Teil 232

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Sofy

Er zögerte für meinen Geschmack viel zu lang. Dann seufzte er und nickte: „Okay. Auch wenn es mir schwerfällt …“ „Danke“, entgegnete ich und lächelte schwach. Mir lag es einfach sehr am Herzen, dass dieser ganze Mist endlich aufhörte. Und das würde es nicht, wenn Wincent jetzt irgendwas aus einer Emotion heraustat, was er später möglicherweise bereuen könnte. Dieses Mal sollte sich einzig und allein ein Anwalt um das alles kümmern, damit das Ganze endlich ein Ende fand. „Ich kümmre mich morgen, dass das alles zu einem Anwalt geht“, versprach er mir. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und atmete tief durch. Wann hörte das alles endlich auf? „Hey. Wir bekommen das schon hin“, entgegnete er, während er seinen Arm um mich legte und mich näher zu sich zog, „Alles andere haben wir bisher auch hinbekommen.“ „Wäre zumindest schön“, murmelte ich lediglich. Damit beließen wir es erstmal, sollte das Thema doch bald wieder aufkochen.
Da es am nächsten Morgen früh rausging, gingen auch wir recht früh schlafen. Bereits um sechs Uhr in der Früh klingelte der Wecker, denn bereits um halb acht mussten meine Geschwister im Zug sitzen. Dieses Mal hatte ich Wincent auch überzeugen können, dass ich fuhr und er mit den Kindern zu Hause blieb. Letztlich hatte ich ihn einfach davon überzeugt, so ein wenig Zeit mit seinen Kindern zu haben und damit bekam ich ihn immer.
Pünktlich kamen wir am Gleis an und der Abschied fiel uns dann doch irgendwie schwer. Aber natürlich hatten wir schon überlegt, dass Wincent, Niilo, Elina und ich sie alle um Weihnachten rum besuchen kommen wollten. Und das waren ja auch nur noch knappe zwei Monate. „Passt auf euch auf. Und meldet euch, wenn ihr zu Hause seid“, verlangte ich dann noch, ehe sie in ihren Zug einstiegen. Erst als vom Zug nichts mehr zu sehen war, ging ich zurück zum Auto, um nach Hause zu fahren. Es war immer wieder erstaunlich, wie schnell die Zeit vergehen konnte. Denn der Besuch meiner Geschwister war einfach so schnell verflogen, dass man es kaum glauben konnte.
Zu Hause angekommen hatte Wincent inzwischen auch beide Kinder fertig gemacht und es sich mit einer Tasse Kaffee im Wohnzimmer gemütlich gemacht. „Da bist du ja schon wieder. Du … ich würde nachher mal zu Marco fahren, wenn es passt“, teilte er mir mit, als ich mich zu ihm setzte. „Klar. Warum sollte das nicht passen? Ich wollte nachher zu Melina, da können Elina und Niilo mit. Habt ihr irgendwas bestimmtes vor?“ „Hm? Ne … Einfach nur so“, murmelte er, aber ich dachte mir nichts weiter dabei. Warum auch? Melina und ich hatten ja auch nichts wirklich vor.
Und so fuhr Wincent am Nachmittag zu Marco, während ich mir die Kinder schnappte und mich auf den Weg zu Melina machte. „Kaffee ist schon fertig“, begrüßte mich meine beste Freundin, als ich noch nicht mal die Wohnung betreten hatte. „Perfekt“, erwiderte ich lachend, „Du kennst mich zu gut.“ „Du hast zwei kleine Kinder. Ich würde mit Elias schon ohne Kaffee oftmals nicht auskommen, wie geht es dir dann ernst“, erwiderte sie grinsend, als ich ihr ins Wohnzimmer folgte. Und so erzählten wir in den nächsten Stunden einfach, was so los war. Und Melina bestand darauf, dass wir uns schon einmal Hochzeitskleider im Internet ansahen, damit ich ein wenig Inspiration bekam. Irgendwann wurden wir vom Klingeln meines Handys unterbrochen. „Warte mal kurz“, murmelte ich und zog mich auf den Balkon zurück, ehe ich den Anruf entgegennahm, „Hallo?“ „Was bist du denn für ein feiges Stück. Musst du jetzt schon deinen Herzallerliebsten vorschicken, damit er deine Probleme klärt? Wie armselig bist du denn“, kam es auch direkt von Ina und ich verstand erst nicht. Bis mir dämmerte, dass Wincent sich wohl nicht an sein Versprechen gehalten hatte. Wütend legte ich einfach auf und stapfte zurück. „Was ist?“, wollte Melina auch sofort wissen. „Ich muss was klären. Kann ich dir Niilo und Elina kurz hierlassen?“ „Äh klar. Aber was ist denn?“ „Erzähl ich dir später!“, erwiderte ich nur und verließ auch gleich die Wohnung, um in mein Auto zu steigen. Dann wollten wir doch mal zu Marco fahren und das klären. Denn ich war einfach nur sauer. Er hatte mir versprochen, nicht hinzufahren und er hatte sein Versprechen gebrochen. So viel bedeuteten also Versprechen.
Doch leider sollte ich nicht bei Marco ankommen. Denn während ich über die Landstraße fuhr, kam mir ein überholendes Fahrzeug auf meiner Spur entgegen. Ich ging so stark in die Eisen, wie es eben möglich war, aber der Zusammenprall war unvermeidbar.

Vielleicht irgendwann (2)Onde histórias criam vida. Descubra agora