloss die Tür und zog mich dann in eine Umarmung, „Was ist mit dir los?" „Ich hab es gewusst", brachte ich nur heraus. Marco schien jedoch nicht zu verstehen, was ich meinte. „Was hast du gewusst?", hakte er deshalb nach. „Sie und Alex. Das ging verdammt schnell ... Hatte es wohl ganz schön eilig, mich zu ersetzen", brachte ich mit brüchiger Stimme hervor, „Das war es dann wohl." „Wie kommst du denn darauf?" „Er war bei uns zu Hause. Du hättest mal sehen müssen, wie eng die zusammensaßen. Und zum Abschied gab es einen Kuss auf die Wange. Das reicht ja wohl." „Was sagt Sofy denn dazu?" „Ist mir doch egal! Ich muss mir doch nicht auch noch ihre Ausreden anhören. Ich hab alles gesehen. Und wer weiß, was die sonst noch alles gemacht haben ..." „Man Wincent. Das heißt doch aber alles nichts. Du musst dir doch wenigstens anhören, was sie dazu sagt", versuchte Marco es erneut. „Nen Scheiß muss ich", schrie ich, „Lass mich einfach allein!" Und damit verschwand ich im Gästezimmer und schloss die Tür hinter mir ab. Ich wollte niemanden mehr sehen. Wollte mir nicht anhören müssen, was ich zu tun hatte. Ich hatte doch alles gesehen. Da musste ich mir auch keine dämlichen Ausreden anhören. Und doch quälte mich die Frage, warum. Warum hatte sie mich von heute auf morgen ersetzt? Einfach so. War ich so blind gewesen? Hatte ich irgendwas nicht bemerkt? Aber in München ... da war doch alles perfekt. Wir hatten so eine schöne Zeit, hatten über das gemeinsame Altwerden gesprochen. Hatte sie mich angelogen? Oder hatte sie das einfach nur wirklich so schnell vergessen? Und wieder war ich ein verdammter Idiot gewesen. Für mich war sie DIE Frau gewesen. Die Frau, mit der ich alt werden wollte. Mit der ich mein restliches Leben teilen wollte. Und eigentlich dachte ich immer, dass sie es andersrum genauso wollte. Wie hatte ich mich nur so in ihr täuschen können?

Vielleicht irgendwann (2)Where stories live. Discover now